Bürde

1. An gleicher Bürde trägt sich niemand müde. Lehmann, II, 28, 49; Henisch, 560; Körte, 780.


2. Auch kleine Bürde drückt auf die Länge.


3. Auf die Bürde folgt die Würde.

Lat.: Fructus honos oneris, fructus honoris onus. (Binder I, 598; II, 1208; Neander, 282; Philippi, I, 164; Seybold, 195.)


4. Bürde bringt Würde.

Lat.: Labores pariunt honores. (Binder I, 840; II, 1615; Seybold, 270; Philippi, I, 219.)


5. Ein gringe Burde wird auch schwer, wann man sie hat tragen feer.Sutor, 410.

Lat.: Quod leve valde grave fit onus dum porto remote.


6. Eine Bürde auf fremdem Rücken fühlt man nicht.

Engl.: No one knows the weight of another's burden. (Bohn II, 1.)


7. Eine Bürde, die man gern trägt, drückt nicht.

It.: Carica volontaria non carica. (Bohn I, 77.)

8. Einer soll des andern Bürde tragen.Gal. 6.

Dän.: Den eene bære den andens byrde. (Prov. dan., 98.)


9. Einer soll dess andern bürde wissen vnd tragen, nicht negen vnd nagen.Henisch, 490.

Lat.: Amici vitia noveris, non oderis. (Henisch, 490.)


10. Eines andern Bürde fühlt man nicht.


11. Es ist keine Bürde schwerer, als eine leere Börse.

Dän.: Den tyngste byrde paa veien er en lens pung. (Prov. dan., 98.)


12. Fremde Bürde ist immer leichter.

Dän.: Let er den byrde som en anden bær. (Bohn I, 384.)


13. Gleiche bürd bricht gemeynen ruck nit. Franck, II, 60a; Mayer, 196.


14. Gleiche bürd helt die beste freündtschafft. Tappius, 66a; Henisch, 560; Simrock, 1406; Körte, 779.

Lat.: Nam divisa minus sarcina fit gravis. – Quem struit, haud ignara, ac non incauta futuri. (Horaz.) (Sutor, 421.)


15. Gleiche burde brichet niemand den rucken (Hals).Agricola I, 75; Campen, 10; Latendorf, 135; Egenolff, 38b; Nass. Schulblatt, XIV, 5; Tappius, 66a; Sailer, 152; Kirchhofer, 161; Henisch, 560; Simrock, 1404; Körte, 778; Eiselein, 102.

Holl.: Gelijke borden breken niemand den rug. (Harrebomée, I, 81.)

Lat.: Aequalis nullis confringit farcina dorsum. (Philippi, I, 12; Seybold, 13; Binder I, 24; II, 87; Gaal, 266.)


16. Ist die Bürde nach dem Rücken, so kann sie keinen erdrücken.


17. Je grösser die Bürde, je mehr wächst die Kraft.


18. Jedem wird seine Bürde schwer.


19. Jeder muss seine eigene Bürde tragen. Kirchhofer, 160.

Dän.: Hver skal bære sin byrde. (Prov. dan., 98.)


20. Kleine Bürde ist leicht zu tragen.


21. Leicht bürd wirt in die vern schwer.Franck, II, 183b; Henisch, 560; Tunn., 17, 2; Simrock, 1405; Körte, 781.

Frz.: A longue voye paille pèse. (Leroux, I, 54.) – Au long aller petit faix (fardeau) pèse.


22. Leichte Bürden werden ferne schwer.Simrock, 8307.

Dän.: Liden byrde er langveis tung. (Prov. dan., 98.)

Holl.: Lichte borden swaren op vere weghen. (Fallersleben, 454.)


[512] 23. Nimb dich keiner bürden an, die dein krafft nit tragen kan.Henisch, 560.

Lat.: Quod ferre vires non queunt ne onus subi. (Henisch, 560.)


24. Seine Bürde trägt jeder.


25. Sind die Bürden gleich, so brechen sie den Rucken nicht.

Dän.: Lige byrde bryder ikke halsen (ryggen) sønder. (Prov. dan., 98.)


26. Vil legen Burd uf ander Lüt und wöllen sie doch tragen nit.Eiselein, 103.


27. Wem die Bürde auf den Rücken gewachsen ist, der verliert sie nicht.


28. Wenn alle gleiche Bürde tragen, kann keiner sich beklagen.

Dän.: Paa lige byrde draker ingen sig træt. (Prov. dan., 98.)


29. Wer an die Bürde gewöhnt ist, den verjagt der Wind leer.


30. Wer kleine Bürden lange trägt, wird auch müde.


31. Wer seine Bürden auf fremden Rücken legt, weiss nicht wie schwer sie sind.


32. Wer selbst eine Bürde trägt, muss nicht über den Buckel anderer lachen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu2.

Lat.: Per callem grandem pondus leue fit grave tandem. (Reuterdahl, 765.)

Schwed.: Laeth byrdh aer lang waegh thung. (Reuterdahl, 765.)


[1083] zu5.

»Ein ringe burd wird zletst auch schwer, so man sie lang hat tragen fehr.« (Loci comm., 104.)


zu15.

»Bey gleicher Bürde wie man spricht, niemand bald seinen halss zerbricht.«

Lat.: Aequalis nullum dierum pitsarlina collum. (Loci comm., 3.) – Nemine gravat quod aequo quilibet facit modo. (Lehmann, 328, 43.)


zu19.

»Iclich mot dragen sine egene borden unde rede geven vor sinen orden.« (Lübben, Reineke de Vos, 4079.)


zu21.

Bei Tunnicius (683): Lichte burden wêrden swâr. (Paenula fit plumbum, longe si corpore fertur.)

Engl.: Light burdens far heavy.

Lat.: Longo in itinere, etiam palea oneri est.

Schwed.: Liten börda är lång wäg tung. ( Marin, 19.)


zu22.

Lat.: Mantica cum pane non est vectigal inane. (Reuterdahl, 503.)

Schwed.: Lithin byrdhe aer langh waegh thungh. (Reuterdahl, 502.)


33. Auch eine leichte Bürde wird schwer, wenn man sie weit trägt.Harssdörffer, 800.


34. Der die pürd tregt, der ways wol, was sy wegt.

Dies Sprichwort befindet sich in einer Sammlung aus dem Jahre 1468, welche der Bibliothekar Budik zu Klagenfurt in den Oesterreichischen Blättern für Kunst und Literatur, Wien 1845, Nr. 80, S. 622-624 hat abdrucken lassen.


35. Die Bürden des Nachbars fühlt man nicht.

Engl.: No one knows the weight of another's burden. (Bohn II, 1.)


36. Eine leichte Bürde wird endlich schwer durch eine lange Reise.Petri, II, 266.


37. Gemeine Bürden muss man mit gemeinem Rücken tragen.Harssdörffer, 2601.

Gemeine Lasten sind für Alle.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1083-1084.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Waldsteig

Der Waldsteig

Der neurotische Tiberius Kneigt, ein Freund des Erzählers, begegnet auf einem Waldspaziergang einem Mädchen mit einem Korb voller Erdbeeren, die sie ihm nicht verkaufen will, ihm aber »einen ganz kleinen Teil derselben« schenkt. Die idyllische Liebesgeschichte schildert die Gesundung eines an Zwangsvorstellungen leidenden »Narren«, als dessen sexuelle Hemmungen sich lösen.

52 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon