[25] Robben (Flossensäugetiere, Pinnipedia; hierzu Tafel »Robben I u. II«), Ordnung der Säugetiere, im Wasser lebende Tiere, die in Gebiß und Lebensweise den Raubtieren am nächsten stehen und gelegentlich als Wasserraubtiere zu ihnen gerechnet werden. Der mit kurzem, dicht anliegendem, glattem Haar bedeckte Körper ist langgestreckt, spindelförmig, der Kopf auffallend klein, kugelig, mit stumpfer Schnauze und wulstigen Lippen, meist ohne äußeres Ohr. Der Rumpf endet mit einem kurzen, flachen Schwanz ohne Flosse; die vier kurzen Beine, von denen die hintern nach rückwärts stehen, enden mit Schwimmfüßen, indem die fünf bekrallten Zehen durch eine derbe Haut zu einer breiten Ruderflosse verbunden sind. Die Schneidezähne sind meist klein, die obern zahlreicher als die untern, die äußern obern mitunter verlängert. Die Eckzähne ragen weniger als bei den Raubtieren hervor, nur beim Walroß sind sie außerordentlich lang (Stoßzähne). Das Milchgebiß ist rudimentär und auf das Fötalleben beschränkt, in dem es bereits durch das endgültige Gebiß ersetzt wird. Das Gehirn ist ziemlich hoch entwickelt. Das Auge hat ein drittes Lid (Nickhaut); Ohr und Nase sind gegen das Eindringen von Wasser verschließbar. Der Magen ist sehr einfach, kaum weiter als der Darm. Die zwei oder vier Zitzen liegen am Bauche. Die R. finden sich in allen Meeren, besonders in den gemäßigten und Polarzonen, einzelne auch im Kaspi- und Baikalsee; manche steigen weit in die Flüsse hinaus. Sie leben gesellig, schwimmen gut, sind aber auf dem Land unbehilflich und schleppen sich auf Klippen etc. nur, um zu schlafen oder sich zu sonnen, sowie zur Fortpflanzung. Den Winter verbringen sie in den südlichen Teilen des Stillen Ozeans, vom Februar an ziehen sie nordwärts, und auf dem Lande werfen die Weibchen meist drei Junge. Die ältesten fossilen Reste sind im Miocän von den Vereinigten Staaten und Frankreich gefunden worden. Man teilt die R. in drei Familien: 1. Familie: Ohrrobben (Otariidae), mit Ohrmuschel, weit hervorragenden Beinen und nackter Sohle, in den gemäßigten und kalten Teilen des Großen Ozeans. Hierher Otaria, Seebär, und Seelöwe (Tafel I, Fig. 1 u. 2). 2. Familie: Seehunde (Phocidae), ohne Ohrmuschel, mit schwachen Beinen und behaarter Sohle, in allen gemäßigten und kalten Meeren sowie im Kaspi- und Baikalsee. Hierher unter andern: Cystophora (Blasenrobbe mit Rüsselrobbe und Klappmütze, Tafel II, Fig. 3 u. 4) und Phoca (Seehund, Tafel II, Fig. 1 u. 2). 3. Familie: Walrosse (Trichechidae), mit weit hervorragenden Beinen, ohne Ohrmuschel, mit riesigen obern Eckzähnen. Nur die Art Trichechus rosmarus (Walroß, Tafel I, Fig. 3) in den nördlichen Polarmeeren. Die R. bilden ihres Tranes und der Haut halber einen Gegenstand eifriger Nachstellung (Robbenschlag), und von wenigstens 20 Arten kommen Felle auf den Markt. Die meisten R. werden im hohen Norden gefunden, nur einige Arten in der Südsee. Dort ist oder war viel Robbenschlag bei den Südseeinseln, den Falklandinseln, den Küsten Chiles und Südafrikas etc.; manche ehemals reiche Plätze sind aber jetzt durch Ausrottung oder Verscheuchung verödet. Die größten und nachhaltigsten Ernten macht man auf Neufundland, Neuschottland, Labrador, der Pribylowgruppe, den russischen Kommandeurinseln bei Kamtschatka und der Robbeninsel im Ochotskischen Meer, im Beringmeer. Durch internationale Verträge zwischen England, den Vereinigten Staaten und Rußland ist für die R. zwischen 67 und 75° nördl. Br. und zwischen 5° östl. und 17° westl. L. eine Schonzeit vereinbart worden. Weibchen und geschlechtsreife männliche Tiere dürfen nicht erlegt werden. Man treibt die Tiere in Zügen von 23000 Stück zusammen, tötet sie in Gruppen von 2030 Stück durch einen Schlag auf die Nase und verfrachtet die eingesalzenen Felle nach London, wo sie verarbeitet werden und der Handel mit den daraus gewonnenen Pelzen sich konzentriert. Die Pribylowinseln liefern jährlich etwa 100,000, die Kommandeurinseln 45,000, die Robbeninseln 4000 Felle. Der Überfall der R. auf ihrem Zug im Meer ist verboten. S. Robbenfelle. Vgl. Grevé, Geographische Verbreitung der Pinnipedia (in den Nova Acta der Leopold. Carol. Akademie, Leipz. 1896); »Fur seals and Fur seal islands of the North Pacific Ocean« (Washingt. 189899, 4 Tle.).