Geulincx

[772] Geulincx (Geulingx, Geulings), Arnold, holländ. Philosoph, geb. 1625 in Antwerpen, gest. 1669 in Leiden, studierte in Löwen Theologie und Philosophie und wurde 1646 als Lehrer der Philosophie an der Universität daselbst angestellt, aber wahrscheinlich wegen seiner Angriffe auf die alte scholastische Philosophie 1658 entsetzt und lebte darauf, zum Protestantismus übergetreten, in Leiden, wo er 1665 Professor der Philosophie wurde. G. hat als Anhänger des Cartesius dessen Lehre von dem Verhältnis des Körpers zur Seele in folgerichtiger Fortbildung durch das von ihm sogen. System der gelegentlichen Ursachen (Okkasionalismus) ergänzt, dessen Wesen darin besteht, daß Gott auf unbegreifliche Weise es bewirkt, daß bei Gelegenheit des leiblichen der psychische Vorgang, die Empfindung, und bei Gelegenheit des seelischen Vorganges, des Willenaktes, der leibliche, die Bewegung, eintritt. Bei G. kommt es nicht zur gleichbleibenden Entscheidung darüber, ob Gott bei jeder gelegentlichen Ursache selbst eingreift (Wunder), oder ob die Übereinstimmung durch Gott von vornherein so geordnet ist. Wir können selbst nichts tun, sondern sind nur Zuschauer dessen, was Gott in uns wirkt. Von G.' Schriften sind die »Saturnalia« (3. Aufl., Leid. 1660), »Logica« (das. 1662), »Ethica« (Amsterd. 1666) bei seinen Lebzeiten, die für sein Verhältnis zu Cartesius wichtigsten: »Annotata praecurrentia in Cartesium« (Dordrecht 1690) und »Metaphysica vera« (Amsterd. 1691), aber erst nach seinem Tod erschienen. Eine Gesamtausgabe der »Opera philosophica« besorgte Land (Haag 1891–93, 3 Bde.). Vgl. Grimm, Arnold G.' Erkenntnistheorie und Okkasionalismus (Jena 1875); Pfleiderer, G. als Hauptvertreter der okkasionalistischen Metaphysik und Ethik (Tübing. 1882); Samtleben, G., ein Vorgänger Spinozas (Halle 1885); Vanderhaeghen, G., étude sur sa vie, sa philosophie et ses ouvrages (Gent 1886); Land, Arnold G. und seine Philosophie (Haag 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 772.
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