Herzogenberg

[254] Herzogenberg, Heinrich von, Komponist, geb. 10. Juni 1843 in Graz, gest. 9. Okt. 1900 in Wiesbaden, besuchte 1862–64 das Wiener Konservatorium, wo er besonders den Unterricht F. O. Dessoffs genoß, und siedelte 1872 nach Leipzig über, wo er 1874 mit Spitta, Holstein u. a. den Bach-Verein begründete, dessen Direktion er nach Volklands Weggang 1875 übernahm. Im Oktober 1885 wurde er als Nachfolger Kiels als Kompositionslehrer und Vorsteher einer akademischen Meisterschule mit dem Titel Professor an die königliche Hochschule für Musik in Berlin berufen. Gesundheitsrücksichten zwangen ihn mehrmals, seit Amt zeitweilig niederzulegen. Schon die überwiegend seiner Leipziger Zeit angehörigen Kammermusikwerke (3 Violinsonaten, 3 Cellosonaten, 5 Streichquartette, 2 Streichtrios, 1 Klavierquintett, 2 Klavierquartette) und sein »Deutsches Liederspiel« (mit vierhändiger Klavierbegleitung) und die kleinern Chorkompositionen (darunter 5–6stimmige a cappella-Gesänge) hatten H. als einen Komponisten von einer strengen Eigenart erwiesen, die sich in den Orchesterwerken (Symphonien C moll 1885, B dur 1890, symphonische Dichtung: »Odysseus«) und den großen Werken für Solo, Chor und OrchesterKolumbus«, »Der Stern des Liedes«, »Die Weihe der Nacht«, »Des Mannes Klage«) immer deutlicher herausbildete. Seine letzten großen kirchlichen Kompositionen (der 94. Psalm, Op. 60, der Königspsalm, Op. 70, Requiem, Op. 72, Totenfeier, Op. 80, die große Messe, Op. 87, und die beiden Oratorien »Die Geburt Christi«, Op. 90, und »Die Passion«, Op. 93) weisen ihm aber eine Stelle in der vordersten Reihe der kirchlichen Komponisten an. Vgl. Altmann, Heinrich v. H. (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 254.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika