Niemann

[941] Niemann, 1) August Christ. Heinrich, geb. 30. Jan. 1761 in Altona, war Professor der Philosophie in Kiel u. st. 22. Mai 1832. Er schr.: Schleswig-holsteinische Provinzialberichte, Altona 1787–1800, fortgesetzt 1811–1 8; Grundsätze der Staatswirthschaft, ebd. 1796; Übersicht der Sicherungsmittel gegen Feuersgefahren u. Feuersbrünste, Hamb. 1796; Schleswig-holsteinische Vaterlandskunde, Altona 1801, 2 Stücke; Vaterländische Weltberichte, ebd. 1820–22, 2 Bde.; Nebenstunden für die innere Staatenkunde, ebd. 1823, u.a.m. Er ist auch Verfasser des Commersliedes Der Landesvater (s.d.) in seiner jetzigen Fassung. 2) Joh. Friedrich, geb. in Hadmersleben, war früher Arzt in Halberstadt, dann in Merseburg, wurde 1800 Medicinal- u. Sanitätsrath, 1841 in Ruhestand versetzt u. st. 2. Septbr. 1846 in Merseburg. Er schr.: Taschenbuch für Hausthierärzte, Ärzte u. Ökonomen, Halberst. 1804–5, 2 Bdchn., 2. Aufl. 1812; Anleitung zur Visitation der Apotheken, Lpz. 1807, 3. Aufl. 1831; Handbuch der Staatsarzneiwissenschaft u. staatsärztlichen Veterinärkunde, ebd. 1813, 2 Bde.; Die österreichischen, preußischen u. würzburgischen Feldpharmakopöen, Würzb. 1815; Übersicht der Wundarzneikunde, Lpz. 1816, 2 Bde.; Symbiotikon, ebd. 1818; Taschenbuch der Staatsarzneiwissenschaft, ebd. 1827–29, 2 Bde.; Taschenbuch der Veterinärwissenschaft, ebd. 1830; u. gab heraus: Pharmacopoea Batava, Lpz. 1811, 2 Bde., 2. Aufl. 1824, u. Ebermaiers Taschenbuch der Receptirkunst, ebd. 1827. 3) Albert, geb. 1830 in der preußischen Provinz Sachsen, studirte in Magdeburg Mathematik, um sich zum Ingenieur vorzubereiten, betrat jedoch, mit vorzüglicher Tenorstimme u. theatralisch-musikalischem Talent begabt, die Bühne, sang zuerst in Stettin, dann einmal im königl. Hoftheater in Berlin den Sever in Norma u. wurde 1854 für die königliche Oper in Hannover engagirt, wo er sich 1859 mit der Folgenden vermählte. Als im Jahre 1860 an der Großen Oper in Paris Rich. Wagners Tannhäuser zur Aufführung kam, wurde N. auf den Wunsch des Kaisers, welcher ihn bei der Zusammenkunft in Baden-Baden hörte, für die Titelrolle engagirt ihn übernahm zugleich für den Fall einer Aufführung von Meyerbeers Afrikanerin die Partie des ersten Tenors. Seine hervorragendsten Rollen sind: Tannhäuser, Lohengrin, Rienzi u. Cortez. 4) Marie, Gattin des Vorigen, geb. Seebach (daher Seebach -N.), geb. 1834 in Riga, wo ihr Vater für das Fach der Komiker engagirt war; erhielt in Köln, wo später ihre Eltern am Stadttheater wirkten, unter väterlicher ihre theatralische u. unter Heinrich Dorns Leitung ihre erste musikalische Bildung. Selbständig trat sie 1850 als Vaudeville-Soubrette in Lübeck auf, spielte später in Danzig u. Kassel u. an letzter Bühne auch als erste Liebhaberin. 1852 wendete sie sich bei ihrem Engagement in Hamburg ganz dem Tragischen zu, erhielt 1854, als von Dingelstedt an der Münchener Hofbühne die Mustervorstellungen veranstaltet wurden, die Einladung mitzuwirken, trat dort als Gretchen in Goethes Faust, Luise in Schillers Kabale u. Liebe u. Marie in Goethes Clavigo auf, gründete damit ihren Ruf als Künstlerin ersten Ranges auf dem Felde der höheren Tragödie, wurde im Herbst dieses Jahres am kaiserlichen Burgtheater in Wien angestellt, 1855 in Oldenburg u. 1857 in Hannover, wo sie sich 1859 mit dem Vorigen verheirathete; 1860 begleitete sie ihren Gemahl nach Paris, ohne jedoch dort aufzutreten. Ihre hervorragendsten Rollen sind: Gretchen, Klärchen, Maria Stuart, Julia (in Shakespeares Romeo u. Julia), Jane Eyre.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 941.
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