Steinschneider

[913] Steinschneider, Moritz, jüd. Gelehrter, geb. 30. März 1816 zu Proßnitz in Mähren, gest. 24. Jan. 1907 in Berlin, studierte Philologie und Pädagogik an der Universität Prag, darauf Orientalia in Wien und wandte sich hier der jüdischen Theologie und Literatur zu. Nachdem er seine Studien seit 1839 noch in Leipzig, später in Berlin und 1842 in Prag fortgesetzt, wurde er hier Lehrer an einer höhern Töchterschule und ging 1845 nach Berlin, wo er seit 1859 an der Veitel-Heine-Ephraimschen Lehranstalt Vorlesungen hielt und von 1869–90 als Direktor der Töchterschule der Berliner jüdischen Gemeinde tätig war. 1894 ward er zum Professor ernannt. Unter seinen wissenschaftlichen Arbeiten stehen obenan seine an Forschungsergebnissen reichen Kataloge, von denen wir den »Catalogus librorum hebraeorum in bibliotheca Bodleiana« (Berl. 1852–60), den dazu gehörigen »Conspectus codicum manuscr. hebraic. in bibl. Bodl.« (das. 1857), den »Katalog der hebräischen Handschriften zu Leiden« (1857), »Die hebräischen Handschriften der königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München« (Münch. 1875, 2. Aufl. 1895), den »Katalog der hebräischen Handschriften in der Stadtbibliothek zu Hamburg« (Hamb. 1878) und den »Katalog der hebräischen Handschriften der königlichen Bibliothek zu Berlin« (1. Abt., Berl. 1878, 2. Abt., das. 1897) hervorheben. Steinschneiders Artikel »Jüdische Literatur« in Ersch und Grubers »Enzyklopädie« (2. Sektion, 27. Bd.; engl., Lond. 1857; hebr. von Malter, Warsch. 1897–99) ist die erste vollständige Darstellung des Gegenstandes in größerm Umfang (Index dazu Frankf. 1893). Außerdem sind hervorzuheben: »Polemische und apologetische Literatur in arabischer Sprache« (Leipz. 1877) und die von der Pariser Akademie der Inschriften preisgekrönten Werke: »Die hebräischen Übersetzungen des Mittelalters und die Juden als Dolmetscher« (Berl. 1893); »Die arabischen Übersetzungen aus dem Griechischen« (Leipz. u. Berl. 1889–96); »Die Mathematik bei den Juden« (Frankf. 1901); »An introduction to the arabic literature of the jews« (Lond. 1901); »Christliche Hebraisten« (Frankf. 1901); »Die arabische Literatur der Juden« (das. 1902); »Die Geschichtsliteratur der Juden« (1. Abt., das. 1905); »Allgemeine Einleitung in die jüdische Literatur des Mittelalters« (das. 1905). Seine sonstigen Arbeiten sind meist in der von ihm herausgegebenen »Hebräischen Bibliographie« (Berl. 1859–1864, 1869–81) veröffentlicht. Auf dem Gebiete der arabischen Literatur beleuchten seine Abhandlungen hauptsächlich PhilosophieAlfarabi«, St. Petersb. 1869), Medizin (»Donnolo. Pharmakologische Fragmente aus dem 10. Jahrhundert«, Berl. 1868; toxikologische[913] Schriften u. a. in Virchows »Archiv« 1871, 1873) und MathematikBaldi, Vite di matematici arabi«, Rom 1874; »Abraham ibn Esra«, Leipz. 1880, u. a. in Zeitschriften). Vgl. Berliner, Die Schriften des Dr. M. S. (Berl. 1886); G. A. Kohut, Bibliography of the writings of Prof Dr. M. S., in der »Festschrift zum 80. Geburtstage M. Steinschneiders« (Leipz. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 913-914.
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