Sand [3]

[536] Sand, Karl Ludwig, patriotischer Schwärmer. geb. 5. Okt. 1795 in Wunsiedel, studierte seit 1814 in Tübingen Theologie, trat nach Napoleons I. Rückkehr von Elba als Freiwilliger in die bayrische Armee, konnte aber nicht mehr am Kampfe teilnehmen. S. bezog die Universität Erlangen und gründete hier eine Burschenschaft; 1817 ging er nach Jena. Voll schwärmerischer Begeisterung für Vaterland und Freiheit, dabei nicht ohne Eitelkeit, plante er die Ermordung des damals in Mannheim lebenden A. v. Kotzebue (s. d.), der als Verräter Deutschlands, Spion Rußlands und mutmaßlicher Urheber der Verfolgung Ludens, Okens u.a. galt. Er verließ 9. März 1819 Jena und langte 23. März in Mannheim an. Gegen 5 Uhr abends als Heinrich aus Mitau bei Kotzebue vorgelassen, stieß er ihm nach einigem Hin- und Herreden einen Dolch mit den Worten: »Hier, du Verräter des Vaterlands!« in die linke Seite. Kotzebue stürzte sogleich zusammen, während S. sich selbst einen Stich und auf der Straße einen zweiten in die Seite gab. Seine Wunden waren jedoch nach einigen Wochen wieder geheilt. Alle Bemühungen seiner Richter, Mitschuldige und eine Verschwörung zu entdecken, waren vergebens. S. bekannte die Tat offen als eine Folge seiner Grundsätze und war der festen Überzeugung, nichts Unrechtes getan zu haben. Am 17. April 1820 zum Tode durchs Schwert verurteilt, wurde S. 20. Mai, früh 5 Uhr, vor dem Heidelberger Tor hingerichtet. Sands Tat, deren Nachahmung der Anschlag gegen Ibell (s. d.) war, hatte die Karlsbader Beschlüsse (s. d.) zur Folge. Der Theolog De Wette wurde, weil er einen Trostbrief an Sands Mutter schrieb, seiner Stelle in Berlin entsetzt. Vgl. »Karl Ludwig S., dargestellt durch. seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde« (Altenb. 1821); Hohnhorst. Übersicht der gegen S. geführten Untersuchung (Stuttg. 1820); »Aktenauszüge aus dem Untersuchungsprozeß über S. etc.« (Leipz. 1821).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 536.
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