Weise [2]

[492] Weise, 1) Christian, Dichter, geb. 30. April 1642 in Zittau, gest. daselbst 21. Okt. 1708, wurde, nachdem er in Leipzig studiert und eine Zeitlang als Magister an der Universität Vorlesungen gehalten hatte, 1670 Professor am Gymnasium in Weißenfels und 1678 Rektor des Gymnasiums in Zittau, welches Amt er bis zu seinem Tode bekleidete. Er schrieb neben lyrischen Gedichten (»Überflüssige Gedanken der grünenden Jugend«, Leipz. 1668; »Reise Gedanken«, das. 1683; »Der grünenden Jugend notwendige Gedanken«, das. 1690; »Tugendlieder«, Bautzen 1719; »Buß- und Zeitandachten«, das. 1720), lehrhaften sogen. politischen Romanen (z. B. »Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt«, Leipz. 1672, neuer Abdruck, Halle 1878; »Die drei klügsten Leute in der ganzen Welt«, das. 1673) nicht weniger als 54 Schauspiele (Tragödien und Komödien), die teils im »Zittauischen Theatrum« (Zitt. 1683), in »Jugendlust« (Frankf. 1684), in den »Proben von der vertrauten Redenskunft« (Dresd. 1700) etc. gesammelt wurden, teils handschriftlich auf der Zittauer Stadtbibliothek liegen. Außerdem verfaßte er zahlreiche Lehrbücher und Gelegenheitsschriften. In den »Curieusen Gedanken von deutschen Versen« (1691) entwickelte er eine nüchterne poetische Theorie, durch die er dem Schwulst Lohensteins und Hofmannswaldaus entgegentrat. Seine Gedichte sind größenteils sehr flach; dagegen legte er als Dramatiker in den überaus zahlreichen, für sein Schultheater verfaßten Stücken viel Talent an den Tag und entwickelte namentlich in den Szenen, die aus dem gewöhnlichen Leben gegriffen sind, viel schalkhafte Beobachtungsgabe. Zu seinen interessantesten Stücken gehören: der von Lessing etwas kühn wegen seines »Shakespearischen Ganges« gepriesene »Masaniello« (1682; Neudruck von Petsch, Halle 1907), ferner der »Bäurische Machiavellus« (1679) und »Die unvergnügte Seele« (1688). Vgl. Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur etc. (Bresl. 1877); Fulda in Bd. 39 von Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«; Kämmel, Christian W. (Leipz. 1897).

2) Wilhelm, Forstmann, geb. 10. April 1846 in Brandenburg, studierte Staats- und Rechtswissenschaft in Berlin, seit 1868 Forstwissenschaft in Eberswalde und Münden, wurde 1877 Dirigent des forstlichen Versuchswesens und Dozent an der Forstakademie Eberswalde, 1883 Professor der Forstwissenschaft an der Technischen Hochschule in Karlsruhe und 1892 Direktor der Forstakademie in Münden. 1906 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »Die Taxation des Mittelwaldes« (Berl. 1878); »Ertragstafeln für die Kiefer« (das. 1880); »Die Taxation der Privat- und Gemeindeforsten« (das. 1883); »Leitfaden für den Waldbau« (das. 1888, 2. Aufl. 1894); »Die Kreisläufe der Luft« (das. 1896); »Tagesfragen über forstlichen Unterricht« (das. 1901). Er gab 1881.–89 die »Chronik des deutschen Forstwesens« (Berl.) heraus und von 1892–1901 die »Mündener forstlichen Hefte« (das.). Vgl. »Oberforstmeister Wilhelm W.« (aus dem »Weidwerk in Wort und Bild«, Neudamm 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 492.
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