[597] Lipps, Theodor, Philosoph, geb. 28. Juli 1851 in Wallhalben (Pfalz), studierte in Erlangen, Tübingen, Utrecht und Bonn zuerst Theologie, dann Mathematik und Naturwissenschaften, hierauf Philosophie, habilitierte sich für Philosophie in Bonn 1877, wurde 1889 daselbst außerordentlicher Professor, ging als ordentlicher Professor 1890 nach Breslau und 1894 nach München. L. hat sich besonders der Psychologie und Ästhetik gewidmet. Er schrieb: »Grundtatsachen des Seelenlebens« (Bonn 1883); »Psychologische Studien« (Heidelb. 1885; 2. Aufl., Leipz. 1905); »Der Streit über die Tragödie« (Hamb. u. Leipz. 1891); »Ästhetische Faktoren der Raumanschauung« (das. 1891); »Grundzüge der Logik« (das. 1893); »Die ethischen Grundfragen«, zehn Vorträge (das. 1899, 2. Aufl. 1905); »Psychologie, Wissenschaft und Leben«, Festrede (Münch. 1901); »Das Selbstbewußtsein, Empfindung und Gefühl« (Wiesb. 1901); »Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst« (Hamb. 1903, Bd. 1); »Leitfaden der Psychologie« (Leipz. 1903). Mit R. M. Werner gibt er die »Beiträge zur Ästhetik« heraus (Hamb., seit 1890). Ohne die Möglichkeit einer Metaphysik als Weltbetrachtung zu leugnen, sieht L. die Aufgabe der wissenschaftlichen Philosophie in der auf Erfahrung gegründeten Geisteswissenschaft, die in der Psychologie ihre Grundlage hat. Die Psychologie beruht nach ihm auf der unmittelbaren Erfahrung, d.h. der Betrachtung und Analyse der Bewußtseinszustände; die Meinung, man könne Psychologie auf dem Grunde der Physiologie treiben, sieht er als irrig an.