Instrumentation

[877] Instrumentation (Instrumentierung), die Verwendung der Instrumente in Werken der Instrumentalmusik, insbes. der Orchestermusik (daher auch »Orchestration«). Für die I. sind zunächst natürliche Tonlage und Umfang der einzelnen Instrumente, dann aber ihr Klangcharakter maßgebend. Den Grundstock des modernen Orchesters bilden die Streichinstrumente; ihnen stehen ergänzend (verstärkend) oder kontrastierend gegenüber die schärfer charakterisierten und in ihren Mitteln beschränktern Blasinstrumente, die sich wieder in die beweglichern und gefangreichern Holz- und die schwerfälligen, aber klanggewaltigen Blechinstrumente scheiden. Endlich kommen dazu noch die nur dem Rhythmus und der Schallverstärkung dienenden Schlaginstrumente. Die Kunst der I. besteht in der zielbewußten Ausbeutung der Eigenart der einzelnen Instrumente, die etwa seit dem Anfang des 17. Jahrh. sich allmählich entwickelt hat, zuerst in der Oper (Monteverdi, Lully, Scarlatti, Gluck) und dem Oratorium (Händel, Bach), seit Haydn und Mozart aber auch in der Symphonie. Die älteste Instrumentalmusik (vor 1600) wurde nach Belieben der Dirigenten an die Instrumente verteilt (nach der Tonlage), kannte also eine eigentliche I. noch nicht. Während bei den Klassikern die I. in der Hauptsache nur eine natürlich angemessene, schlichte ist, haben die Meister seit Weber und Mendelssohn sie mehr und mehr zu einer speziell charakteristischen umgewandelt, ganz besonders die Programmkomponisten (Berlioz, Liszt, R. Strauß) und die neuern Opernkomponisten. – Die Instrumentationslehre behandelt Tonumfang und Eigenart, technische Behandlung und zweckmäßige Kombination der Instrumente. Gute Anleitungen finden sich in den Kompositionslehren von Marx (Bd. 4) und Lobe (Bd. 2); als spezielle Instrumentationslehren vgl. Berlioz, Traité d'instrumentation (Par. 1844; deutsch von Dörffel, Leipz. 1864, von Weingartner, das. 1904); Gevaert, Nouveau traité d'instrumentation (Par. 1885; deutsch von Riemann, Leipz. 1887) und Cours méthodique d'orchestration (1. Teil, Par. 1890); E. Prout, Elementarlehrbuch der I. (deutsche Ausg., 3. Aufl., Leipz. 1904) und The orchestra (Lond. 1899–1900, 2 Tle.); Jadassohn, Lehrbuch der I. (Leipz. 1889); Riemann, Katechismus der Musikinstrumente (3. Aufl., das. 1904); R. Hofmann, Praktische Instrumentationslehre (2. Aufl., das. 1901, 7 Tle.); Widor, Technique de l'orchestre moderne (Par. 1905; deutsch von Riemann, Leipz. 1905); zur Geschichte: Lavoix, Histoire de l'instrumentation (Par. 1878). Vgl. Orchester.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 877.
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