1. Am funfzehnten April der Kukuk singen soll und müsst' er singen aus einem Baum, der hohl. – Schmitz, I, 171.
2. Besser einen Kukuk in der Hand, als ein Falk über Land. – Reinsberg IV, 13.
3. De Kukuk und de Achternagel, dat sünt de rechten Sommervagel. – Diermissen, 661.
4. Dem Kukuk kann man nur mit Kukuk antworten.
Holl.: Antwoord den koekoek niet, of zey wat nieuws (Harrebomée, I, 427a.)
5. Den Kukuk und das Siebengestirn sieht man nicht beisammen. – Schambach, II, 660.
Dän.: Kukkeren og syv-stiernen sees ikke sammen. (Prov. dan., 366.)
6. Den vêrteinten (14.) April mot der Kukuk roupen oder hi mot basten. – Schambach, I, 279; Firmenich, I, 361, 7.
In Harth bei Büren spricht der Kukuk: Jei (ihr) könnt räupen, wanner dat jei willt, ik räupe nit eher bis den feifteinten April. (Firmenich, I, 361, 7.)
7. Der alte Kukuk bleibt beim Kukuksgesang.
Lat.: Raro senex mutat sententiam. (Binder II, 2925; Lehmann, 9, 48.)
Schwed.: Han siunger sin gambla Wijsa. (Grubb, 309.)
8. Der eigene Kukuk singt immer besser als des andern Nachtigall.
9. Der guckuc rufft jm selbs den namen auss. – Egenolff, 266a; Gruter, I, 13; Henisch, 829, 58; Heuseler, 104; Schottel, 1114a; Blum, 139; Eiselein, 261; Simrock, 6007.
In Hannover: De Kukuk röpt sinen eigenen Namen. (Schambach, I, 284.) Nordfriesisch auf Amrum: A Kuküütj sprêgt san ânj Nöom üütj. Auf Sylt: Di Kukût rêpdt sin ein Nôm. (Haupt, VIII, 353, 39.) Schlesisch bei Frommann, III, 247, 222. Gegen eitles Selbstlob. »Er ist die Drommete seiner eigenen Tugenden.« (Shakspeare.) »Du nennst, Kukuk, deinen Namen; dein Ausruf handelt nur von dir. In dieser Sorgfalt scheinst du mir beredten Männern nachzuahmen.« (Hagedorn.)
Dän.: Kukkeren raaber sit egen navn. (Prov. dan., 365.)
Frz.: La pelle se moque du fourgon.
Lat.: Coccyx sui ipsius nomine proditur.
10. Der Guckguck singt sein Gesang, ob der schon alt ist. – Lehmann, 317, 41.
Dän.: Gøgen kukker sin sang, om den end er gammel. (Prov. dan., 249.)
11. Der Guckuck muss jm selbst sein orgycht aussruffen. – Gessner, III, 73; Tappius, 199b; Wolf, Zeitschrift, III, 291.
12. Der Gugguck legt seine Eier in frembde Nester. – Henisch, 963, 8; Petri, II, 99.
Gilt übrigens nur vom Gemeinen oder Grauen Kukuk (Cuculus canorus). Der amerikanische (C. americanus) brütet nach dem dortigen Grundsatz: Help yourself! seine Eier selbst aus. Die siebenbürger Sachsen: Der Kukuk liecht seinj Oar ä fremd Näster. (Schuster, 220.)
13. Der junge Kukuk ruft wie der alte.
»Auch der junge Kukuk ruft wie der Alte und der alte krähet just nicht anders als der junge.« Die Finnen: Kukuk ruft stets der Kukuk, Kukuk stets der Sohn des Kukuks. (Reinsberg VII, 86.)
[1697] 14. Der Kukuk behält seinen Gesang, die Glocke ihren Klang, der Krebs seinen Gang, Narr bleibt Narr sein Lebenlang. – Simrock, 6009; Demokritos, IV, 128.
15. Der Kukuk eifert mit der Nachtigall. – Lehmann, 853, 13.
16. Der Kukuk frisset seine Mutter, die Grasmücke. – Luther's Tischreden, 84a.
Ein aus irriger Naturkenntniss entsprungenes Bild.
17. Der Kukuk hole den Freund, der mit den Flügeln deckt und mit dem Schnabel hackt.
18. Der Kukuk hört auf zu rufen, wenn er den Wiesbaum fallen hört oder das erste Mandel auf dem Kornacker sieht. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 95.
19. Der Kukuk ist auch schön. – Lehmann, 707, 48.
20. Der Kukuk legt stets in ein ander Nest. – Schottel, 1143a.
Das wäre keine Kunst; aber das Bewundernswerthe dabei ist, was zu dem vielen andern Wunderbaren kommt, das man vom Kukuk schon kannte, dass das Kukuksweibchen in jedes von ihm dazu gewählte Vogelnest immer nur ein Ei legt, das nach Farbe und Zeichnung stets ebenso aussieht wie die Eier der wirklichen Nesteigenthümer. Auf der Versammlung der Ornithologen 1851 zu Berlin hat einer der bedeutendsten Vogelkenner Deutschlands, Pastor Baldamus an 22 Eiern dies nachgewiesen und andere Vogelkenner haben diese Entdeckung seitdem bestätigt gefunden.
Schwed.: Kukkuk ligger giärna i annars näste. (Törning, 98.)
21. Der Kukuk liecht und brödicht nit, der Far dîer brädicht und hält es nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 219.
22. Der Kukuk rufft seinen eigen Namen auss. – Petri, II, 99; Braun, II, 523; Frischbier2, 2216; Masson, 64.
Die siebenbürger Sachsen: Der Kukuk rufft seinje Numen. (Schuster, 221.) In Ostfriesland: Der Kukuk röppt sîn egen Nam ut. (Kern, 745; Eichwald, 1141.) In Pommern: Kukuk röppt sinen egenen Namen ût. (Dähnert, 261a.) »O Sitten, ach o Zeit. Es rufft den eignen Nahmen der Gugguk annoch aus. Der Blinde schilt den Lahmen.« (Keller, 132b.)
Lat.: Ipse semel canit. (Philippi, I, 210; Seybold, 261.)
Poln.: Chwała z własnych ust śmierdzi, z cudzych pachnie. (Masson, 64.)
23. Der Kukuk schreit nicht eher, bis der Hafer grün wird.
»Insbesondere«, bemerkt Baumgarten (I, 95), »wird Georgi als der Tag genannt, an welchem er zu rufen anfängt. Eine Blume (Lych. flos. Lin.), welche um diese Zeit, wann er ankommt; zu blühen pflegt, heisst daher auch Gugitzer Blüemel.« Der Kukuk heisst in Oberösterreich Gugu, Guga, Gugitzer.
24. Der Kukuk singt im neuen Jahr, so wie sein Sang im alten war.
Dän.: Gugen lærer hvert aar at siunge, og kand dog ingen anden viise end kuk, kuk. (Prov. dan., 250.)
25. Der Kukuk singt seinen Namen selbst. – Petri, II, 99; Henisch, 829, 58.
26. Der Kukuk trieb manchen vom Hausbrand.
27. Der Kukuk und das Siebengestirn können sich nicht vertragen. – Schambach, II, 660.
Man sieht sie beide nicht zusammen.
28. Des Kukuks Sang ist kein Harfenklang.
29. Durch einen jungen Kukuk kommt die alte Grasmücke um ihren Kopf. – Eiselein, 262; Wolfart, Curiositäten, I, 35.
Man sagt dem Kukuk viel Uebels nach, so, dass er, herangewachsen, die Vögel fresse, die ihn ernähren.
Dän.: Naar gøgen er opfødt of fuglen, bliver fuglen opædt af gøgen. (Prov. dan., 250.)
30. Ein französischer Kukuk singt besser als eine deutsche Nachtigall.
Zur Verspottung der Franzosen, welche ihre Ueberlegenheit in Künsten und Wissenschaften den Deutschen gegenüber ruhmrednerisch behaupten. In diesem Sinne findet sich das Sprichwort bei Keller (136b) angewandt; »und glaube ich nun, dass er den Gedanken gefasst: ein französischer Guckuk singe besser als eine deutsche Nachtigall.«
31. Ein Kukuk, der um Mittag viel schreit, ein Storch der viel klappert, und die wilden Gänse, die sich sehen lassen, verkünden einen warmen Frühling. – Privat-, Geschäfts- und Auskunftskalender für 1868, Wien und Brünn.
[1698] 32. Ein Kukuk guckt dem andern nach.
»Im Parnasse seindt die blosse Legisten, die sonst nichts anderst wissen für gut lauter Esel erklert, die nur possel arbeit thun, sehen vnnd schreiben, was andere fürgeschreiben, wie ein Cugguck dem andern nach guckt.« (Lehmann, 299, 89.)
33. Ein Kukuk könnt wol für einen Sperber durchfliegen, wenn er sich nicht mit seinem eigen Gesang verriethe. – Henisch, 828, 54; Petri, II, 211.
34. Ein Kukuk schreit lange, ehe er ein Ei legt.
35. Ein Kukuk und ein Zeis, singen nicht eine Weis'.
36. Es singt kein Kukuk oder Eul' wie ein Nachtigall. – Henisch, 956, 9.
37. Et räupet (ruft) de Kukuk, schnîd Speck upp. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 17.
38. Guckuck bleibt allezeit in seinem gesang, wie der Barfüsser bei dem Strang. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 92.
Mhd.: Wan swie vil man den gauch lêrt, sin gukguken er doch niht verkêrt. (Renner.) (Zingerle, 44.)
Dän.: Gøgen kukker sine sang, om den end er gammel. (Prov. dan., 249.)
39. Herr Kukuk, seid ihr da? sprach die Krähe zum Edelfalken. – Eiselein, 392.
40. Ist der Kukuk sonst auch still, singt er zwischen März und April.
In der französischen Schweiz: Intrè Ma et Avri tsanta, coucou sche te vi.
41. Jeder meint, sein Kukuk singe besser als des andern Nachtigall. – Simrock, 6008; Reinsberg III, 46; Körte, 3615; Winckler, IX, 19; Braun, I, 2070.
Keller (152b) lässt einen breslauer Kräuter sagen: »E ieder denckt wul, se Gukuk singe schiner as anes ândern sêne Nachtigal; ich glaube oaber dass ich racht ho, soa ich meine, mene Lebensoart see eine vu de besten. Denn bir hoan jau mit sau viel Sachen zu schoaffen, die allenthalben an obschoiligen graussen Nutzen hoan.« (Vgl. auch Holtei, Eselsfresser, I, 127.)
Holl.: Elk meent dat zijn koekoek fraaijer zingt, dan eens anders nachtigal. (Harrebomée, I, 427b.)
42. Kein Kukuk singt wie eine Nachtigall.
Mhd.: Des gouches sanc ist nienden wert wan dâ man bezzers niht engert. (Freidank.) (Zingerle, 44.)
43. Kukuk, Bäckerknecht, ei nun sage mir recht, wie viel Jahr ich leben soll. – Eiselein, 261.
Bezieht sich auf die Sage, dass der Kukuk ein verzauberter Bäcker sei. Der deutsche Volksglaube an die prophetische Gabe des Kukuks ist uralt. Schon Caspar Heisterbach (V, 17) spricht im Jahre 1221 mit Entrüstung über den schon damals allgemein geltenden Glauben. Ein Beitrag aus späterer Zeit bei Albertini, Narrenhag, Augsburg 1617: »Ein alt Weib fragte den Gukuk, wie lange sie noch zu leben hätte; da fing der Vogel an fünfmal guckuk zu singen und die Frau vermeinte, dass sie noch fünf Jahre zu leben hätte.« Auch im serbischen Volksglauben nimmt der Kukuk eine bedeutende Stelle ein. Wie der schwarze Rabe ein unheilverkündender Vogel und der Dolmetscher und Verkündiger schwarzen Unglücks, ebenso der Kukuk, je nachdem man diesen am frühen Morgen oder nach Sonnenuntergang hört. Der Kukuk des serbischen Volksglaubens gehört übrigens an und für sich der Menschheit und der Thierwelt gleichmässig an, wie Aehnliches auch im altpreussischen Volksglauben vorkommt, denn nach der serbischen Fabel war der Kukuk (weiblich kukuwiza) ein Mädchen, das um den verstorbenen Bruder so viel weinte, dass es in einen Vogel verwandelt ward, der eintönig sein endloses Wehklagen in die Luft schickt. Eine Serbin, welche einen Bruder verloren hat, hört keinen Kukuk ohne Thränen; und der Ausdruck »ich armer Kukuk« ist sprichwörtlich unter den Serben. (Vgl. Th. Kind, Das serbische Volkslied im Deutschen Museum, Leipzig 1867, Nr. 35.) Aber nicht blos bei den Serben, sondern wie bei allen slavischen Völkern die Vögel eine gewisse Verehrung geniessen, der Sperber z.B. als Symbol der Trauer galt; so besass der Kukuk die Gabe der Weissagung und durfte bei Todesstrafe nicht getödtet werden. Man nahm gewöhnlich an, dass die Seelen der verwandten Verstorbenen öfter in Kukuke übergehen. In ruthenischen Liedern ist der Kukuk ein Vogel der Trauer und Wehmuth. Sehr häufig stösst man in solchen auf eine Sage, wie ein junges Mädchen in einen Kukuk verwandelt wird. Vgl. darüber Wurzbach I, 216, wo solche Lieder mitgetheilt werden. Zuweilen erscheint der Kukuk auch als ein Vogel der Liebe, als den Vorboten tiefer Wehmuth, die ein liebeglühendes Herz erfassen soll. In Litauen wird noch jetzt, wie Wurzbach (a.a.O.) erzählt, zu Ehren des Kukuks ein Fest begangen. Am dritten Tage nach Ostern versammelt sich die Jugend des Hauses und singt verschiedene Lieder, worauf der Kukukstanz (Giaguźy) folgt. Vgl. ferner, Naturgeschichte wie Volkssage, den Kukuk betreffend: Mannhardt, Zeitschrift für Mythol., III, 136, 231 u. 276; [1699] Preen in der Naumannia 1855, S. 518; 1856, 59; 1857, 4 u. 1858, 75, 3Gloger im Illustrirten Familienbuch, Triest, III, 251 und die sorfältige und reiche Zusammenstellung der den Kukuk betreffenden Literatur in Dr. K. Schiller's Thier- und Kräuterbuch, II, 12.
44. Kukuk – Dickbuk. – Frischbier2, 2229.
Der letzte Ausdruck soll das Echo auf den Ruf des Kukuks sein.
45. Kukuk, Kuku, en Narre bist du.
Scherzspruch der Kinder.
46. Kukuk noam Mai helpt manch einen op de Knai.
Dän.: Kukkuk raaber sit egen Navn. (Prov. dan., 366.)
47. Kukuk schreit nur kurze Zeit.
Auch: schmeckt nur kurze Zeit, und bezieht sich dann auf den früher in Wittenberg unter dem Namen »Kukuk« gebrauten Biers, das nicht länger gut zu trinken gewesen sein soll, als man den Namen Kukuk schreien hörte. (Hermann, 1773.)
48. Kukuk, snîd Speck up.
Entweder als Nachahmung des Kukukrufes, oder als abgekürzte Wirthschaftsregel, wonach der Speck erst im Frühling aufgeschnitten werden soll, wenn der Kukuk zu rufen beginnt. – In Oberösterreich widerräth der Volksglaube, dem Kukuk nachzurufen. Wer dem Gugitzer nachspottet, sagt man, bekomme die Gugl- oder Gugaschekn. (Baumgarten, I, 96.)
49. Kukuk über dem Stock, wann krieg' ich meinen Brautrock; Kukuk überm Hügel (Hüttel), wann krieg' ich meinen Sterbekittel.
Diese Frage richtet man in Thüringen an den schicksalverkündenden Vogel, die er durch die Zahl seiner Rufe beantwortet.
50. Kukuk und Nachtigall (Zeis) singen nicht Ein Lied (Eine Weise).
Holl.: Een koekoek en een sijs zingen niet ééne wijz. (Harrebomée, I, 427a.)
51. Kukuk vom Heawen (Himmel), wie lange soll ik leawen. (Westf.) – Wurzbach II, 243.
Frage an den Kukuk; so oft er ruft, so viel Jahre. (Vgl. Grimm, Myth., 389.)
Holl.: Koekoek even, hoe lang zol ik leven. (Harrebomée, I, 427b.)
52. Lief bâld Hîscht te de Kukuk ne mi sainigen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 259.
53. Lob dich, Kukuk, mit deinem Gesang; man hört am Geschrei wol, was du für ein Vogel bist. – Petri, II, 441.
54. Man muss den Kukuk lassen kuken, er hat's nicht besser gelernt. (S. ⇒ Hund 818 und ⇒ Storch.) – Lehmann, 542, 79.
55. Schrei, Kukuk, wie ein Kukuk; was aber in der Erde vergraben, wirst du nicht herauskukuken. (Litauen.)
56. Schreit der Kukuk viel im Mai, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein schöner Frühling zur Hand. – Reinsberg VII, 19; Orakel, 339.
57. Von einem Kukuk kann man nicht mehr verlangen als: Kukuk!
58. Wann de Kukuk na dem halwen Aprill räupet, slätt de Rogge up. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185.
59. Wei de kukuk tom éisten Mal räupen hor, hadde Geld in der Taske, dann hadd' e't ganze Joahr. (Westf.)
Hat der Landmann im Frühjahr noch Geld, so fehlt es ihm wol auch im übrigen Jahre nicht. (Vgl. Grimm, Myth. 390.) In Oberösterreich pflegt man das Geld in der Tasche beim ersten Kukuksrufe zu schütteln, weil man hofft, es werde sich sodann vermehren. (Baumgarten, I, 96.) Ruft er vor einem, so geht es, wie man in Oberösterreich meint, das Jahr hindurch mit einem vorwärts. Man soll früher auch, wenn man ihn das erste mal rufen hörte, etwas unter den Füssen gesucht haben, in der Meinung, das bringe Glück. »Hört man ihn das erste mal im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen stehen, man stirbt dann das ganze Jahr nicht.« (Baumgarten, I, 95 fg.)
60. Wenn de Kukuk röpt, sau is dat Speck rîpe. – Schambach, II, 69.
Nach dem Volksglauben muss aber der Kukuk jedenfalls bis zum 14. April zu rufen anfangen.
61. Wenn der Gugger in Merze schreit, wenn der Storch viel klappert, und sin die wilde Gans lig'sch, so gits' a früehe Früeling.
Die Finnen sagen: »Der Kukuk bringt eine milde Jahreszeit, die Schwalbe warme Tage.«(Bertram, 71.)
[1700] 62. Wenn der Guggu schreit, so het er en Brote. – Sutermeister, 132.
63. Wenn der Kukkuk anfenget te räupen, let sek das Sebenstären nich mär seien; wenn he nich mär röpt, is et wêer da. – Schambach, II, 660.
So lange der Kukuk ruft, ist das Siebengestirn (Plejaden) nicht sichtbar; geht es aber auf, so hört der Kukuk auf zu rufen.
64. Wenn der Kukuk Eier legt, muss ein fremdes Nest herhalten. – Simrock, 4080; Eiselein, 261.
65. Wenn der Kukuk gleich hundert Jahre singe, so kann er doch keinen andern Gesang, denn Kukuk. – Petri, II, 636.
66. Wenn der Kukuk (lange) nach Johanni schreit, prophezeit er theure Zeit. – Bair. Hauskalender.
67. Wenn der Kukuk nach Johanni singt, einen nassen Herbst er bringt. – Schmitz, I, 172, 51; Reinsberg VIII, 149.
In Krain behauptet man: Wie viel Tage nach Johanni der Kukuk schreit, so viel Tage nach Michaelis komme keine Kälte. (Reinsberg VIII, 149.)
68. Wenn der Kukuk räupt ter rechten Tit, räupt he vertien Dage vör Sünt Vit.
Die Venetier sagen: Am 8. des April, da soll der Kukuk kommen. Kommt er am 8. nicht, so ist er todt oder gefangen. Und kommt er am 10. nicht, so ist er gefangen im Zaun; und kommt er am 20. nicht, so ist er gefangen im Korn; und kommt er am 30. nicht, so ass ihn der Hirt mit Polenta. (Reinsberg VIII, 121.)
69. Wenn der Kukuk roppet, dann kann man dat fleisch ráuch äten, eher dögt et nicht. (Sauerland.)
70. Wenn der Kukuk ruft im Wald, dann regt sich jung und alt.
Mit dem Leben der Natur ist auch das Geschäftsleben erwacht. Die Bergamasken sagen: Sobald der Kukuk ruft, überall Padroni, d.h. der Arbeiter findet dann überall Anstellung. Die Sicilier: Wenn die Ohreule singt, kann, wer einen schlechten Patron (Herrn) hat, ihn wechseln. (Reinsberg VIII, 23.)
71. Wenn der Kukuk schweigt, beginnt die Lerche.
Wenn die Schwätzer aufhören, reden die Verständigen.
Holl.: Als de koekoek zwijgt, hoort men den leeuwerik. (Harrebomée, I, 427a.)
72. Wenn der Kukuk tausend Jahr alt würde, so lernt er doch nichts anders denn Kukuk. – Lehmann, 9, 53.
73. Wenn der Kukuk zu den Häusern fliegt, wenn die Brandelen oder Rothschwänzchen herumfliegen, die Speiern niedrig fliegen, wird schlechtes Wetter. (Tirol.) – Reinsberg VIII, 55.
74. Wenn die Kukuk im März viel schreien, kann man sich auf einen nahen Frühling freuen. (Der kleine pfälzische Geschichtskalender für 1845.)
75. Wenn Kukuk und Esel singen, muss die Nachtigall schweigen.
Dän.: Gøgen holder meere af eselets end nattergalens sang. (Prov. dan., 250.)
76. Wer lobt des Kukuks singen und der Schnecken Springen, der Bären Tanz und der Bettler zehren; von dem heisst es in allen Ehren, dass er nie hört' der Nachtigall Singen, nie sah des Leoparden Springen, noch welschen Tanz und Kaufleut essen, oder hat allen Sinn vergessen. – Eiselein, 261.
77. Wird der Kukuk noch alt, er schreit immer dasselbe Lied im Wald.
*78. A wird og nicht hieren a Kukuk singen. – Gomolcke, 230.
*79. Da hast du Kukuks Dank. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
Weil die jungen Kukuke ihre Mutter auffressen sollen. Man kann aus jeder Naturgeschichte ersehen, dass der Kukuk blos von Insekten lebt.
*80. Da ist der Kukuk drinnen.
So sagt man in München den Kindern, wenn eine Semmel hohl ist. (S. ⇒ Bäcker 16.) (Vgl. Wolf's Zeitschrift für deutsche Mythol., III, 400.)
*81. Da möchte man doch des Kukuks werden. – Wurzbach II, 242.
[1701] *82. Da soll mich der Kukuk holen.
So schall mi de Kukuk halen. (Lauremberg, II, 316.) Kukuk gehört zu den Wörtern, die wie ⇒ Donner, ⇒ Geier (s.d.) u.s.w. als Glimpfformen gebraucht werden, um einen Gegenstand zu bezeichnen, den man geradezu wie Gott, Jesus, Teufel u.s.w. nicht nennen will, wenn man sich in Ausrufen, Verwunderungen, Betheuerungen und Verwünschungen äussert. Unter Kukuk wird der Teufel gemeint. »Sowol im alten Volksglauben, als auch im Volksliede spielt der Kukuk, Gutzgauch, Gauch, namentlich als wahrsagender Vogel, Zeitvogel und Frühlingsbote eine bedeutende Rolle. Erst später wurde er ein teuflisches Thier, eine Teufelsmaske oder der Teufel selbst. So spukt er in den Redensarten: Das weiss der Kukuk. Man möchte des Kukuks werden. Den hat der Kukuk hergebracht (geholt). Der Kukuk und sein Küster.« (Grimm, Myth., 664.) Für die letztere Redensart hat man auch die gleichbedeutenden: Der Teufel und sein Anhang, der Teufel und seine Grossmutter. Im Elsass kommen nach des Professor A. Stöber Zusammenstellung folgende Redeformen vor, in denen der Kukuk verkleidend auftritt: Potz Güpel! Potz Güpels! Bîm Güpel! I wollt, de wärsch bîm Güpel! Zuem Güpel! Geh zum Güpel! Schick' ne zum Güpel! Hol di d'r Gupel! Zuen Gugger! Bîn Gugger! Zuem Gugguk! Bîm Guggick! Dass dich der Gugguck hol'. (Vgl. Frommann, II, 505, 7.) Potz Guckauch. (Fischart, Gesch.; Frommann, IV, 463.)
*83. Da sollt ihr den Kukuk kriegen.
Holl.: Dat moit je de koekoek. (Harrebomée, I, 427a.)
*84. Das hat der Kukuk geholt.
*85. Das ist um des Kukuks zu werden. – Frischbier2, 2214.
*86. Das ist zum Kukuk!
Für: Der Teufel hat's geholt. (Vgl. Montanus, Die deutschen Volksfeste, Iserlohn 1858, II, 173.)
*87. Das mag der Kukuk glauben, ich nicht. – Theatrum Diabolorum, 436b.
*88. Das soll doch dem Guggich en Ohr abschlô. – Sutermeister, 25.
Redensart für Zornausbrüche.
*89. Das soll euch der Kukuk lehren.
Holl.: De koekoek mag het u dan leeren. (Harrebomée, I, 427a.)
*90. Das weiss der Kukuk. – Wurzbach II, 242; Frischbier2, 2215.
Einer der mehr weiss und wissen kann als ein gewöhnlicher Mensch.
*91. Dass dich der Kukuk gemacht! (Meiningen.)
Ausruf beim Misrathen der Arbeit.
*92. Dat di de Kukuk! – Dähnert, 261b.
Verwünschungsformel.
*93. Dat were de Kukuk. – Dähnert, 261b.
Ausruf bei Verwunderung, Verdruss, oder um zu sagen, dass man einen begegneten Widerstand schon überwinden werde.
*94. Dem Kukuk ein Ohr abschwatzen. – Kirchhofer, 278.
*95. Dem werd de Kukuk ön a Pelz (oder: ön e wollen Strömp) schieten. – Frischbier2, 2230.
Wenn jemand die Winterkleider zu lange in den Sommer hineinträgt.
*96. Der Guga ist los. (Oberösterreich.)
Der Kukuk ist los. Für: der Teufel ist los. Es geht schlimm her.
*97. Der Kukuk plagt dich.
*98. Der Kukuk soll den Teufel holen.
Holl.: Laat de donder er twee maken. (Harrebomée, II, 143a.)
*99. Der Kukuk und sein Küster. – Eiselein, 209.
*100. Der Kukuk unter Nachtigallen. – Körte, 3614; Braun, I, 2072.
*101. Der memminger (ulmer) Kukuk.
Der Feldwart meldete einst dem betreffenden Bürgermeister, dass sich im Gemeindefelde ein Gugger (Kukuk) aufhalte, von dem zu befürchten sei, dass er alles Korn zertrete. Da beschloss der wohlweise Rath, dass vier Männer mit einer Bahre in den Acker gingen um den Gugger herauszutragen. (Auerbach.)
*102. Des Kukuks Dank davon haben. – Braun, II, 521.
Lat.: Eandem mihi gratiam refers, ut cuculus currucae. (Eiselein, 261.)
*103. Du lohnst mir, wie der Guckug der Grassmücken. – Lehmann, II, 73, 97.
*104. Du verschtiest ôa Gukuk vo dar Sache. (Kreis Landeshut in Schlesien.)
*105. Ei, der Kukuk. – Frischbier2, 2217.
*106. Ei, zum Kukuk. – Eiselein, 261.
*107. Einen Kukuk schiessen.
Wol in dem Sinne: nicht das schiessen, was man schiessen will, also seinen Zweck verfehlen. Der Kukuk [1702] ist kein Gegenstand der Jagd, die Tödtung desselben wurde bei einzelnen Völkern sogar streng bestraft. »Der zog daruon vnd ward verdrossen vnd het so einen Kukuk gschossen.« (H. Sachs, IV, LIX, 2.)
*108. Einen zum Kukuk machen.
»So wird sie mich doch nur auslachen und auss mir einen Kukuk machen.« (Ayer, II, 1219, 26.)
*109. Er gleicht dem Kukuk, er kann nicht mit leerem Magen singen.
Holl.: Hij slacht den koekoek, hij kan mit geene ledige maag zingen. (Harrebomée, I, 427b.)
*110. Er hat den Kukuk schon oft gehört. – Kirchhofer, 279.
*111. Er hat einen Guckuk verzogen. – Mathesius, Historia, II, IXb.
*112. Er kommt in des Kukuks Kok. (Holst.) – Schütze, II, 362.
*113. Er wird den Kukuk nicht mehr singen (rufen, schreien) hören. – Körte, 3615.
Keinen Frühling mehr erleben. In Ostfriesland: De sall de Kukuk nêt mehr hören. (Kern, 743.) In Paderborn: Hei hört den Kukuk nit mä roüpen. (Firmenich, I, 362, 7.) Die siebenbürger Sachsen: E wit de Kukuk neni hire kreischen. (Frommann, V, 326, 268.) Für Pommern: Dähnert, 261b.
Holl.: Hij zol den koekoek niet horen zingen. (Harrebomée, I, 427b.)
*114. Es ist dem Kukuk nicht zu trauen.
*115. Es ist ein rechter Kukuk. – Frischbier2, 2218.
Auch ein richtiger, treuloser Kukuk. Der Kukuk als treuloser Gatte. In der Schweiz heisst ein ungebetener Nebenbuhler Gugsch. (Stalder, I, 493.)
*116. Es ist ein undankbarer Kukuk. – Tenzel's Moralische Unterredung, 1690, S. 921; Frischbier2, 2219.
»Wer durch Undankbarkeit sich an Wohlthätern versündigt, wird ein undankbarer Kukuk genannt. Die Ursache dessen erklärt der Seelige Gryphius in seiner Grabschrift des Kukuks.« (Keller, 140b.) Man verleumdet den Kukuk durch die Behauptung, er fresse, sobald er herangewachsen sei, die Vögel, die ihn ernährt. In Oberösterreich glaubt man sogar von ihm, dass er Vogeleier raube und sie austrinke, und sagt daher, er höre zu schreien auf, »wenn d' Vögl s' Lôg'n hengant«, weil er da keine Eier mehr bekomme. Man geht so weit zu behaupten, er sei nur das erste Jahr ein Gugitzer, dann werde er ein Taubenstessel (Habicht). (Baumgarten, I, 96.)
*117. Es ist heut, als ob der Kukuk los wäre. – Frischbier2, 2224.
*118. Geh zum Kukuk! – Braun, II, 522.
*119. Guggu, en Narr bist du. – Tobler, 246.
Scherzspruch der Knaben in Stein am Rhein.
*120. Hal mi de Kukuk. – Kern, 746.
*121. Hat ihn der Kukuk schon wieder da? – Frischbier2, 2223.
*122. Hol dich der Kukuk! – Frischbier2, 2225; Wurzbach II, 242.
Auch allgemein: Hols der Kukuk! In der Schweiz sagt man auch: Hols der Buwsi! Hols der Beiheirech! Hol dich der Räbhänsel! Schiess dich der Schnäpp! (Sutermeister, 25.)
*123. Hol ihn der Kukuk und sein Küster.
»Der Wiedehopf ist des Kukuks Quartiermacher, und weil er seine Stimme, die der des Kukuks ähnlich, früher im Jahre hören lässt und jenen gleichsam verkündigt, so heisst er im Munde des Volks Kukuks Küster.« (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1860, S. 787c.)
*124. Ich möcht' ihn zum Kukuk wünschen. – Frischbier2, 2226.
*125. Ich will nicht der Kukuk sein, der immer seinen Namen ruft.
Lat.: Ne mihi Suffenus essem. (Varro.) (Binder II, 2001.)
*126. In des Kukuks Namen. – Frischbier2, 2227.
*127. Kukuk, Brêbuk! Kukuk, Eierdêf. – Kern, 744.
So rufen die Knaben in Ostfriesland beim Anblick eines Kukuks, von dem man sagt, er trinke andern Vögeln die Eier aus.
*128. Kukuks Dank haben. – Frischbier2, 2228.
*129. Ma moint, 'r hab 'm Guggug da Hintera ausgesupft. (Oberschwaben.) – Birlinger, 795.
D.h. so mager ist er.
*130. Vom Kukuk träumen.
*131. Wie der Kukuk mit zugebundenen Augen fand sie ihren Mann.
Bezieht sich auf den in Litauen am dritten Tage nach Ostern stattfindenden Kukukstanz, dessen Wesentliches darin besteht, dass man das schönste Mädchen auswählt und ihm die Augen verbindet, worauf die [1703] übrige Gesellschaft einen Kreis um dasselbe bildet und es umtanzt. Nach jedem solchen Kreistanze nahen sich ihm die Jünglinge; jeder nimmt es bei der Hand und singt: Kukuks-Königin, Kuku kuku, bin dein Bruder Kuku. Den nun, welchem das Mädchen vor allen andern wohl will, nennt es beim Namen; und hat es auf solche Weise Jünglinge gewählt, nimmt es die Binde herunter und die Gewählten sind den Tag hindurch seine Tänzer. (Vgl. Wurzbach I, 218.)
Poln.: Jak kukułka z zawiązanemi oczami wybrała sobie męża.
*132. Wie der Kukuk seine Eier in andere Nester legen.
133. Der gugger singt sein lebenlang vnd lernet doch kein ander gsang. – Loci comm., 141.
Lat.: Licet per multos cuculus cantauerit annos, psallere nescit adhuc alium cantum, nisi Guggug. (Loci comm., 141.)
134. Der Kukuk soll nach Johanni schweigen, sonst wird sich nicht viel Gutes zeigen. – Weckstimmen, I, Juni.
135. Wenn der Kukuk schreit, ist's zu allem Zeit.
It.: Quando canta il cucco, v' è da far per tutto. (Giani, 442.)
*136. Dem Kukuk ein Ohr abgehen müssen. – Frischbier, II, 11.
Zur Bezeichnung eines langen Weges.
*137. Wenn der Kukuk rufen wird.
Von saumseligen, trägen Landleuten, die ihre Feldarbeiten erst beginnen, wenn der Kukuk ruft.
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