Gauch

1. Den Gauch erkennt man am Gesang.

Mhd.: Wolt got es wer zu erkennen des feihen schmeichlers red anfang recht wie der gauch an seim gesang. (Zingerle, 194.)


[1358] 2. Der Gauch muss seine Federn geben.Murner, Gäuchmode.

Unter Gauch verstehen wir heute, kurz gesagt, einen Tagedieb, einen Industrieritter und Bummler modernen Zuschnitts, der bald ins Diebische und Strassenräuberische streift, bald auch nur als lächerliches, müssiggehendes Subject erscheint, das man einen Geck nennt. Ueber die Wörter Gauch, Geck, Gaukler u.s.w. vgl. Schwenck, Wb., und Wurzbach II, 124; ferner Weigand, Wb. d. Syn.


3. Die besten Gäuche greift man des nachts. Murner, Gäuchmode.


4. Ein Gauch muss seinen Angang haben.Murner, Gäuchmode.


5. Ein Gauch singt Kukuk dick und lang, wie jeder Vogel sein Gesang.Eiselein, 281.


6. Ein Gauch überschreit gern den andern. Murner, Nb., 85.

»Yeder gauch will sein so frey, das er den andern vberschrey.« (Kloster, IV, 853.)


7. Ein Gauch zieht junge Gäuchlein.

Mhd.: Der gouch ziuht jungiu göuchelîn. (Renner.) (Zingerle, 44.)


8. Ein jeder Gauch hat sein Geschrei.Murner, Nb., 7.

»Ein yeder Gauch hatt sein geschrey, so findt man löffel mancherley, gross vnd klein, auch jung vnd alt, die löflerey ist mannigfalt.« (Kloster, IV, 647.)


9. Einem Gauch fällt alles in den Bauch.


10. Einen Gauch auszunehmen, ist keine Nacht zu finster.Murner, Gäuchmode.

»Kein nacht wardt nie so finster duss, ich wisst ein gouch zu nemen vss.« (Kloster, VIII, 905.)


11. Einen Gauch kann man weinger hintertreiben, als die Spillen in einem Sacke bleiben.Murner, Gäuchmode.


12. Eines Gauchs Gesang nimmt nur ein Thor für Harfenklang.Freidank.

Lat.: Cinthius aurem vellit.

13. Gauch, thu es jm nach, dann red zu der sach.Franck, II, 108a; Eiselein, 209; Körte, 1787.


14. Gäuche sitzen nicht gern hart.


15. Man fängt so viel Gäuche mit Blicken, als mit Jagen, Garn und Stricken.Murner, Gäuchmode.


16. Man muss den Gauch nicht lassen Meister sein.Murner, Gäuchmode.


17. Was man dem Gauch gelehrt, seinen Gesang er nicht verkehrt.Eiselein, 208.


18. Wer Gäuche fahen will, kanns nur thun mit Affenspiel.Murner, Gäuchmode.

»Denn so man geuch ietz fohen will, das thut man nur mit affenspill.« (Kloster, VIII, 939.)


*19. Dem Gauch die Schellen rühren.


*20. Dem gouch die Eier ausbrüten.Murner, Nb., 5.

»Es ist ein Thier dragt vff ein schleyer, das brietet vss dem gouch sin eyer.« (Kloster, VIII, 948.)


*21. Den Gauch daheim lassen.Murner, Nb., 11.

Auswärts seine Thorheiten nicht zur Schau tragen. »Wenn sie liessent jr holtzschuh vnd blitzen den gauch heim auff der stangen sitzen.«. (Kloster, IV, 662.)


*22. Den gouch berayten.Murner, Gäuchmode.

»Ein gouch ausstriben affenspyl zu dettig syn recht wie man will, was man jn heisst, nit lang erbeyten, sich lassen wie ein falck bereyten.« (Kloster, VIII, 966.)


*23. Den gouch etzen.Murner, Gäuchmode.

»Ein yede gouchin weiss den list, womit ir gouch zu spysen ist.« (Kloster, VIII, 957.)


*24. Den gouch im spiegel sehen.Murner, Gäuchmode.

»Wenn sy den gouch jm spiegel zeigt, do fintschafft sich noch früntschafft eigt.« (Kloster, VIII, 959.)


*25. Den gouch leren essen.Murner, Gäuchmode.

Verspottung der Männer, die sich von Frauen bei Gastmählern u.s.w. vorlegen lassen. »Wer hier zu eynem gouche wurdt, derselb kan nit mer essen furt, darumb muss in die geuchin spysen vnd wie ein kindt mit bappen wysen.« (Kloster, VIII, 1091.)


*26. Den gouch leren gon.Murner, Gäuchmode.

Spott auf die Männer, die sich von Frauen leiten lassen. »Vnd darff ir keynen dryt nit weren wiewol er gon muss von ir leren.«' (Kloster, VIII, 1099.)


*27. Den gouch lernen singen.Murner, Gäuchmode.

»Die weyber lernendt offt ein singen, der lieber weint zu solchen dingen; es muss ein gouch offt frölich syn, dem nie kam freyd yns hertz hynyn.« (Kloster, VIII, 962.)


[1359] *28. Den gouch nit lassen meister syn.Murner, Gäuchmode.

»Das ander gouchstuck das ich kan, das ist das ich myn frouwen lan meister syn vnd byn ich knecht.« (Kloster, VIII, 1072.)


*29. Den gouch rösten.Murner, Gäuchmode.

Von Leuten, deren Dummheiten ohne besondere Zurichtung (Marinirung, Röstung u.s.w.) unverdaulich sind. »Etlich gouch so mager sind, wenn man sy röstet nit geschwindt, so hette sie gar kein geschmack.« (Kloster. VIII, 1101.)


*30. Den gouch strichen. (S. Kauzen.)Murner, Gäuchmode.

»Das geuchlin hat gefallen dran, wenn mans zertlichen strichen kan, den federn nach ob sanfft vnd glatt solchs vnseren gouch gar früntlich datt.« (Kloster, VIII, 975.)


*31. Den gouch vff ein kussen setzen.Murner, Gäuchmode.

In hohe Aemter und Stellungen, zu grossen Ehren. »Die geuchin eygendtlichen wyssen, wie man ein gouch setzt vff ein küssen.« – »Man setzt ein gouch nicht also glich hoch dran vff das obrist küssen, er muss vil geuchereyen wyssen.« (Kloster, VIII, 966 u. 1068.)


*32. Den gouch vss dem nest nemen.Murner, Gäuchmode; in Kloster. VIII, 905.


*33. Den gouch vssnemen.Murner, Gäuchmode.

»Es ist der schwartzen kunst ein stück, wer mit solchen list vnd dück ein iungen gouch so griffen kan, das er vom griff nit flügt darvan.« (Kloster, VIII, 951.)


*34. Der Gauch hat ihn besessen.Murner, Gäuchmode.

»Vnd wie man will mit jm vmbgadt, also hatt jn der gouch besessen.« (Kloster, VIII, 942.)


*35. Der Gauch muss Federn lassen.

»Ob er gross mangel hab darneben, der gouch muss dar syn federn geben.« (Kloster, VIII, 944.)


*36. Der Gauch sticht ihn.Murner, Gäuchmode.

»Vnd aller irer synn beraubt, also sticht sy der gouch im haupt.« (Kloster, VIII, 941.)


*37. Ein wybscher gouch syn.Murner, Gäuchmode.

»Kein gouch wurdt disses ort gewynnen, er kynd denn hechlen oder spynnen, Hembder weschen vnd garn winden oder bappen gen den kinden.« (Kloster, VIII, 1082.)


*38. Einen Gauch anzugreifen wissen.

»Horcht ... still, das menklich weiss vnd yederman, wo man den gouch sol griffen an.« (Kloster, VIII, 918.)


*39. Einen gauch reuchen (räuchern).Murner, Gäuchmode.

»Dieselben geuch hieher gehören, die erst jm alter gucken leren, vndöglich sindt in frischer hüt vnd sollendt dann zu reuchen nüt.« (Kloster, VIII, 1095.)


*40. Einen gouch im pfeffer essen.Murner, Gäuchmode.

»Wer geuch zu essen geben wil, der deck darvff des pfeffers vil, denn mancher ess des gouches nit, wenn er jn offlich kandt domit.« (Kloster, VIII, 1093.)


*41. Einen gouch lehren.Murner, Gäuchmode.


*42. Er hat schon manchen Gauch ausgenommen.Murner, Gäuchmode.

»Vnd hab so manchen gouch vssgenommen.« (Kloster, VIII, 905.)


*43. Er hat seinen Gauch und Affen an ihm.Eiselein, 209.


*44. Er weiss, wie (wo) man den Gauch angreifen soll.Murner, Gäuchmode.


*45. Es sind junge Gäuche im Neste.


*46. Gäuch aussbrüten.Murner, Gäuchmode.

»Gäuch aussbrüten hatt ein sinn, daran ich selten vil gewinn; wann ich's schon spisst vnd briet sie auch, so fliegens doch zum alten gauch.« (Kloster, IV, 636.)


*47. Gäuch fahen.Murner, Gäuchmode.

»Es ist eyn besunderlicher list, geuch zu fohen syn gewiss, man foht ir glich vill mit blicken alss mit iagen, garn vnd stricken.« (Kloster, VIII, 938.)


*48. Gäuche ziehen.


*49. Sich für ein gouch anschreiben lassen. Murner, Gäuchmode.

»Wolan, kumpt har vnd dret harby, wer sich berümpt der geuchery; der sag, wie er dieselb kann triben, darnach ich jn wyss anzuschriben.« (Kloster, VIII, 1066.)


*50. Wenn der Gauch guket.Eiselein, 208.

D.i. im ersten Frühling. Kukuk, althochdeutsch gouh (Hoffmann, V, 6), mittelhochdeutsch gouch (Maness, II, 132b.)

Lat.: Tempus adest veris, cuculus modo rumpe soporem.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1358-1360.
Lizenz:
Faksimiles:
1358 | 1359 | 1360
Kategorien:

Buchempfehlung

Klingemann, August

Die Nachtwachen des Bonaventura

Die Nachtwachen des Bonaventura

Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«

94 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon