Miquel

[887] Miquel (spr. mīkel), 1) Friedrich Anton Wilhelm, Botaniker, geb. 24. Okt. 1811 zu Neuenhaus in Hannover, gest. 23. Jan. 1871 in Utrecht, studierte seit 1829 in Groningen Medizin, wurde 1833 Hospitalarzt in Amsterdam, 1835 Lektor der Botanik an der klinischen Schule in Rotterdam, 1846 Professor am Athenaeum illustre in Amsterdam und 1859 in Utrecht, außerdem 1862 Direktor des Reichsherbariums in Leiden. Er schrieb: »Monographia generis Melocacti« (Bresl. 1841), »Genera Cactearum« (Rotterd. 1839), »Monographia Cycadearum« (Utr. 1842), »Systema Piperacearum« (Rotterd. 1843–1846), »Illustrationes Piperacearum« (Bresl. 1844), »Analecta botanica indica« (Amsterd. 1850–52, 3 Tle.), »Flora Indiae Batavae« (das. 1855–59, 3 Tle. mit Suppl.), »Prodromus systematicus Cycadearum« (das. 1861), »Sumatra, seine Pflanzenwelt und deren Erzeugnisse« (Leipz. 1862), »Choix des plantes rares ou nouvelles cultivées et dessinées dans le jardin botanique de Buitenzorg« (Haag 1863), »Prolusio florae japonicae« (Amsterd. 1865–67), »De Palmis Archipelagi indici« (das. 1868), »Illustrations de la flore de l'Archipel indien« (das. 1870). Auch gab er die »Annales Musei Lugduno-Batavi« heraus.

2) Johannes von, deutscher Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 19. Febr. 1828 in Neuenhaus, gest. 8. Sept. 1901 in Frankfurt a. M., studierte 1846 bis 1850 die Rechte in Heidelberg und Göttingen, ließ sich dann als Anwalt in Göttingen nieder und wurde Wortführer des dortigen Bürgerkollegiums. 1864 in die hannoversche Zweite Kammer gewählt, gewann er durch seine Sachkenntnis in Finanzangelegenheiten Einfluß und übte an der hannoverschen Verwaltung scharfe Kritik in seinen Schriften: »Das neue hannöversche Finanzgesetz vom 24. März 1857« (Leipz. 1861) und »Die Ausscheidung des hannöverschen Domanialguts und das Verfahren der[887] Festsetzungskommission« (das. 1863). M. gehörte auch zu den Begründern des Deutschen Nationalvereins wie zu dem Sechsunddreißiger Ausschuß. 1865 ward er Bürgermeister von Osnabrück und als Landrat der städtischen Kurie Mitglied des Osnabrücker Provinziallandtags. Seit 1867 nationalliberales Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstags (bis 1876), errang er sich bald eine hervorragende Stellung. Besonders an der Beratung über die Reform der Verwaltung nahm er Anteil; er war Vorsitzender der großen Justizkommission, die das neue deutsche Prozeßrecht beriet, und Referent derselben im Reichstag, der am 21. Dez. 1876 die Justizgesetze annahm. 1869 vom König bei dessen Anwesenheit in Osnabrück zum Oberbürgermeister ernannt, siedelte er 1870 nach Berlin über und trat als juristischer Beirat in die Direktion der Diskontogesellschaft, gab im November 1873 diese Stellung wieder auf und wurde im Herbst 1876 von neuem zum Oberbürgermeister von Osnabrück erwählt, im Dezember von der juristischen Fakultät der Universität Berlin zum Ehrendoktor ernannt und 1879 zum Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. erwählt. 1887–90 abermals Mitglied des Reichstags, trat er nebst Bennigsen von neuem an die Spitze der nationalliberalen Partei und wurde 1888 zweiter Vizepräsident des Herrenhauses. Im Juni 1890 wurde er preußischer Finanzminister, führte als solcher die Reform der direkten Steuern in Preußen durch und übte wie auf alle Zweige der preußischen Staatsverwaltung so auch auf das Finanzwesen des Reiches einen entscheidenden Einfluß aus. Im Januar 1897 wurde M. geadelt und erhielt im Sommer darauf die Vizepräsidentschaft des preußischen Staatsministeriums. Nachdem er 5. Mai 1901 die erbetene Entlassung erhalten hatte, nahm er seinen Wohnsitz in Frankfurt. Aus seinem Nachlaß erschienen 1904 in der »Deutschen Revue« Mitteilungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 887-888.
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