Tourniquet

[730] Tourniquet, 1) (Turniket, Aderpresse, Torcular, Tornaculum), chirurgisches Instrument, wodurch entweder die Hauptpulsader, od. sämmtliche Gefäße, Arterien u. Venen eines Theils des Körpers, bes. der einzelnen Glieder, zusammengedrückt, u. im ersten Falle nur der Zufluß des Blutes durch den Hauptstamm gehemmt, im zweiten Falle aber Rück- u. Zufluß in den Theilen gehindert wird. Das T. ist das kräftigste Blutstillungsmittel u. ist bei großen Verwundungen der Extremitäten, bei Verletzungen großer Pulsadern unentbehrlich. Es[730] soll von dem französischen Wundarzte Morell während der Belagerung von Besançon 1674 erfunden worden sein. Man theilt die T-s A) in Rücksicht ihrer Wirkung: a) in solche, welche das ganze Glied in allen Punkten gleichförmig drücken u. allen Zu- u. Rückfluß des Blutes hindern; b) in solche, welche bes. nur auf den Hauptstamm einer Arterie drücken. B) In Rücksicht der Formen: a) Feldtourniquets; sie bestehen aus einer zusammengerollten Binde od. einer Pelotte von Leder, einer Scheibe von Pappe, Leder od. Horn, welches auf beiden Seiten zwei Einschnitte hat, u. aus einem Knebel von hartem Holz. Die aufgerollte Binde od. die Pelotte legt man auf die Hauptpulsader des Glieds u. befestigt sie hier mit der andern Binde od. dem Gurte; auf die der Pelotte gerade entgegengesetzten Seite legt man die Scheibe, führt durch die Einschnitte derselben die Enden der Binden u. knüpft od. schnallt diese zusammen. Über der Scheibe führt man den Knebel durch u. dreht ihn so oft um, bis das Glied zusammengeschnürt ist, so daß man den Puls unterhalb des T-s nicht mehr fühlen kann. Den Knebel kann man auch durch ein Paar an seinen Enden befestigte Riemen in seiner Lage erhalten. b) Die Schraubentourniquets bestehen aus einer metallenen Platte, an welcher eine Scheibe besindlich ist, aus einem Gurte od. Binde mit einer Schnalle u. einer Pelotte. Meist läuft der Gurt über den Griff der Schraube u. wird durch höheres Schrauben angezogen; bei andern aber sind zwei Metallplatten da, welche durch die Schrauben einander genähert u. entfernt werden, u. der Gurt geht dann über Rollen in den beiden Platten (von Bell); noch andere haben da, wo die Schraube mit der Metallplatte zusammengefügt ist, noch ein Stellrad mit Gegenhaken, um das Zurückweichen der Schraube unmöglich zu machen (von Savigny); andere sind noch künstlicher gearbeitet. Auf die Hauptpulsader des Gliedes, an welches das T. gelegt werden soll, legt man die Pelotte, welche, wenn sie nicht an dem Gurte befestigt ist, mit einer Binde an dem Gliede festgehalten wird Auf der der Pelotte entgegengesetzten Seite des Glieds legt man die Platte des T-s, damit diese aber keinen zu starken Druck verursache, eine dünne Compresse darunter. Um das Glied herum u. über die Pelotte führt man den Gurt weg u. zieht ihn vermittelst der Schnalle mäßig an. Alsdann dreht man den Handgriff der Schraube so oft um, bis das Glied hinlänglich zusammengedrückt ist 2) Die vor der Börse in. Paris angebrachten Drehkreuze (s.d.), vermittelst deren von jedem in die Börse Eintretenden das Entrée erhoben wurde. Auf Vorschlag des Seine-Präfecten Haußmann wurde durch Decret vom 17. Decbr. 1856 der Stadt Paris das Recht eingeräumt ein Börseneintrittsgeld zu erheben u. deshalb die Eingangsthüre, um die Controle, resp. die Erhebung desselben zu erleichtern, durch Drehkreuze gesperrt, welche jeder Eintretende passiren mußte. Durch Decret vom 22. Novbr. 1861 wurde das Recht wieder aufgehoben, worauf am 24. Nov. 1861 die T-s von der Börse wieder verschwanden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 730-731.
Lizenz:
Faksimiles:
730 | 731
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika