Gmelin

[59] Gmelin, 1) Johann Georg, Reisender, geb. 12. Juni 1709 in Tübingen als der Sohn des Chemikers Johann Georg G. (geb. 1674, gest. 1728), gest. daselbst 20. Mai 1755, studierte in seiner Vaterstadt, ging 1727 nach Petersburg, wo er 1731 Professor der Chemie und Naturgeschichte wurde. 1733–43 machte er mit dem Geographen Delisle, dem Historiker Müller, dem Kapitän Bering u.a. eine naturwissenschaftliche Reise nach Sibirien, 1747 kehrte er nach Tübingen zurück und erhielt hier 1749 die ordentliche Professur der Botanik und Chemie. Er schrieb: »Reise durch Sibirien« (Götting. 1751–52, 4 Bde.) und »Flora sibirica« (Petersb. 1748–49, 4 Bde.).

2) Samuel Gottlieb, Reisender und Botaniker, Neffe des vorigen, geb. 4. Juli 1744 in Tübingen, gest. 27. Juli 1774, studierte in Tübingen Medizin, wurde 1767 Professor der Botanik in Petersburg und machte 1768–73 mit Pallas, Güldenstedt und Lapuchin eine naturwissenschaftliche Reise durch das südöstliche Rußland, besuchte auch die Süd- und Ostküste des Kaspischen Meeres, ward aber auf der Rückreise von dem Chan der Chaitaken gefangen und starb im Kerker von Achmetkend im Kaukasus. Seine Hauptschriften sind: »Historia fucorum« (Petersb. 1768) und »Reise durch Rußland« (das. 1774–84, 4 Bde., mit Biographie von Pallas).

3) Johann Friedrich, Botaniker, Neffe von G. 1), geb. 8. Aug. 1748 in Tübingen, gest. 1. Nov. 1804 in Göttingen, ward 1772 Professor der Naturgeschichte und Botanik in Tübingen und 1775 Professor der Medizin in Göttingen. Er war einer der vielseitigsten und fruchtbarsten Naturforscher des 18. Jahrh.; sein Hauptwerk ist die »Onomatologia botanica completa, oder vollständiges botanisches Wörbuch« (Ulm 1771–77, 9 Bde.).

4) Ferdinand Gottlieb von, geb. 10. März 1782 in Tübingen, gest. daselbst als Professor der Naturgeschichte und Medizin 21. Dez. 1848, schrieb: »Allgemeine Pathologie des menschlichen Körpers« (Tübing. 1813; 2. Aufl., Stuttg. 1821); »Allgemeine Therapie« (Tübing. 1830); »Kritik der Prinzipien der Homöopathie« (das. 1835).

5) Leopold, Chemiker, Sohn von G. 3), geb. 2. Aug. 1788 in Göttingen, gest. 13. April 1853, studierte in Göttingen, Tübingen und Wien Medizin und Chemie, habilitierte sich 1813 zu Heidelberg, ward 1817 Professor der Medizin und Chemie und nahm 1851 seine Entlassung. Sein »Handbuch der theoretischen [59] Chemie« (Frankf. a. M. 1817–19, 3 Tle.) war epochemachend und ist noch gegenwärtig, in neuer AuflageAnorganische Chemie«, 6. Aufl. von Kraut u.a., Heidelb. 1874–97, 3 Bde.; »Organische Chemie«, 4. Aufl., das. 1872, 5 Bde.), sehr geschätzt. Außerdem schrieb er mit Tiedemann: »Versuche über die Wege, auf welchen Substanzen aus dem Magen und Darmkanal ins Blut gelangen, über die Verrichtung der Milz und die geheimen Harnwege« (Heidelb. 1820); »Versuch eines neuen chemischen Mineralsystems« (das. 1825); »Die Verdauung« (mit Tiedemann, das. 1826–27, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831).

6) Christian Gottlob, Chemiker, Neffe von G. 2), geb. 12. Okt. 1792 in Tübingen, gest. daselbst 13. Mai 1860, machte seit 1814 Reisen in Frankreich, Norddeutschland, Schweden, Norwegen und England und wurde 1817 Professor zu Tübingen. Er war einer der bedeutendsten Chemiker seiner Zeit und schrieb: »Einleitung in die Chemie« (Tübing. 1833–37, 2 Bde.). Vgl. »Stammbaum der Familie G.« (Karlsr. 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 59-60.
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