[750] Krupp, Alfred, Industrieller, geb. 26. April 1812 in Essen, gest. daselbst 14. Juli 1887. Sein Vater Friedrich K. (geb. 1787) betrieb in Essen ein Hammerwerk und eine kleine Gußstahlfabrik ohne geschäftliche Erfolge. Nach dem Tode des Begründers 8. Okt. 1826 führte seine Witwe in Gemeinschaft mit ihren Söhnen die Fabrik weiter fort, bis Alfred K. das Geschäft 1848 auf eigne Rechnung übernahm. Er schickte 1847 den ersten gezogenen Dreipfünder, ein Vorderladungsgeschütz, nach Berlin und stellte 1851 in London den größten Tiegelguß, hoch polierte harte Walzen und eine Sechspfünder-Mantelkanone mit Gußstahlrohr aus. K. lieferte fortan hauptsächlich Achsen, Wagenfedern und Radbandagen, nach Einführung der gezogenen Hinterlader stellte er für diese ein vorzügliches Material her, konstruierte 1865 den Rundkeilverschluß, verbesserte den Aufbau der Rohre, die Führung der Geschosse und lieferte auch neue Hohlgeschosse, neue Zünder und verbesserte Laffetenkonstruktionen. Das Kruppsche System bildet gegenwärtig die Grundlage der deutschen, österreichisch-ungarischen, italienischen u. russischen Feldartillerie, und in Deutschland ist die gesamte Ausrüstung der Feld-, Festungs-, Schiffs- und Küstenartillerie mit Geschützrohren aus der Kruppschen Fabrik hervorgegangen. Bis 1902 lieferte K. an mehr als 30 Staaten etwa 40,000 Kanonen. Aus dem größern Teil des hergestellten Tiegelgußstahls fabrizierte er aber schwere Kurbelwellen und seit der Einführung des Bessemer- und Siemens-Martinverfahrens auch Schienen und andres Eisenbahnmaterial, Kessel- und Schiffsbleche etc. Die Produktion in diesen Artikeln betrug 1893 etwa 230,000 Ton. Die Hauptspezialität aber blieb stets die Herstellung großer Tiegelgußstahlblöcke (bis zum Gewicht von 85,000 kg). Im Interesse der Fabrikation erwarb die Firma Kohlenzechen, Eisensteingruben und[750] bedeutende Konzessionen vorzüglicher Eisenerzlager bei Bilbao in Spanien und erbaute zum Transport der dortigen Erze vier Dampfer. Ferner wurde 1886 das Stahlwerk Asthöwer u. Komp. in Annen erworben. Nach dem Tode Alfred Krupps, dem in Essen zwei Denkmäler und 1899 in Charlottenburg ein Bronzestandbild (von Herter) errichtet wurden (sein Bildnis s. die Porträttafel »Techniker II«), gingen die Werke auf seinen einzigen Sohn, Friedrich Alfred K., geb. 17. Febr. 1854, gest. 22. Nov. 1902 in seiner Villa Hügel bei Essen, über. Dieser erweiterte die Werke sehr bedeutend, erwarb 1893 das Grusonwerk bei Magdeburg und 1902 die bereits seit 1896 auf seine Rechnung übernommene Schiffs- und Maschinenbau-Aktiengesellschaft Germania, die in der Folge von Tegel nach Kiel verlegt wurde. Friedrich Alfred K. war Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Staatsrates, 189398 gehörte er dem Reichstag an. Nach seinem Tod errichtete ihm der Kaiser 1904 ein Bronzestandbild (von Haverkamp) in Kiel. 1903 wurden die Werke laut Testamentsbestimmung in eine Aktiengesellschaft verwandelt, deren Aktien sich sämtlich im Besitz der Familie K. befinden. Zu den Werken der Firma (Fried. Krupp) gehören zurzeit die Gußstahlfabrik in Essen mit einem Schießplatz in Meppen, das Stahlwerk in Annen, das Grusonwerk in Buckau, die Germaniawerft in Kiel, das Hüttenwerk in Rheinhausen am Niederrhein mit sechs Hochöfen, drei weitere Hochofenanlagen bei Duisburg, Neuwied und Engers, eine Hütte bei Sayn mit Maschinenfabrik und Eisengießerei, Kohlenzechen, eine große Anzahl von Eisensteingruben in Deutschland, darunter zehn Tiefbauanlagen mit vollständiger maschineller Einrichtung, eine Reederei in Rotterdam mit Seedampfern, auch ist die Firma an mehreren andern Kohlenzechen und an Eisensteingruben bei Bilbao beteiligt. Am 1. April 1904 wurden auf den Kruppschen Werken 45,289 Personen (einschließlich 4190 Beamte) beschäftigt, davon in der Gußstahlfabrik Essen 25,041, auf den Kohlenzechen 7877, auf den Hüttenwerken etc. 6231, im Grusonwerk 3329, auf der Germaniawerft 2811. Die Gesamtzahl der zum Bereich der Gußstahlfabrik gehörigen Familienwohnungen für Arbeiter betrug 4342. Im ersten Geschäftsjahr wurden erzielt bei 160 Mill. Mk. Grundkapital 17,290,188 Mk. Betriebsüberschuß, 284,796 Mk. an Zinsen und 2,587,800 Mk. verschiedene Einnahmen, d. h. zusammen 20,16 Mill. Mk. Davon gehen ab an Steuern 3,236,119 Mk., für Arbeiterversicherung 2,124,527 Mk. und für Wohlfahrtsausgaben 3,239,369 Mk., so daß ein Gewinn verbleibt von insgesamt 11,562,769 Mk. Von diesem werden 5 Proz. der gesetzlichen Rücklage, 600,000 Mk. der Sonderrücklage, 500,000 Mk. der Arbeiterpensionskasse überwiesen und 6 Proz. Dividende auf das Kapital von 160 Mill. Mk. ausgeschüttet. Vgl. außer den kleinern biographischen Schriften über Alfred K. von V. Niemeyer (Essen 1887), Blencke (Leipz. 1898) und Frobenius (Dresd. 1898): Bädeker, Alfred K. und die Entwickelung der Gußstahlfabrik zu Essen (Essen 1888); Köpper, Das Gußstahlwerk F. K. und seine Entstehung (das. 1898); Kley, Bei K., sozialpolitische Reiseskizze (Leipz. 1899); »Friedrich Alfred K. und sein Werk« (Braunschw. 1904) und die von der Firma Fried. Krupp herausgegebenen »Statistischen Angaben« (1905).