[42] Kirchengeräte, im weitern Sinn alle zur innern Ausstattung einer Kirche gehörenden Möbel und Gebrauchsgegenstände, im engern Sinne nur die zur Ausübung der gottesdienstlichen Handlungen nötigen Objekte. Kirchliche Möbel sind die Bänke und Stuhlreihen (Gestühle) für die ganze Gemeinde sowie für abgesonderte Korporationen, die Chorstühle für die Geistlichkeit, die Kanzel mit Schalldeckel, Betstühle und Betschemel, der Altar, die Tabernakel, Sakramentshäuschen, Orgel, Taufbecken und -Steine etc. Alles Bewegliche (Stühle etc.) ist gewöhnlich von Holz, alles Stabile[42] (Altar, Taufstein, Kanzel etc.) meist von Sandstein, Marmor, Granit u. dgl. Die Becken, die später in die Taufsteine eingelassen wurden, waren nebst den dazugehörigen Deckeln von Metall. Die K. im engern Sinne gruppieren sich um den Altar, indem sie teils zu seinem Schmucke gehören (Altardecke, Paramente, Altarleuchter, Reliquiarien, Kruzifixe), teils bei heiligen Handlungen dienen (Monstranz, Kelch, Weihrauchkessel, Glocken, Patenen, Ciborien, Aquamanilien, Kußtäfelchen, Hostienbüchsen u. a.). Alle diese Geräte waren schon in den frühesten Zeiten der christlichen Kirche Gegenstände künstlerischer Ausschmückung, an denen sich die Kunst und später das Kunsthandwerk ausgebildet und entwickelt haben. Die kirchliche Kunst war die Vorläuferin und der Halt der profanen Kunst. Die verschiedenen Techniken sind zuerst in den Dienst der Kirche getreten, und insbes. hat sich die Goldschmiedekunst und die Metallotechnik überhaupt und das Email durch die Verfertigung von Kirchengeräten zu der Höhe emporgearbeitet, die diese Zweige des Kunstgewerbes im 15. und 16. Jahrh. erreichten. Proben davon enthält die Tafel »Goldschmiedekunst«, Fig. 1, 5, 6, 10, 11 und 14. Die ältern K., namentlich diejenigen, die in ältern Gotteshäusern die Dom- oder Kirchenschätze bilden, gehören meist dem frühchristlichen oder byzantinischen, dem romanischen und dem gotischen Stil an. Letzterer hat sich in Kirchengeräten noch bis tief in die Zeiten der Renaissance hinein erhalten, wo gotische Formen neben gotischen und Renaissanceornamenten oft an demselben Gerät auftreten. Auch in neuerer Zeit hat man bei der Anfertigung von Kirchengeräten den gotischen Stil bevorzugt. Hauptsitze dieser modernen Industrie sind: Köln, Aachen, Wernigerode (Bildhauer Kuntzsch), München, Wien, Brüssel, Mecheln, Paris, Lyon, London und Birmingham. Vgl. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters (5. Aufl., Leipz. 188385, 2 Bde.); Lübke, Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst (6. Aufl., das. 1873); Bürkner, Kirchenschmuck und K. (Gotha 1892) und Geschichte der kirchlichen Kunst (Freiburg 1903); Bergner, Kirchliche Kunstaltertümer in Deutschland (Leipz. 1903 f.); »Kirchenmöbel aus alter und neuer Zeit« (Berl. 1893); Pabst, Kirchenmöbel des Mittelalters und der Neuzeit (Frankfurt a. M. 189193); Maerklin, Musterbuch von Kirchengeräten (Stuttg., o. J.); Statz, Kirchliche Metallgeräte in gotischem Stil (Berl., o. J.); »Christliches Kunstblatt« (Stuttg., seit 1858), »Archiv für christliche Kunst« (das., seit 1884), »Zeitschrift für christliche Kunst« (Düsseld., seit 1888), »Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst« (hrsg. von Spitta und Smend, Götting., seit 1896); »Revue de l'art chrétien« (Lille) u. a.