Münch von Bellinghausen

[525] Münch von Bellinghausen, ein in Osterreich, Mähren u. am Rhein blühendes Geschlecht, welches 1745 den Reichsfreiherrenstand erlangte mit dem Prädicate von Bellinghausen von einem ihm mütterlicher Seits verwandten westfälischen Geschlechte Bellinghausen, dessen letzter männlicher Sprosse als Fürst u. Abt in Korvey starb. Ahnherr der Familie ist: 1) Georg M., war kurtrierischer Amtsschreiber u. später Geheimer Secretär des Erzbischofs Jacob III. von Retz; er wurde 1580 in den Reichsadelstand erhoben. Unter seinen Nachkommen theilte sich zu Ende des 18. Jahrh. durch die drei Brüder Joseph, Joachim u. Constantin das Geschlecht der Reihe nach in die noch blühenden Linien: I. Ältere Linie: 2) Freiherr Cajetan, geb. 1776, war einer der vertrautesten Beamten des Kaisers Franz I., Staats- u. Conferenzrath, im Instizfach unter seiner Regierung sein vorzüglichstes Organ u. st. 1831. 3) Graf Joachim, Sohn des 1802 verstorbenen Freiherrn Franz Joseph, geb. 29. Sept. 1786 in Wien, trat 1806 in den österreichischen Staatsdienst u. zeichnete sich hier in den Kriegsjahren 1809 u. 1813–15 aus; wurde 1816 Stadthauptmann in Prag, zeigte bei den Elbschifffahrtsconferenzen 1818 als Commissär viel diplomatische Gewandtheit, kam 1821 in das Ministerium des Auswärtigen u. wurde dem Fürsten Metternich 1822 beim Congreß in Verona attachirt, 1823 k. k. Präsidialgesandter beim Deutschen Bundestage, 1824 wirklicher Geheimer Rath, 1831 in den Grafenstand erhoben, 1841 Staatsminister u. trat 1848 ins Privatleben zurück. Jetziger Chef ist: 4) Freiherr Joseph, Enkel des Stifters u. Sohn des 1823 verstorbenen großherzoglich hessischen wirklichen Geheimen Rathes u. Hofkammerdirectors Freiherrn Heinrich Joachim,[525] geb. 1800, ist großherzoglich hessischer wirklicher Geheimer Rath, Oberstceremonienmeister, Oberstkammerherr, außerordentlicher Gesandter u. bevollmächtigter Minister am Deutschen Bundestage in Frankfurt a. M., ferner am badenschen, großherzoglich hessischen u. nassauischen Hofe, ist seit 1854 in zweiter Ehe mit Marie geb. Münch von Bellinghausen (aus der dritten Linie) vermählt. 5) Freiherr Eligius Franz Joseph, Sohn von M.-B. 2), geb. 2. April 1806 in Krakau; er studirte die Rechte, widmete sich frühzeitig der dramatischen Poesie, angeregt durch Enk von der Burg, wurde 1840 österreichischer Regierungsrath u. 1845 mit dem Hofrathstitel erster Klasse Custos an der kaiserlichen Hofbibliothek. Er schr. unter dem Pseudonym Friedrich Halm die Dramen: Griseldis, 1835; Der Adept, 1836; Camoens, 1837; Imelda Lambertazzi, 1839; Ein mildes Urtheil, 1840; König u. Bauer (nach Lope de Vega), 1841; Sohn der Wildniß, 1842 (in fast alle europäische Sprachen übersetzt); Sampiero, 1844; Maria de Molina (Drama) 1847; Verbot u. Befehl (Lustspiel) 1848; Gedichte, Stuttg. 1850; Über die älteren Sammlungen spanischer Dramen, Wien, 1852, u. anonym die Tragödie: Der Fechter von Ravenna, welche 18. Octbr. 1854 zuerst in Wien aufgeführt wurde u. mit großem Enthusiasmus aufgenommen, sehr bald über alle größeren deutschen Bühnen ging. Der Verfasser blieb längere Zeit unbekannt, bis das Erscheinen des Trauerspiels: Die Cherusker in Rom von Bacherl (s.d.) u. die sich daran knüpfenden literarischen Fehden einen Aufschluß darüber gaben. II. Mittlere Linie, deren Chef ist: 6) Freiherr Franz Theodor, Sohn des Stifters, geb. 1787, ist preußischer Kammerherr u. Geheimer Regierungsrath in Köln. III. Jüngere Linie, Chef: 7) Freiherr Constantin, Sohn des Stifters, geb. 1789, war k. k. Hofrath der ehemaligen vereinigten Hofkanzlei u. wurde 1848 in den Ruhestand versetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 525-526.
Lizenz:
Faksimiles:
525 | 526
Kategorien: