[342] Rydberg, 1) Olof Simon, schwed. Historiker, geb. 28. Dez. 1822 bei Stockholm, gest. daselbst 17. März 1899, war seit 1856 bei verschiedenen Behörden tätig und wurde 1881 Archivar im Auswärtigen Amt. Außer dem höchst verdienstvollen, mit Unterstützung des schwedischen Reichstags veröffentlichten Urkundenwerk »Sverges tractater med främmande magter« (Bd. 15 u. Bd. 1011, umfassend die Jahre 8221630 u. 18151867; Stockh. 187798) veröffentlichte er die kritische Untersuchung »Traktaten i Orechovets den 12. aug. 1323« (1876) und die Schrift »Om det från unionsmötet i Kalmar år 1397 bevarade dokumentet rörande de nordiska rikenas förening« (1886), die ihn in eine Polemik mit Chr. Erslev (s. d.) verwickelte.
2) Viktor, schwed. Schriftsteller, geb. 18. Dez. 1828 in Jönköping, gest. 21. Sept. 1895 in Stockholm, schrieb schon als Gymnasiast Zeitungsfeuilletons, studierte 1851 in Lund, wurde 1854 Mitredakteur an »Göteborgs Handelstidning«, hielt in Goten burg Vorträge über Philosophie, wurde 1884 Professor der Kulturgeschichte in Stockholm und 1897 Mitglied der schwedischen Akademie. In der schwedischen Kultur bedeutet das Lebenswerk Rydbergs das Durchdringen liberaler Anschauungen. Seine Arbeiten: »Die Christuslehre der Bibel« (1862 u. ö.), »Kirche und Priestertum« (1868), »Der Stammbaum der Urpatriarchen und die Zeitrechnung der 70 Exegeten« (1870), »Die äußersten Dinge« (1880), die auf den Resultaten der Tübinger Schule weiterbauen, haben Schweden vor einer starren neulutherischen Reaktion gerettet. In seinen Romanen: »Die fahrenden Scholare« (1856); »Der Pirat der Ostsee« (1857); »Singoalla« (1857; deutsch in Reclams Universal-Bibliothek); »Der letzte Athener« (1859; deutsch, Leipz. 1875, u. Halle 1901); »Der Waffenschmied« (1891), kämpft er weiter für Freiheit, Toleranz und Wissen. Auch seine Gedichte (1882 u. 1891) sind seinen sozialpolitischen Erwägungen entsprungen und mehr Ausdruck edler Gedankentiefe und männlicher Weisheit als unmittelbare Lyrik. In bezug auf Form und Stil sind sie ebenso vollendet wie seine Übersetzungen (Goethes »Faust«, 1876; »E. A. Poe« u.a.) und seine wissenschaftlichen Werke: »Romerska Dagar« (1877), »Segersvärdet« (1884), »Undersökningar i germansk Mythologi« (188689, 2 Bde.), »Om Ting och fenomen ur empirisk synpunkt« (1890). Ins Deutsche wurde noch übersetzt: »Römische Legenden von den Aposteln Paulus und Petrus« (Leipz. 1876 und Weim. 1907). Eine Sammlung seiner Schriften gab Warburg heraus (Stockh. 18961900, 15 Bde.). Vgl. O. Kuylenstierna, Victor R. som uppfostrare (Gotenb. 1897); Warburg, Victor R.,en lefnadsteckning (Stockh. 1900, 2 Bde.).[342]