Lindenau [2]

[390] Lindenau, 1) Sigismund von L., in der Mitte des 16. Jahrh. Bischof von Merseburg, s.d. 1). 2) Bernhard August von L., geb. den 11. Juni 1779 in Altenburg, Sohn des dasigen Landschaftsdirectors Johann. August von L. (st. 24. Juni 1817); studirte in Leipzig, wurde 1798 Kammerassessor in Altenburg, 1801 Kammerrath ebendaselbst, 1804 zu Zach auf die Sternwarte Seeberg bei Gotha berufen, trat 1805 in sein früheres Verhältniß zurück; wurde 1808, mit Beibehaltung seiner bisherigen Anstellung, Director der Sternwarte auf dem Seeberg u. 1809 dem franz. Ingenieurcorps als Gehülfe bei Vermessungen in dem Fichtelgebirge beigegeben; 1813 u. 1814 nahm er als Adjutant des Großherzogs Karl August von Weimar an dem Befreiungskriege Theil, kehrte 1815 in seine frühere Stellung zurück, wurde 1817 Vicepräsident der Kammer in Altenburg, 1818 Vicelandschaftsdirector daselbst, 1820 Geheimerrath u. Minister in Gotha u. führte sein Ministerium, zu dem bes. die Finanzen u. das Kriegswesen gehörten, auch nach dem Tode des Herzogs August, unter Herzog Friedrich u. in der gemeinschaftlichen Zwischenregierung nach dem Aussterben des Gothaischen Hauses mit Friedrich, im Jahr 1825, wo er den größten Theil der Angelegenheiten zu leiten erhielt, bis zur Theilung der Gothaischen Lande (Novbr. 1826) fort. Er nahm nun seine Entlassung aus dem Staatsdienste u. wurde Landschaftsdirector des Herzothums Altenburg, trat, mit Beibehaltung dieser Stelle, im Januar 1827 als Geheimerrath in königlich sächsische Dienste u. wurde Bundestagsgesandter u. 1828 zugleich Gesandter bei dem König der Niederlande. Er gab 1828 mit die erste Anregung zum Mitteldeutschen Handelsvereine. 1829 wurde er königlich sächsischer Cabinetsminister in Dresden, war bei Abfassung der Constitutionsacte von 1831 thätiger Minister des Innern u. trat 1833 an die Spitze des Gesammtministeriums, mit specieller Wirkung für Kunst-, Zucht- u. Besserungsanstalten. 1843 nahm er nach dem Schluß des Landtags seinen Abschied u. bestimmte seine gauze Pension zur Unterstützung für Künstler u. Verbesserung gering dotirter Prediger u. Schullehrer im Königreich Sachsen u. im Herzogthum Altenburg. Er lebte seitdem auf einem seiner Rittergüter Polhof in Altenburg der Kunst u. Wissenschaft. Auch das Präsidium der Altenburger Landschaft legte er 1848 nieder, ging als Mitglied der Nationalversammlung nach Frankfurt, wo er zum linken Centrum gehörte, u. st. 21. Mai 1854 in Altenburg. Er vermachte seine Kunstschätze mit dem eigens dazu erbauten Museum u. seine Bibliothek dem Lande, u. bestimmte einen wesentlichen Theil seines bedeutenden Vermögens zur Unterstützung junger Künstler u. Techniker, gering besoldeter Geistlicher u. Lehrer, zur Belohnung treuer Dienstboten etc. Deutschland zählte ihn zu seinen geschätztesten Astronomen. Er schr.: Über Holztaxationen, Altenb. 1802; Tables barométriques, Gotha 1808; [390] Theoria Veneris, ebd. 1809; Geschichte der Astronomie im ersten Decennium dieses Jahrh., ebd. 1811; Theoria Martis, Eisenb. 1812; Theoria Mercurii, Gotha 1813; redigirte die Zachsche Correspondenz von 1808–11, u. gab mit Bohnenberger die Zeitschrift für Astronomie u. verwandte Wissenschaften, Tüb. 1816–18, heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 390-391.
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