Krösos

[741] Krösos (Kroisos, Crösus), letzter König von Lydien, aus der Dynastie der Mermnaden, war Statthalter von Mysien, bis er 563 v. Chr. seinem Vater Alyattes auf dem Thron folgte. Er eroberte Ephesos, zwang die übrigen kleinasiatischen Griechen zur Zinspflicht, unterwarf Phrygien, Bithynien und dehnte seine Herrschaft östlich bis an den Fluß Halys aus. Die Schätze, die er in seiner glänzenden Hauptstadt Sardes aufhäufte, wurden sprichwörtlich. In dieser Zeit des Glücks soll nach Herodots Erzählung, deren Sagenhaftigkeit schon die chronologischen Schwierigkeiten beweisen, Solon den K. besucht, aber jenen Schätzen einen so geringen Wert beigemessen haben, daß er, statt ihren Besitzer für den glücklichsten der Sterblichen zu erklären, das Los des sonst unbekannten Atheners Tellos und des Brüderpaares Kleobis und Biton dem des reichen Königs weit vorzog, weil kein Mensch vor seinem Tode glücklich zu preisen sei. Durch den Sturz des ihm verschwägerten medischen Königs Astyages (553 oder 550) auch für seine Herrschaft besorgt gemacht, beschloß K., der ihm von Kyros drohenden Gefahr durch einen Angriff zuvorzukommen, und verband sich mit Nabunaid von Babylon und Amasis von Ägypten. Das Orakel zu Delphi, über den Ausgang des Unternehmens befragt, antwortete, wenn K. über den Fluß Halys gehe, werde ein großes Reich zugrunde gehen. Den Doppelsinn dieser Antwort übersehend, überschritt er den Halys und lieferte den Persern bei Pteria 547 eine unentschiedene Schlacht. K. zog sich nach Sardes zurück, entließ seine Hilfstruppen und gedachte während des Winters neue Rüstungen zu machen. Plötzlich aber fiel Kyros in sein Reich ein und warf durch eine List K. samt seiner lydischen Reiterei nach Sardes zurück. Nach 14tägiger Belagerung fiel die Stadt 546, und K. selbst wurde gefangen. Herodot erzählt: Zum Feuertode verurteilt, entsann sich K. auf dem Scheiterhaufen der warnenden Worte des griechischen Weisen und rief dreimal dessen Namen. Auf des Kyros Erkundigung, was er damit meine, erzählte er ihm den Grund und machte damit einen solchen Eindruck auf den Sieger, daß dieser ihn begnadigte. Da aber die Flamme nicht sogleich zu dämpfen war, so flehte K. Apollon um Rettung an, worauf ein heftiger Platzregen das Feuer löschte. Diese Erzählung indes sowie die des Ktesias, K. habe nach der Eroberung der Stadt im Tempel des Apollon Rettung gesucht und sei dort durch dessen Hilfe dreimal aus den Händen der Perser befreit worden, und nachdem ihm der Gott in der königlichen Burg zum viertenmal Beistand geleistet, habe ihn Kyros als einen Schützling der Götter begnadigt, sind griechische Sagen. Kyros behandelte K., wie andre unterworfene Könige, großmütig und räumte ihm als Ratgeber an seinem Hof eine ehrenvolle Stelle ein, die K. auch unter Kambyses behauptete.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 741.
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