Gräfe [2]

[530] Gräfe, 1) Christian Friedrich, geb. 1780 in Chemnitz; wurde Professor der Griechischen Sprache an der Universität in Petersburg u. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften u. st. 12. Decbr. 1851 in Petersburg; er gab des Nonnos Dionysiaka, Lpz. 1819–56, 2 Bde., heraus. 2) Karl Ferd. von G., geb. 8. März 1787 in Warschau; studirte von. 1805 an in Halle u. Leipzig Medicin, wurde anhalt-bernburgischer Leibarzt u. Hofrath, gründete das Alexisbad im Selkethal u. machte sich um dasselbe sehr verdient; wurde 1811 Professor der Chirurgie u. Director der Chirurgisch-augenärztlichen Klinik in Berlin; führte 1813 bis 1814 als dirigirender Divisions-Generalchirurgus die Oberaufsicht über das Haupt-Reserve-Lazareth u. das ganze Lazarethwesen zwischen der Weichsel u. Weser; organisirte 1815 sämmtliche Lazarethe zwischen Weser u. Rhein, im Großherzogthum Niederrhein u. den Niederlanden, übernahm 1816 aufs Neue die Professur der Chirurgie in Berlin, wurde Geheimerrath, dritter Generalstabsarzt der Armee, mit Oberstenrang, Mitdirector des Friedrich-Wilhelms-Institutes der Medicinisch-chirurgischen Akademie u. 1827 geadelt; er st. 4. Juli 1840 in Hannover, wohin er zu einer Augenoperation des damaligen Kronprinzen gereist war. G. hat sich um die wissenschaftliche. Ausbildung der Chirurgie u. Augenheilkunde außerordentliche Verdienste erworben. Er schr. (außer seinen jährlichen Berichten von dem Klinischen Institut für Chirurgie u. Augenheilkunde von 1816 an): Angiektasie, Lpz. 1818; Der salinische Eisenquell im Selkethale, ebd. 1809; Normen für die Ablösung großer Gliedmaßen, Berl. 1812; Rhinoplastik, ebd. 1818; Die epidemische contagiöse Augenblennorrhöe Ägyptens in den europäischen Befreiungsheeren, ebd. 1823, Fol. G. gab auch mit Ph. von Walther, seit 1820, Journal für Chirurgie u. Augenheilkunde heraus u. war Mitherausgeber des Berliner encyklopädischen Wörterbuchs der medicinischen Wissenschaften. 3) Heinrich, geb. 3. März 1802 zu Buttstädt im Weimarischen, studirte seit 1820 Mathematik u. Theologie in Jena, wurde 1823 Collaborator an der Stadtkirche in Weimar, 1825 Rector der Stadtschule in Jena u. 1840 zugleich außerordentlicher Professor an der Universität u. 1842 Director der Bürgerschule in Kassel, wo er auch eine Realschule gründete. Da er den politischen Angelegenheiten mit reger Theilnahme folgte, wurde er 1849 u. 1850 zum Landtagsabgeordneten, wo er sich der demokratischen Partei anschloß, u. in den bleibenden landständischen Ausschuß gewählt. Wegen seiner Wirksamkeit als Landstand, bes. wegen seiner Betheiligung an den Septemberverordnungen (s. Hessen) u. seines Drängens auf die Versetzung des Ministers Hassenpflug in Anklagestand, wurde er 1852 zu einjähriger Festungsstrafe verurtheilt. Er ging nachdem er diese Strafe in Spangenberg verbüßt hatte, nach der Schweiz, gründete in Genf eine Lehr- u. Erziehungsanstalt u. wurde 1855 Director der Gewerbeschule in Bremen. Er schr.: Die Schulreform, mit besonderer Beziehung auf das Königreich Sachsen, Lpz. 1834; Naturgeschichte der drei Reiche 2. A. Berlin 1841, 2 Bde.; Geometrische Anschauungslehre, 3. A. Lpz. 1850; Allgemeine Pädagogik, ebd. 1845, 2 Bde.; Deutsche Volksschule, ebd. 1847, 2 Bde.; Aufgaben aus der Rechenkunst, ebd. 1852. 4) Albrecht von G., Sohn von G. 2), geb. 1828 in Berlin; studirte anfangs Mathematik u. Naturwissenschaften, später Medicin, promovirte 1848 in Berlin, bildete sich dann in Prag, Wien u. Paris weiter aus, widmete sich namentlich der Augenheilkunde u. gründete, nach Berlin zurückgekehrt, dort eine eigene Privat-Augenklinik, die in u. außerhalb Europa einen hohen Ruf besitzt. Seit 1857 ist G. Professor der Augenheilkunde an der Universität Berlin u. gilt für den größten Augenoperateur der Gegenwart.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 530.
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