Askaride

[819] Askaride, 1) Rundwurm, Spulwurm, Ascaris, Gattung aus der Familie der Fadenwürmer (Nematoidea. s.d.), mit einem an beiden Enden verdünnten, walzenrunden Körper, undurchsichtig, mit in die Quere u. zuweilen schiefkreuzförmig gezeichneter Haut u. einem dreilappigen Kopfe. Männchen kleiner als das Weibchen, einen nach hinten zu immer dicker werdenden einfachen Schlauch zeigend, der bis zum After reicht, von einem braunen Darmkanale gar nichts mehr sehen läßt u. am After ausmündend, sich bis an diesen verfolgen läßt. Das größere Weibchen ist am Hinterleibe schlank spindelförmig zugespitzt, das Männchen dagegen hakenförmig umgebogen u. zeigt zuweilen kurz vor dem Schwanze ein Paar weiße, zarte Härchen, welches die hervorgestülpten männlichen Zeugungstheile sind. Das Weibchen läßt ein Paar, od., wenn das eine Ovarium etwas weiter hinter läuft als das andere, auch nur einen dicken, weißen, nach hinten meist dünneren Strang durchscheinen, der 3/4 bis 11/2 Zoll vor der Schwanzspitze endigt, u. von dem braunen Darmkanale nach hinten überragt wird. Drückt man das Weibchen auf den Leib od. läßt man es im Wasser aufschwellen, so fließt ein Milchsaft (die Eier) in der vorderen Hälfte des Thieres durch die Scheidenöffnung hervor. Auch wenn man das Männchen drückt, fließt ein Milchsaft (die Samenkügelchen) in der Nähe des Afters hervor. Im Menschen kommt nur eine Art, der gemeine Spulwurm (A. lumbricoides) u. zwar im Darmkanale vor. Das Männchen ist nur 4–6 Zoll, das Weibchen 8–18 Zoll lang, von Farbe sind sie weiß od. gelblich, mit 4 weißlichen Längslinien. Der Kopf ist aus 3 deutlichen Lippen zusammengesetzt, die wahrscheinlich während des Saugens in eine breite saugnapfähnliche Kreisfläche umgewandelt werden. Trotz ihrer Größe sind die Spulwürmer an sich u. bei ruhigem Verweilen im Darmkanale u. bei nicht zu zahlreichem Vorkommen wenig gefahrbringend. Nur eine große Anhäufung u. eine allzufeste Verknäulung derselben unter sich zu einem unentwirrbaren Knoten vermag Störung in der Verdauung durch zeitweilige Verstopfung hervorzurufen. Bei Kindern hat man schon 3–400 Spulwürmer gefunden; doch sind solche Erscheinungen im Allgemeinen selten, ebenso wie die, daß er in den Gallengang od. in den Magen u. von da in den Schlund u. in die Nase kommt. Die Eier, die sich selbst in Mistjauche u. dergl. erhalten, entwickeln sich wahrscheinlich in den meisten Fällen in der freien Natur u. besonders im Wasser. Was dann mit der Brut wird, weiß man nicht; vielleicht gelangt sie mit dem Trinkwasser in unsern Körper. Diese Art kommt auch in Pferden, Eseln, Rindern u. Schweinen vor u. verwandte Arten fand man im grünen Affen (Ascăris distans), im Trappen (A. inflexa), in der Ente etc., auch im Löwen (A. leptotera), im Hunde (A. marginata), im Fuchse (A. triquetra), im Bären (A. mystax) u. a.; 2) Waden od. Springwurm (eigentliche A., Kinder- od. Mastdarmwurm, Spitzschwanzwurm, Oxyūris s. Ascăris vermiculăris). Die Gattung Spitzschwanzwurm (Oxyuris) ist walzenrund od. fast spindelförmig, ziemlich lang, beim Weibchen am Ende spitz pfriemenförmig u. umgebogen, der Mund dreilippig, in der Ruhe rund, während des Saugens dreieckig; Männchen fast mikroskopisch klein, gewöhnlich spiralig aufgerollt. Die eben genannte Art ist farblos u. quergestreift, das Weibchen nur 4., das Männchen 1 Linie lang, ersteres durch die Eier kalkweiß. Er kommt in Menge vorzüglich bei Kindern, doch auch bei Erwachsenen vor u. kündigt sich durch zeitweiliges Jucken am After an, bes. nach dem Genusse süßer Dinge, Früchte, Möhren, Zwiebeln etc. Sie leben nur im Mastdarm, u. zwar bis dicht an den After heran, kriechen oft heraus u. gerathen nicht selten bei Mädchen in die Geschlechtstheile, wo sie durch lästiges Kriebeln zum Jucken u. zu unnatürlicher Befriedigung der Geschlechtslust reizen, wohl auch zu Endzündungen führen. Ähnliche Arten fand man im Dachse (O. alata) u. im Kaninchen (O. ambigua). Über die Heilmittel s. Eingeweidewürmer u. Wurmkrankheiten. Vergl. Küchenmeister: Die in u. am Körper des Menschen vorkommenden Parasiten, Lpz. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 819.
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