Klein

1. Achte dich klein, sei fein und rein, mit niemand zu gemein, so wirst du wohlgelitten sein. Eiselein, 381; Simrock, 5738.


[1385] 2. Besser klein ein Herr als gross ein Knecht. Körte, 2810.


3. Besser klein und rein als gross und nichts los.


4. Beter klein on kregel1 as enne grôte Flegel. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 219.

1) Munter und gesund.


5. Biäter klain un kriegel as en groten Fliegel. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 70; für Driburg: Firmenich, I, 362, 8.


6. Es geht klein her, sagte der Wolf, da er zu Lichtmess eine Schnake fing.Simrock, 5756.


7. Es ist keiner so klein, er kann einem Grossen einen Stein in den Weg werfen.

Holl.: Hij is wel klein, die niet kan schaden. (Harrebomée, I, 413a.)


8. Es ist nichts so klein, es will bei seinesgleichen sein.Reinsberg II, 65.


9. Es ist nichts so klein, Gott ist noch viel kleiner; nichts so gross, Gott ist noch viel grösser; nichts so tieff, Gott ist noch viel tieffer; nichts so hoch, Gott ist noch viel höher. Petri, II, 275; Henisch, 1710, 56.


10. Es ist so klein kein Aal (s.d.), er hofft zu werden ein Wal.


11. Geht kloan ro, hod da Fuchs gsagt, hod alle Tag a Fliegn gfangt.

So sagen die Baiern, wenn sie schmale Einnahme oder geringe Kost haben. (Zaupser, Idiot., 61.)


12. Ich werde dich schon klein kriegen, sagte die alte Frau, da mummelte sie an einem Brocken Ziegenfleisch.

Holl.: Ik zal het meê wat kort maken, zei Reintje, en hij zat te kieskaauwen aan een' ouden haan. (Harrebomée, I, 267.)


13. Je klender, je krötiger. (Hannover.) – Schambach, I, 315.

Je kleiner, desto frecher.


14. Klan ausg'spielt, gross koan ma oallweil wer'n. (Steiermark.)

Wird gewöhnlich beim Kartenspiel gesagt, aber stets mit Bezug auf einen allgemeinern Sinn.


15. Klân on rân. (Trier.) – Laven, 184, 65.

Wird von Geschäften gesagt, die nicht bedeutend sind, aber mit Genauigkeit geführt werden; auch von kleinem und nicht verschuldetem Vermögen.


16. Klein, aber mein.Hertz, 23.


17. Klein, aber niedlich.Frischbier2, 2039.


18. Klein, aber rein (gewichtig, klug).


19. Klein e Mauser, gross e Spitzbub. (Nordböhmen.)


20. Klein gedacht, alt vollbracht.Lehrengel, I, 444; Reinsberg VII, 77.


21. Klein ist geschmeidig vnd zutäppisch.Gruter, III, 59; Lehmann, II, 322, 74.


22. Klein ist lieblich.Gruter, III, 59; Simrock, 5745; Lehmann, II, 322, 76; Eiselein, 381; Braun, I, 1886.


23. Klein un kregel (munter) is beter as grat un en Flegel. (Hannover.) – Schambach, I, 317.

Klein und munter ist besser als gross und flegelhaft. Die Spitze des Sprichworts ist gegen die Grossen gerichtet, die oft schwerfällig und ungeschlacht sind.


24. Klein un rein. (Valdeck.) – Curtze, 341, 338; für Iserlohn: Woeste, 71, 160; hochdeutsch bei Körte, 3437.

Holl.: Ik prijs het kleine, en dat rein. – Niet hoe klein, maar hoe rein. – Wel klein, maar rein. (Harrebomée, I, 413b.)


25. Klein und dick gibt auch ein Stück.Körte, 3433; Simrock, 5749; Braun, I, 1883.

Engl.: Little and often fills the purse. (Bohn II, 112.)


26. Klein und gewiss ist grösser als gross und ungewiss.Gaal, 722.


27. Klein und unnütz, gross und faul (oder: ungeschickt).Simrock, 5746; Latendorf II, 20; Henisch, 1022, 17; Petri, II, 424.


28. Klein und wacker bau' deinen Acker; gross und faul schändet den Gaul. (Eifel.)


29. Klein und wacker baut den Acker.Simrock, 12359b.


30. Klein und wacker z'ackert auch einen Acker. (Pfalz.)


31. Klein vnd behend die besten sein.Eyering, III, 145.


[1386] 32. Klein vnd gleich machet den Meister reich. Petri, II, 424.

»Sprechen die Tuchmacher.«


33. Klein (hurtig) vnd keck stöst den grossen in dreck.Gruter, III, 59; Lehmann, 427, 16; Lehmann, II, 322, 76; Eiselein, 381; Simrock, 5745; Braun, I, 1886.

Holl.: Klein, maar dapper. (Harrebomée, I, 413b.)


34. Klein vnd vnnütz richtet hader an.Petri, II, 424.


35. Klein vnd wenig ist besser als gar nichts. Lehmann, II, 314, 51.


36. Klên van Liv', grot to kiv'. (Lübeck.) – Deecke, 10.


37. Klîn, awer kernig.Frischbier2, 2040.


38. Kloan in Hodern, gross in Modern.Zaupser, Idiot., 90.

So lange die Kinder klein sind, kleide sie gering (Hadern), damit du sie oder sie sich schön (in Marder) kleiden können, wenn sie gross sind.


39. Mach' dich klein, aber nicht gemein.Pistor., IV, 95; Simrock, 5739.

Lat.: Nimia familiaritas contemptum parit. (Gaal, 670.)


40. Mancher ist für die Sache zu klein, wenn er auch auf Stelzen geht.Eiselein, 579.


41. Ob klein, ob gross, jeden trifft des Todes Los.

Holl.: Klein en groot komen dagelijks nader aan den dood. (Harrebomée, I, 413b.)


42. Was klein ist, das ist artig (niedlich).Eiselein, 385; Sutor, 552; Mayer, I, 205: Simrock, 5747; Braun, I, 1882; Reinsberg I, 46.

Lat.: Adjuncta est parvis gratia rebus. (Eiselein, 381.)


43. Was klein ist, ist herzig, was gross ist, ist ungeschickt. (Steiermark.)


44. Wer klein ist unter gewissen Leuten, ist gross unter andern. (Aegypt.)

45. Wer sich klein stellt und schweist, wird leicht übersehen.


46. Wer so klein ist, dass man ihn in Sanct Christoph's Tasche zum Knobloch stecken kann, der hat gewiss kein gross Ansehen.


47. Wie chlinner, wie chrättiger. (Kurzenberg in der Schweiz.)

Chrott = kleine Person, chröttig = eigensinnig, widerspänstig.


*48. Da geht's klein unter.Mayer, I, 43.

Es herrscht dort Dürftigkeit und Armuth.


*49. Er ist klein und kurz, darum liegt ihm der Dreck nahe beim Herzen.

»Es sein die Weiber von natur geneist auff neid vnnd hassz, dieweil sie kurz vnd vnvollkommen sein; daher kompt das sprichwort: er ist klein vnd kurtz, darumb liegt ihm der dreck nah bey dem Hertzen.« (Geiler, Nsch., 64, in Kloster, I, 574.)


*50. Er ist so klein wie Hansl aus Kolbing.

Der erst um das Jahr 1862 verstorbene Pfarrer zu Mitterkirchen in Oberösterreich wollte einmal am Kirchweihfeste seinen Zuhörern die Gestalt des Zachäus recht veranschaulichen. Er beschrieb dessen Gestalt und ganzes Aussehen und rief endlich: »Er ist so klein, so klein, wie – der ›Hansl aus Kolbing‹.« Dieser, ein Bauer aus dem eingepfarrten Kolbing, trat nämlich eben zur Thür herein, und der Pfarrer benutzte dies, auf ihn hinzeigend, zu seinem Gleichniss. Der Vergleich wurde sprichwörtlich, und der Bauer hiess von nun an Zachäus.


*51. Er ist wol klein, aber er trinkt aus einem grossen Glase.

Holl.: Hij is klein, en drinkt wel. ( Harrebomée, I, 413b.)


*52. Ick kann dat nich klên kriegen. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 38; Dähnert, 234b.

Nicht verstehen, nicht begreifen.


*53. 'S is klenner ossa Mickafetzel. (Schles.)


[Zusätze und Ergänzungen]

54. Klein fängt man an, gross hört man auf.


55. Klein vnd demütig, lang vnd klug; bleich vnd kün, rot vnd ohn betrug; wiewol die selten beysamen seint, so ist es doch nicht gar vermeint.Loci comm., 208.

Lat.: Raro breues humiles vidi, longos sapientes, albos audaces, ruffoque colore fideles.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Auerbach, Berthold

Barfüßele

Barfüßele

Die Geschwister Amrei und Dami, Kinder eines armen Holzfällers, wachsen nach dem Tode der Eltern in getrennten Häusern eines Schwarzwalddorfes auf. Amrei wächst zu einem lebensfrohen und tüchtigen Mädchen heran, während Dami in Selbstmitleid vergeht und schließlich nach Amerika auswandert. Auf einer Hochzeit lernt Amrei einen reichen Bauernsohn kennen, dessen Frau sie schließlich wird und so ihren Bruder aus Amerika zurück auf den Hof holen kann. Die idyllische Dorfgeschichte ist sofort mit Erscheinen 1857 ein großer Erfolg. Der Roman erlebt über 40 Auflagen und wird in zahlreiche Sprachen übersetzt.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon