Kopale

[456] Kopale, Harze von sehr großer Härte und hohem Schmelzpunkt (die weichern Sorten werden zuweilen auch als Animé bezeichnet). Die Abstammung der K. ist vielfach noch zweifelhaft, ebenso die Herkunft, weil die K. vielfach im Handel unter Namen gehen, die nicht von ihren Ursprungsorten, sondern ihren hauptsächlichsten Verschiffungsplätzen entlehnt sind; so wird z. B. Sansibarkopal häufig als Bombaykopal bezeichnet, weil er über Bombay verschifft wird, oder gar als Salemkopal, weil er in Salem in Nordamerika gewaschen und geschält wird. Die ostafrikanischen K. werden an der Ostküste Afrikas, zwischen dem 5. und 15.° südl. Br. innerhalb eines nicht sehr breiten Küstenstriches gegraben, wo sie in großen Massen in den jüngsten Erdschichten vorkommen; im Handel bezeichnet man sie als Sansibar- und Mosambikkopale. Sie stammen von Trachylobium verrucosum (s. Tafel »Industriepflanzen I«, Fig. 3), einer hohe Bäume bildenden Leguminose. Der von dem Baume gewonnene Kopal wird als Baumkopal bezeichnet; eine zweite Sorte, Chakazzi, findet sich am oder im Boden an Stellen, wo der Baum noch vorkommt, zumeist aber schon im Rückgang begriffen ist; die schwache Verwitterungskruste[456] und die geringe Härte zeigen, daß dieser Kopal erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit im Boden gelegen haben kann. Die dritte Sorte, der eigentliche (reife) Sansibarkopal, liegt als rezentfossiles Produkt tiefer im Boden, von Sand und Erde überlagert, und ist offenbar an diesen Stellen, wo jetzt der Kopalbaum längst zugrunde gegangen ist, zusammengeschwemmt worden; er wird nach dem Ausgraben »geschält«, d. h. von seiner sandigen Kruste befreit, und dann mittels Soda- oder Pottaschelösung gewaschen, worauf erst seine eigentümliche facettierte Oberfläche, die man allgemein als »Gänsehaut« bezeichnet, zum Vorschein kommt. Der aus Madagaskar kommende Kopal stammt wohl von dem gleichen Baum ab wie der Sansibarkopal. Der Inhambanekopal aus Ostafrika wird in einigen Bezirken von Mosambik und im Nyassaland gewonnen und stammt wahrscheinlich von Copaifera Gorskiana, einem waldbildenden Leguminosenbaum.

Die westafrikanischen K. finden sich an der Küste des gesamten tropischen Westafrika, von Sierra Leone an bis nach Benguella, und zwar ebenfalls als rezentfossiles Produkt in einer Schicht von Mergel, Sand und Lehm bis zu ungefähr 3 m Tiefe. Sie kommen jetzt in sehr viel größern Massen als die ostafrikanischen K. in den Handel, sind aber von geringerer Qualität als diese. Man unterscheidet K. von Sierra Leone, Kamerun, Gabun, Loango, Angola und Benguella und macht auch Unterschiede nach ihrer Farbe (roter und weißer Kopal) oder nach ihrer äußern Gestalt (z. B. Kieselkopal von Sierra Leone). Die Stammpflanzen der westafrikanischen K. gehören wohl der Leguminosengattung Copaifera an, jedoch soll auch Cynometra sessiliflora, ebenfalls eine Leguminose, am Kongo Kopal liefern.

Kaurikopal stammt von Agathis australis (Dammara australis), einer Konifere auf der Nordinsel Neuseelands, aus deren ' Stämmen das Harz austritt oder an den Wurzeln in großen Klumpen zusammenfließt; aber auch am und im Boden an Stellen, wo ehemals Kauriwälder gestanden haben, findet sich das Harz massenhaft vor. Es ist meist mit einer kreidigen Kruste überzogen, hellgelb bis tiefbraun, von intensivem und angenehm balsamischem Geruch und gewürzhaftem Geschmack. Ein ganz ähnliches Harz kommt unter demselben Namen von Neukaledonien in den Handel; es stammt von Agathis ovata.

Manilakopal ist der gemeinsame Name für mittelharte, von den Sundainseln, Philippinen und Molukken in den Handel gebrachte Harze, die von Agathis Dammara (Dammara orientalis, s. Tafel »Industriepflanzen I«, Fig. 4) abstammen. Das Harz fließt in Massen aus den Stämmen hervor, vereinigt sich an den Wurzeln in Klumpen, wird häufig durch die Flüsse fortgeführt und sammelt sich auch nicht selten an den Ufern in großen Blöcken an; es kommen im Handel Stücke bis zu 40 kg Gewicht vor. Die Oberfläche ist meist etwas dunkler gefärbt als die innern Schichten, doch fehlt eine eigentliche Verwitterungskruste; die Farbe ist gewöhnlich bernsteingelb, seltener braun; der Geruch ist angenehm balsamisch, ähnlich dem des Kaurikopals.

Die südamerikanischen K. sind niemals fossiler Natur, sondern stammen von noch jetzt lebenden Bäumen ab. Am häufigsten kommt in den Handel das von Hymenaea Courbaril (s. Tafel »Industriepflanzen I«, Fig. 5) stammende Harz; es besteht aus knolligen gelben bis dunkelgrünen Stücken mit einem dünnen, kreidigen Überzug. Wahrscheinlich liefern auch noch andre Arten von Hymenaea in Südamerika Kopal. Kopalabfälle werden zusammengeschmolzen und unter verschiedenen Namen in den Handel gebracht.

Das spezifische Gewicht der K. zeigt geringe Unterschiede, wenn auf die eingeschlossene Luft keine Rücksicht genommen wird; das der vollständig luftleer gemachten Sorten schwankt zwischen 1,062 und 1,149. Die besten Sorten zeigen den geringsten Unterschied im spezifischen Gewicht zwischen dem natürlichen und dem luftleeren Harz. Die Härte schwankt zwischen 1,5 und 3, sie ist am größten bei den besten Kopalen (Sansibar, Mosambik), am weichsten sind die südamerikanischen K. Besonders wichtig für die Beurteilung der Güte der K. ist der Schmelzpunkt. In einem Haarröhrchen wird Pulver homogen durchscheinend von brasilischem Kopal bei 77°, Kamerun 96–110°, Manila 103°, Kauri 111°, Angola 125°, Sansibar 139 bis 158° (»untere Schmelzpunkte«). Im Metallbad verflüssigen sich, zum Teil unter Zersetzung: brasilischer Kopal bei 115°, Kamerun bei 110–120°, Manila bei 120°, Kauri bei 115–140°, Sansibar bei bei 340–360° (»obere Schmelzpunkte«). Die von Koniferen herrührenden Sorten (Manila, Kauri) lösen sich in Chloralhydrat, während die K. von Trachylobium-Arten (Sansibarkopale) darin unlöslich sind. Manche Sorten lösen sich in heißer Kalilauge, andre nicht; Chloroform löst (jeden?) Kopal reichlich, absoluter Alkohol wenig (besser nach Zusatz von etwas Kampfer); in Äther quillt Kopal zu einer in warmem Alkohol löslichen Gallerte auf, von den ätherischen Ölen ist Kajeputöl das beste Lösungsmittel. Rizinusöl gibt eine mit Alkohol mischbare, aber nicht beständige Lösung; Kalkuttakopal wird in Leinöl und Terpentinöl löslich, wenn man ihn vorher in verschlossenen Gefäßen auf 350–400° erhitzt. Scharf gedarrter Kopal löst sich in Aceton. Kopalpulver verliert an der Luft Kohlenstoff und wird in Alkohol, Äther und Terpentinöl löslich. Über die chemische Zusammensetzung der K. ist wenig bekannt, Sansibarkopal enthält 80° Trachytolsäure, 6 Proz. Resene, 4 Proz. Isotrachylolsäure etc. Man benutzt große, schöne Stücke von Sansibarkopal, wie Bernstein, zu Dreh- und Schnitzarbeiten; hauptsächlich aber dient Kopal zu Lacken und Firnissen. Zur Darstellung derselben werden die bessern Sorten, um sie löslich zu machen, geschmolzen. Dabei benutzt man ein kupfernes trichterförmiges Gefäß mit Deckel und Siebboden, das in einem Blech steckt und mit diesem auf einem Mörser liegt. Auf das Blech legt man glühende Kohlen, so daß der in dem Gefäß enthaltene gepulverte Kopal schmilzt und sofort durch das Sieb abfließt, ohne weiter erhitzt zu werden. Der wieder erstarrte Kopal wird gepulvert und längere Zeit der Luft ausgesetzt. Zur Bereitung von fettem Kopalfirnis mischt man den geschmolzenen Kopal sofort mit erhitztem Leinölfirnis, kocht, wenn der Lack weich werden soll, einige Zeit, setzt dann das ebenfalls erhöhte Terpentinöl hinzu und filtriert nach dem Erkalten durch graues Löschpapier. Violette schmelzt den Kopal bei 360° so lange, bis er 20–25 Proz. seines Gewichts verloren hat (was nach der Quantität des über destillierten Öls beurteilt wird), läßt dann etwas abkühlen und löst ihn bei 100° in Leinöl und Terpentinöl. Elastischen Kopalfirnis erhält man aus 3 Teilen Kopal, 1,5 Teil Leinölfirnis und 9 Teilen Terpentinöl, welch letzteres zugesetzt wird, nachdem der Leinölfirnis mit dem Kopal 2–3 Stunden gekocht hat. Etwas mehr Leinöl macht den Lack noch elastischer. Nimmt man nur 1,25 Teil Leinölfirnis und[457] kocht nicht, so trocknet der Firnis schnell. Zu farblosem Kopalfirnis läßt man 1 Teil guten Kopal gepulvert wenigens 4–6 Wochen an einem sehr trocknen Ort ausgebreitet liegen, mischt ihn mit 1 Teil grobem Glaspulver, erhitzt ihn in einer Flasche (im Sandbad) mit 6 Teilen Terpentinöl zum Kochen und setzt 1 Teil heißen Leinölfirnis hinzu. In Chloroform oder Benzol gelöster Kopal wird als Kaltlack in der Photographie benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 456-458.
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