[212] Schlagwerk, 1) die sämmtlichen Theile an einer Schlaguhr, welche das Schlagen (s.d. 23) bewirken. Dazu gehört zunächst eine Glocke von Metall od. Glas, od. eine Stahlfeder (Schlagfeder), auf welche ein Hammer schlägt. Der Stiel des Hammers ist in der Hammerwelle befestigt, aus welcher noch ein Ansatz od. Schwanz heraussteht; dieser Schwanz wird für gewöhnlich durch eine darauf wirkende Feder in der Ruhelage erhalten, kann aber durch die aus dem Hebenägelrade (Schlagrad) seitlich vorstehenden Stifte (Hebe- od. Schlagnägel) ein Stück gedreht werden, u. die Hammerwelle mit dem Hammer machen die Drehung mit; ist der Hebenagel an dem Schwanz vorbei, so wird dieser durch die Feder in seine Ruhelage zurückgeführt, u. dabei schlägt der Hammer auf die Glocke. Es kommt nun darauf an, theils das Schlagrad gerade zu den Zeitpunkten, an welchen die Uhr schlagen soll, z.B. nach Verlauf jeder Stunde, in Bewegung zu setzen; theils jedesmal so viel Hebenägel an dem Schwanze der Hammerwelle vorbei gehen zu lassen, als Schläge erfolgen sollen. Ersteres besorgt das aus mehren Rädern bestehende Schlaglaufwerk, welches wie das eigentliche Gehwerk durch ein Gewicht (Schlaggewicht, Stundengewicht) in Bewegung gesetzt wird. Am einfachsten ist das Laufwerk eines Stundenschlagwerks, wenn das Hebenägelrad so viel Nägel. bekommt, als in 12 Stunden Schläge erfolgen, nämlich 78; dann macht dieses Rad in 12 Stunden absatzweise eine Umdrehung, getrieben von dem Stundengewichte, dessen Schnur od. Kette um seine Welle gelegt ist. Die Geschwindigkeit der Umdrehung selbst aber wird gemäßigt, indem man von dem Hebelnägelrade durch mehre Zwischenräder einen Windfang od. Windflügel bewegen läßt, auf dessen Welle 2 Metallplättchen sitzen, deren Umdrehungsgeschwindigkeit durch den Widerstand der Luft gemindert u. gleichmäßig gemacht wird. Wie weit sich das Hebenägelrad auf einmal umdrehen kann, bestimmt die mit ihm auf derselben Welle sitzende Schloßscheibe (Schloßrad, Schöpfrad). Die Schloßscheibe hat auf ihrem Umfange 12 Einschnitte, aber in solcher Entfernung, daß die dazwischen liegenden Erhöhungen jede um einen Theil länger, als die vorhergehende, also die letzte 12mal länger ist als die erste. In die Einschnitte Schloßscheibe legt sich der eine Arm eines Hebels (Einfall); so lange dieser Arm in einem Einschnitte liegt, wird ein zweiter Arm des Einfalls durch eine Feder in einer solchen Lage erhalten, daß ein seitlich vorstehender Stift an dem Anschlagrade, einem der Räder zwischen dem Hebenägelrade u. dem Windfange, an den zweiten Arm sich anlegt u. so das ganze Schlaglaufwerk gehemmt ist. Am Ende einer jeden Stunde aber hebt ein Stift am Minutenrade einen andern Hebel (Auslösung) u. dieser den Einfall, wodurch der andere Arm desselben den Stift des Anschlagrades los läßt, das Schlaglaufwerk frei wird u. das Hebenägelrad den Hammer zum Schlagen erheben kann. Aber auch die Schloßscheibe dreht sich jetzt mit herum, der Einfall fällt daher endlich in den nächsten Einschnitt der Schloßscheibe, u. das S. ist wieder gehemmt. Der Hammer kann also nur so lange schlagen, als der Einfall auf einer Erhöhung der Schloßscheibe liegt, u. die Länge dieser Erhöhung bestimmt die Zahl der Hebenägel, welche indessen auf den Schwanz der Hammerwelle wirken, also auch die Zahl der Schläge. Während eines Schlages macht nämlich das Anschlagerad gerade eine Umdrehung. Gibt man dem Hebenägelrade nicht 78, sondern weniger, etwa 812 Hebenägel, so kommt die Schloßscheibe auf ein Rad vor dem Hebenägelrade u. die Zähnezahlen sind wieder so zu wählen, daß sich das Hebenagelrad während jeder Umdrehung des Anschlagrades um den Bogen zwischen 2 benachbarten Hebenägeln dreht, u. daß dir Schloßscheibe mit ihrem Rade 1, das Anschlagerad aber 78 Umdrehungen in 12 Stunden macht. Ein wichtiger Theil des Schlagwerkes noch ist die Warnung; so nennt man einen Hebel, welcher mit der Auslösung (s. oben) fest verbunden ist u. welcher sich in dem Augenblicke, wo der Stift des Minutenrades die Auslösung hebt u. dadurch das S. losgelassen wird, vor einem Hebenagel des Hebenägelrades einschiebt u. dadurch das ganze S. noch so lange hemmt, bis der Stift des Minutenrades die Auslösung wieder hat herabfallen lassen; nun erst beginnt das Schlagen. Soll eine Uhr noch die halben Stunden mit einem Schlage angeben, so bekommt das Minutenrad 2 Stifte zum Ausheben der Auslösung in gerade entgegengesetzter Richtung, u. auf der Schloßscheibe müssen außer jenen 12 Einschnitten noch 12 andere sein, u. zwar in der Entfernung von dem vorhergehenden Einschnitt, daß dadurch nur ein einziger Schlag möglich wird. Durch eine ähnliche Einrichtung aber mit vermehrten Stiften am Minutenrade u. mit vermehrten Einschnitten an der Schloßscheibe, kann man mit einem einzigen S. das Schlagen der Stunden[212] u. Viertelstunden hervorbringen; gewöhnlich bringt man aber zu diesem Zwecke ein bes. S. in der Uhr an, welches ganz dem Stundenschlagwerk gleicht, nur hat das Hebenägelrad blos 10 Hebenägel, u. die Schloßscheibe blos 4 Einschnitte. Bei Thurmuhren werden meistens die Thurmglocken zum Schlagen benutzt, der Hammer muß dann neben denselben angebracht sein, u. die Bewegung mittelst eines starken Drahtes od. Stabes aus dem S. zum Hammer geleitet werden. Man hat auch S-e, welche mit Staffel, Rechen u. Schöpper versehen sind, ganz wie bei den Repetiruhren (s.u. Uhr); 2) s.u. Schlagthüren; 3) (Münzw.), so v.w. Klippwerk 2); 4) so v.w. Ramme 2); 5) Maschine zum Pressen od. Prägen von Metallarbeiten; das Arbeitsstück wird auf dem freistehenden, festen Unterstempel aufgelegt u. der an einem senkrechten, in einem einfachen Gestelle auf- u. niederbeweglichen Eisenstabe angebrachte Oberstempel wird durch Hammerschläge auf den Kopf des Eisenstabes mit diesem gegen das Arbeitsstück nieder getrieben.