Schlik zu Bassano u. Weißkirchen

[287] Schlik zu Bassano u. Weißkirchen, ein der Katholischen Confession folgendes, altadeliges Geschlecht in Böhmen, welches 1422 in den Freiherren- u. 1437 in den Grafenstand mit dem Prädicat zu Passaun (von der 1431 ihm verliehenen Herrschaft, nachherigen Grafschaft Passaun od. Bassano) erhoben wurde. Die S. besitzen jetzt die Fideicommißherrschaften Kapidlno u. Altenburg (1,75 QM. mit 8080 Ew. in 25 Ortschaften) u. die Allodialherrschaft Wilisch-Wolschitz (2,06 QM. mit 9680 Ew. in 50 Ortschaften) im Gitschiner Kreise (Böhmen). Berühmt aus ihm sind geworden: 1) Kaspar, war Reichskanzler der drei deutschen Kaiser Sigismund, Albrecht II. u. Friedrich III., brachte 1422 die Vermählung des Erzherzogs, nachherigen Kaisers Albrecht II. mit Elisabeth, Erbtochter des Kaisers Sigismund, zu Stande u. dadurch Mähren als Mitgift u. die Ansprüche auf die Krone Böhmen u. Ungarn an das Haus Österreich; er erhielt seiner Verdienste wegen die Herrschaft Ellbogen u. viele andere Besitzungen vom Kaiser Sigismund, war mit Agnes, der Muhme dieses Kaisers u. Tochter des Herzogs Konrad III. zu Öls u. Cosel, vermählt u.st. 1449; die Herrschaft Weißkirchen im ungarischen Comitat Neutra hatte ihm Kaiser Albrecht II. geschenkt. 2) Graf Stephan, eröffnete die reichen Silberminen in Joachimsthal u. ließ zuerst 1517 Joachimsthaler, auch Schtikenthaler genannt, prägen; er blieb 1526 in der Schlacht bei Mohacs. 3) Graf Heinrich IV., war k.k. Feldmarschall u. Hofkriegsrathspräsident, wurde 1642 in das Schwäbische Grafencollegium eingeführt u.st. 1650. 4) Graf Leopold Anton Joseph, geb. 1663, war k.k. Wirklicher Geheimer Rath, Generalfeldmarschall u. Oberster Kanzler in Böhmen u.st. 1723. 5) Graf Joseph, geb. 1754, war 1786 Gesandter in Kopenhagen, 1788 am kurmainzischen Hofe u.st. 13. Decbr. 1806. 6) Graf Franz Sohn des Vorigen, geb. 23. Mai 1789 in Prag u. studirte seit 1805 die Rechte. Da Österreich 1808 anfing, sich zu einem neuen Kriege zu rüsten, errichtete S. auf seinen Gütern drei Landwehrcompagnien, zu deren Chef ihn der Kaiser mit dem Range eines Oberlieutenants ernannte. Beim Ausbruch des Krieges 1809 trat er als Lieutenant in das damalige Kürassierregiment Albrecht u. wurde Adjutant des Feldmarschalllieutenants Bubna, nach der Schlacht von Aspern fiel ihm der Auftrag zu in Begleitung seines Chefs den Franzosen die durch den Friedensschluß abgetretenen Küstenländer u. Inseln zu übergeben. 1812 nahm er den Abschied, um nicht für Frankreich zu kämpfen, u. zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück; sobald aber Österreich 1813 wieder gegen Frankreich stand, trat S. wieder als Rittmeister bei den Klenau- Chevauxlegers ein u. wurde Ordonnanzoffizier im Stabe des Kaisers Franz; er nahm Theil an der Schlacht bei Dresden, bei Kulm u. bei Leipzig; bei Wachau wurde ihm von einem Kosacken, welcher ihn für einen feindlichen Offizier hielt, das rechte Auge ausgestochen, u. er konnte den Feldzug in Frankreich 1814 nicht mitmachen, aber 1815 zog er als Major wieder nach Frankreich. In der dann folgenden langen Friedenszeit stieg er 1835 zum Generalmajor u. 1844 zum Feldmarschalllieutent u. Inhaber des 4. Husarenregiments u. wurde Geheimer Rath u. Kämmerer. Der Aufruhr u. Bürgerkrieg führte ihn im Jahre 1848 wieder auf die öffentliche Schaubühne; anfänglich Gouverneur von Krakau, erhielt er bald unter Windischgrätz den Befehl über die Heeresabtheilung, welche über Dukla nach Ungarn vorzudringen bestimmt war. Er erkämpfte die Siege bei Budamer, Kaschau, Szikszó, Tokay, Tarzal etc., bewerkstelligte, auf drei Seiten vom Feinde umgeben, einen bewunderungswürdigen Rückzug über die Aktetaker Gebirge bei Schneegestöber u. Glatteis nach Kaschau, vereinigte sich Ende Februar 1 849 mit Fürst Windischgrätz bei Kapolna u. zog sich nach der Schlacht bei Hatvan, 2. April, geschickt zurück. In dem neuen Feldzug unter Haynau siegte er im Juni bei Raab u. nahm Antheil an den Schlachten von Acs u. Komorn, ging 6. Aug. bei Alpar über die Theis u. drang nach Mako[287] vor, wodurch den den Oberfeldherrn in seinen Operationen unterstützte. Nach der Schlacht von Szöreg zog er bis Alt-Arad u. zwang Görgey vor dem russischen General Rüdiger die Waffen zu strecken. Im Septbr. 1849 wurde er Commandeur des dritten Armeecorps in Ungarn u. General der Cavallerie, im Novbr. 1851 Inhaber des 4. Husarenregiments, 1854 Oberbefehlshaber der vierten Armee in Galizien, mit welcher er beim Ausbruch des Italienischen Krieges von 1859 in das Adriatische Küstenland rückte, erhielt Anfang Juni das Commando über den rechten Flügel (zweite Armee) des großen am Mincio unter dem Oberbefehl des Kaisers gesammelten österreichischen Heeres. u. befehligte in dieser Eigenschaft in der Schlacht von Solferino (24. Juni 1859) den rechten Flügel, wo er den Franzosen unterlag. Nach dem Frieden von Villafranca nahm er den Abschied u.st. 17. März 1862. S. war vermählt seit 1817 mit Sophie geb. Gräfin von Eltz (gest. 1821), u. in zweiter Ehe mit Wilhelmine von Breuer. 7) Graf Heinrich, einziger Sohn des Vor., geb. 22 Juli 1820, war Oberlieutenant in der österreichischen Armee u.st. 11. Aug. 1859; er war vermählt mit Sophie von Riesenfels; jetziger Chef ist: 8) Graf Erwein, älterer Sohn des Vor., geb. 22. Jan. 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 287-288.
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