Pasquier

[724] Pasquier (spr. Paskich), 1) Etienne, geb. 1529 in Paris, Advocat daselbst, vertheidigte 1564 die Universität gegen die Eingriffe der Jesuiten vor dem Parlament, wurde 1585 Generaladvocat bei der Rechnungskammer, war 1586 Deputirter der Etats généreaux in Blois u. kehrte mit Heinrich IV. nach Paris zurück; er st. 31. Aug. 1615 u. schr.: Le monophile u. Les colloques d'amour, Par. 1549; Recherches sur la France, ebd. 1565; sein witziges Pamphlet: Le Catéchisme des Jésuites, rief eine Menge von Streitschriften hervor; Oeuvres complètes, Par. 1723, 2 Bde. 2) Etienne Denis, Herzog von P., geb. 1767 in Paris; studirte die Rechte u. zeichnete sich zuerst durch seinen Bericht in dem Proceß des Grafen Lally-Tollendal aus. Während der Revolution bekleidete er keine Stelle, aber nachdem Napoleon Kaiser geworden war, wurde er Auditeur beim Staatsrath, dann, beschützt durch Cambacérès, Bassano u. And., Maître des requêtes, 1810 Staatsrath, Generalprocurator, Baron u. endlich Polizeipräfect von Paris, welche Stelle er mit Auszeichnung bekleidete. Bei dem Ausbruch der Verschwörung des Generals Mallet (1812) wurde er von diesem verhaftet, aber vor dem Staatsrath freigesprochen. Nach der ersten Restauration wurde er Director des Brücken- u. Wegebaues, erhielt während der Hundert Tage kein Amt, wurde daher bei der zweiten Rückkehr der Bourbons Großsiegelbewahrer, was er bis zum Sept. 1815 blieb, worauf er der Commission für Liquidirung der an die Verbündeten zu zahlenden Schuld präsidirte; 1816 trat er für das Seinedepartement in die Deputirtenkammer, in welcher er sich immer als standhaften Verfechter der ministeriellen Maßregeln zeigte. 1817 kam er zum zweiten Mal als Großsiegelbewahrer ins Ministerium, u. trat 1810 mit Richelieu zurück; 19. Nov. 1619–1821 war er Minister des Auswärtigen; inzwischen zum Pair ernannt, machte er nun seine gemäßigten Ansichten in der Ersten Kammer geltend, zu deren Präsidenten ihn Ludwig Philipp ernannte. 1837 wurde er Kanzler von Frankreich u. 1644 zum Herzog erhoben. Mit der Auflösung der Pairskammer, deren letzter Sitzung am 24. Febr. 1848 er präsidirte, ging seine politische Bedeutung zu Ende. Er schr.: Discours prononcé sur la loi du recrutement, Paris 1818; Recherches sur la France, ebd. 1840, 2 Bde.; Discours pro noncés dans les chambres législative 1814-36, ebd. 1843; L'interprétation des institutes de Justinien, ebd. 1847; Discours et opinions de M. Pasquier, ebd. 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 724.
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