Könneritz

[404] Könneritz, 1) Julius Traugott von, sächs. Staatsmann, geb. 1792 in Merseburg, gest. 28. Okt. 1866 in Dresden, in Schulpforta gebildet, studierte die Rechte, machte den Feldzug von 1814 als Freiwilliger mit, trat 1817 in den sächsischen Staatsdienst und wurde 1818 Amtshauptmann im Leipziger Kreis, 1821 Appellationsrat, sodann Hof- und Justizrat bei der Landesregierung, 1830 Kanzler und 1831 Justizminister. Sein Werk war die Trennung der Justiz und Verwaltung in den höhern Instanzen sowie die Teilung der Landesregierung in ein Landesjustizkollegium und eine Landesdirektion. Noch größere Umgestaltungen führte er infolge des ersten konstitutionellen Landtags durch: außer dem Staatsdienergesetz, dem Militärstrafgesetzbuch und dem Gesetz über Allodifikation der Lehen war auch das Strafgesetzbuch von 1838 wesentlich sein Werk. Seit 1844 Vorsitzender des Gesamtministeriums, gab er, ein Hauptgegner der von den Ständen geforderten Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens, 1846 das Portefeuille der Justiz ab und schied im März 1848 aus dem Staatsdienst.

2) Léonce Robert, Freiherr von, sächs. Finanzminister, geb. 4. März 1835 in Paris als Sohn des damaligen sächsischen Gesandten, gest. 20. Jan. 1890 in Dresden, trat 1864 in den sächsischen Staatsverwaltungsdienst, war bis 1874 Amtshauptmann in Chemnitz und wurde dann Kreishauptmann in Zwickau und Anfang 1876 in Leipzig. Am 1. Nov. 1876 als Nachfolger des Freiherrn Richard v. Friesen (s. d. 3) zum sächsischen Finanzminister berufen, brachte er die infolge der Gründerjahre stark erschütterten Staatsfinanzen wieder in die Höhe; die von seinem Vorgänger vorbereitete Ein- und Durchführung der Einkommensteuergesetzgebung ist sein Werk. Die Staatsbudgets, in denen anfangs nur durch Steuerzuschläge Gleichgewicht hergestellt werden konnte, gestalteten sich mit jeder Finanzperiode günstiger und gewannen an Übersichtlichkeit. K. förderte den Eisenbahnbau, verstaatlichte den Erzbergbau, organisierte das Hochbauwesen neu und verbesserte die Einrichtung des Forstwesens; sein letztes Werk waren die Pläne für die Dresdener Bahnhofsneubauten. K. gehörte, ehe er Minister wurde, dem sächsischen Landtag und 1874–76 auch dem Reichstag an; an den Beratungen über den Zolltarif von 1879 nahm er als Bundesratsbevollmächtigter teil. Seit 1863 mit einer Tochter des Ministers v. Beust (s. d. 4) vermählt, ward K. 1874 in den Freiherrenstand versetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 404.
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