Lykische Sprache

[645] Lykische Sprache, ist von allen Sprachen des alten Kleinasiens, wiewohl wenig genug, aber doch nebst der Phrygischen noch am meisten bekannt. Eine Literatur haben die gebildeten Lykier nicht hinterlassen, sondern man kennt ihre Sprache nur aus Inschriften auf Denkmalen der Baukunst u. Sculptur u. Münzlegenden, u. nach denselben hat sich herausgestellt, daß die Sprache zum Indogermanischen Stamme gehört, u. zwar, da die Lykier Einwanderer aus Kreta waren, zum Griechischen u. nach Lassen insbesondere zum Dorischen Dialekt, auf welchen jedoch die in der Nähe wohnenden ionischen Hellenen Einfluß geübt hätten. Die Schrift ist wesentlich griechisch, doch mit mehreren Modificationen, indem einige griechische Buchstaben wegen des Mangels entsprechender Laute fehlen, wogegen einige neue hinzugefügt sind, um überall die langen u. kurzen Vocale zu unterscheiden. Die ersten Entdecker lykischer Inschriften waren Beaufort u. Cockerill; diese finden sich in Walpole's Travels in various countries of the East, Lond. 1820; eine von ihnen ist eine Bilinguis (lykisch u. griechisch); Versuche zur Erklärung machten daraus zuerst St. Martin (im Journal des savants, 1821, S. 325 ff), der die Sprache für semitisch hielt, wahrscheinlich verleitet durch die Nachricht des Chörilos, welcher den ureinwohnenden Solymern die Phönikische Sprache beilegt u. dann Grotefend (in den Transact. of the Asiatic Society Bd. III., S. 117 ff.), welcher sie richtig als eine indogermanische erkannte. Epoche machend waren die Untersuchungen, welche Fellow in Lykien anstellte (s.u. Lykien, Gesch.), auch für die Sprache; in seinen Reisewerken gab er 26 Inschriften, darunter die[645] große auf dem Obelisken od. der Säule zu Xanthos (s.d.), ferner Münzlegenden, Namen auf Basreliess (lykisch u. griechisch) u. dazu genauere Abschriften der früher bekannten Inschriften; die Xanthische Inschrift gab er auch bes. als The inscribed monument at Xanthus, 1842, heraus; dies Material überließ er an Sharpe, welcher seine Erklärungsversuche niederlegte in: On the Lycian inscriptions (Anhang zu Fellows Discoveries, s.u. Lykien) u. On certain Lycian inscript. (in Proceedings of the Philological Society I, 193 ff.); nach ihm beschäftigte sich mit der L-n S. wieder Grotefend (Über Lykische Schrift u. Sprache, im 4. Bd. der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, S. 281 ff.) u. am eindringlichsten in neuester Zeit Lassen (Über die Lykische Inschrift, 1856, im 10. Bb. der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft, S. 329 ff.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 645-646.
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