Periode

[830] Periode (v. gr. Periŏdos), 1) ein Zeitabschnitt von bestimmter Länge; 2) die Dauer einer gleichförmigen Bewegung od. sonst eines Vorganges in der Zeit, bei Wiederkehr der Bewegung, von Anheben derselben bis zu deren Ende, od. auch nach einem bestimmten Zeitabschnitt; 3) durch astronomische Beobachtung bestimmter Zeitabschnitt. Die bekanntesten sind: a) die neunzehnjährige Mondsperiode des Meton von 6980 Tagen, nach welcher dieselben Mondsphasen wieder auf dieselben Monatstage fallen; die Stelle eines jeden Jahres innerhalb dieses Cyclus wurde in den Tempeln mit goldenen Buchstaben (Goldne Zahl) verzeichnet u. darnach seit 433 v. Chr. die griechischen astronomischen Kalender gefertigt; sie wurde b) durch die P. des Kalippos (Epoche des Alexander) 330 v. Chr. angeblich verbessert, welche viermal 19 = 76 Jahre weniger 1 Tag befaßte, doch ist sie weniger genau, als die des Meton; c) die Hipparchische P. von 304 Jahren; sie gab das tropische Sonnenjahr nur um 6 Minuten 46 Secunden zu lang an, indem mit Abrechnung dieses Fehlers 304 Jahre genau gleich 3760 synodischen Monaten sind; d) der Indictionscykel (Römerzinszahl), von 15 Jahren, indem nach je 15 Jahren zur Zeit der Römischen Kaiser die Steuern neu ausgeschrieben wurden. Erst von Neuern (von Johann Scaliger) wurde e) die Julianische P. (große Osterperiode, Nestorianische P., Dionysische P., Diocletianische P.) eingeführt, ein Zeitkreis von 7980 Julianischen Jahren, welche die verschiedenen Berechnungen des Jahres der Geburt Christi seit Erschaffung der Welt mit einander vergleichen sollte. Sie ist ein Product der Zahlen 28,19 u. 15 der Sonnen-, Monds- u. Indictionscykel. Nach 28mal 19 = 532 Jahren kehrt der Mondswechsel an demselben Monats- u. Wochentage des Julianischen Kalenders wieder, u. so erneuern sich die drei chronologischen Cykel, der 28jährige Sonnencykel, der 19jährige Mondscykel u. der 15jährige Indictionscykel. Man beginnt sie mit dem Jahre, wo Sonnencykel, güldene Zahl u. Indiction = 1 waren. Wenn man von einem Jahre den Sonnencykel h, die goldene Zahl g u. die Indiction f weiß, so berechne man die Formel 6916. f + 4200. g + 4845. h/9080

Der Rest ist die Zahl des gegebenen Jahres der Julianischen P. Das Jahr der Geburt Christi ist in der Julianischen Periode 4714 u. um spätere Jahre in Jahre der Julianischen P. zu verwandeln, addirt man nur die Jahrzahl zu 4713; so ist z.B. das Jahr 1661 das 6574. der Julianischen P. Ebenso erfährt man, wenn ein Jahr v. Chr. benannt ist, das wievielste es in der Julianischen P. gewesen ist, wenn man dasselbe von 4714 abzieht. Will man ein Jahr nach der Julianischen P., u. will man auch das Jahr nach christlicher Zeitrechnung wissen, welches dasselbe ist, so verfährt man umgekehrt. Die Julianische P. ist durch Rechnung vor u. nach Christus verdrängt worden. 4) In der Geschichtsschreibung ein Zeitraum, dessen Anfang nach einer Begebenheit bestimmt wird, welche demselben eine eigenthümliche Gestalt gibt u. ihn von dem frühern unterscheidet. Der synchronistische Vortrag der Geschichte verlangt die Eintheilung nach P-n. Die Weltgeschichte wird in drei Hauptperioden, die der alten, mittlern u. neuen (neueren u. neuesten) Geschichte getheilt, s.u. Geschichte III. 5) (Gliedersatz), in der Grammatik ein aus mehren engverbundenen Sätzen harmonisch zusammengefügtes u. in sich abgeschlossenes Ganze, welches einen vollständigen Gedanken darstellt. Das richtige Ineinanderbilden der einzelnen Sätze einer P. nennt man Periodenbau, u. die Lehre davon Periodologie. Die Sätze müssen in Ansehung der Länge u. Anzahl in harmonischen Verhältnissen zu einander stehen u. das Ganze so abgerundet sein, daß erst mit dem letzten Worte des Ganzen der volle. Sinn desselben verständlich wird. Bald ist der Hauptsatz durch mehre Zwischensätze getrennt; bald sind mehre Sätze an einander gereiht, bald Vordersatz u. Nachsatz mit einander nebst Zwischensätzen verknüpft, gewöhnlich durch Partikeln. Diese P. liegt der eigentlichen oratorischen P. zu Grunde. Das Ebenmaß der oratorischen P. hängt ab vom gleichen Verhältniß der Glieder, der Wohllaut von der Länge u. Kürze der Sylben, von der Vermeidung des Mißfälligen in der Zusammenfügung, wie durch Hatus, schwere Zusammenstellung von Consonanten, Wiederholung derselben od. ähnlicher Laute. Numeröse Gegensätze helfen ebenfalls die oratorische P. bilden, so wie überhaupt Numerus u. Rhythmus (s.b.). 6) (Mus.), jeder melodische Abschnitt eines Tonstückes, welcher mit einer Cadenz endigt u. einen musikalischen Sinn gibt. Jede P. besteht aus melodischen Sätzen od. Unterabtheilungen, welche durch den Periodenbau erst zur P. vereinigt werden. Man hat hierbei sowohl die rhythmische Beschaffenheit, als auch die Wirkung, welche sie gegenseitig hervorbringen, genau zu beobachten; 7) (Math.), die immer. wiederkehrende, in derselben Ordnung auf einander folgende Verbindung von Decimalen in einem Decimalbruche, z.B. 0,2789 2,789 27,89; 8) (Med.), P. in Krankheiten so v.w. Krankheitsstadien; 9) so v.w. Menstruation.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 830.
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