Poitiers [1]

[237] Poitiers (spr. Poatieh), 1) Arrondissement im französischen Departement Vienne; hat 36 QM., 106,000 Ew.; 2) Hauptstadt des Departements u. des Arrondissements (einst Hauptstadt der Landschaft Poitou) am Zusammenfluß der Boire u. des Clain u. an der Eisenbahn von Tours nach Bordeaux; Sitz des Departements- u. Arrondissementsbehörden, eines Gerichtshofs, eines Handelsgerichts u. eines Bischofs, hat einige Befestigung, Kathedrale, Akademie (gestiftet 1431, mit 2 Facultäten), Lyceum, öffentliche Bibliothek, Gesellschaft der Nacheiferung u. des Ackerbaues, Botanischen Garten, Fabriken in Leinen, Eisen, Leder; Handel; 25,000 Ew. In der Nähe ein celtisches Denkmal (ein länglich runder Stein, 20 Fuß lang, 17 breit, ruht auf 5 Pfeilern 34 Fuß von der Erde). P. hieß im Alterthum Limonum u. Pictavium u. war eine Stadt der Pictavier, von welcher Ruinen eines Amphitheaters u. kaiserlichen Palastes bis in die neuere Zeit gefunden wurden. Hier 732 Sieg Karl Martells über die Sarazenen unter Abderrhaman. In P. wurden mehre Kirchenversammlungen gehalten, so 1004, welche den Bann über Kirchenräuber aussprach, den Bischöfen Bezahlung für die Firmung zu nehmen u. den Diakonen das Halten von Weibern in ihren Häusern verbot; wieder 1074 wegen der Frage über die Eucharistie gegen Beranger; 1100 die letzte, welche über König Philipp u. die Bertrada den Bann aussprach. 49. Sept. 1356 (auf dem nahen Feld Maupertuis) Niederlage der Franzosen unter König Johann durch die Engländer unter dem Schwarzen Prinzen. Die Geschichte der alten Grafen von P. ist dieselbe mit der der Herzöge von Aquitanien u. Guienne.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 237.
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