Schierling [1]

[156] Schierling, 1) ächter (gemeiner, gefleckter) S., ist Conium maculatum; 2) Garten-S. (Hundspetersilie), ist Aethusa cynapium; 3) Wasser-S., ist Cicuta virosa. Die Wirkungen aller drei Arten, bes. aber der beiden ersteren als der stärkeren, sind bei reichlichem Genuß derselben drückende, brennende Magenschmerzen, Ekel, Würgen, Erbrechen, Schwindel, Verlust der Sprache, Geschwulst der Magengrube, des Bauchs, des Gesichts, blaue Ringe um die Augen, Schluchzen, Zuckungen u. zuletzt der Tod; vgl. Vergiftung. Als Heilmittel wird vom S. angewendet Schierlingskraut (Herba conii, H. cicutae), die von den stärkeren Stielen befreiten getrockneten Blätter des Gemeinen S-s als äußeres, zertheilendes Mittel für sich, od. mit erweichenden Species verbunden, bei Drüsengeschwulsten, Leberverhärtungen, in Form von Breiumschlägen angewendet. Schierlingsextract (Extractum conii, Extr. cicutae), der ausgepreßte Saft des in frischem Zustande zerstoßenen Gemeinen S-s wird zum Aufkochen erhitzt, von dem hierdurch geronnenen Pflanzeneiweiß etc. durch Filtriren getrennt, die klare Flüssigkeit zur Mellagoconsistenz verdampft; das ausgepreßte Kraut u. die abgeschiedenen Stoffe werden mit Weingeist durch Digestion ausgezogen, der Weingeist ausgepreßt, zur Hälfte abdestillirt, die[156] andere Hälfte, mit oben erwähntem Dicksaft vermischt u. das Ganze im Wasserbade zur Extractconsistenz abgedampft; von Geruch u. Geschmack des Krautes, ist als vorzügliches auflösendes Mittel, bei Drüsenverhärtungen, Scirrhen, selbst Krebs, so auch bei bösartigen, fistulösen Geschwüren, bei hartnäckigen Ausschlägen, bei Amaurose, Cataracta etc. in Gebrauch. Schierlingspflaster (Emplastrum conii, E. cicutae), aus gelbem Wachs, Colophonium, Baumöl u. Schierlingskrautpulver bereitetes Pflaster, als zertheilendes, auflösendes äußeres Mittel häufig angewendet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 156-157.
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