Geschlecht

1. Besser der erste des Geschlechts als der letzte.

Frz.: Il vaut mieux être le premier de sa race que le dernier. (Bohn I, 27.)


2. Die grössten Geschlechter in der Welt sind: Habsgern, Nimmsgern und Stiehlsgern.


3. Ein fromm Geschlecht hat Kind und Enkel fromm und echt.

Holl.: Eerlijk geslacht baat geen' onerlijken nakomelingen. (Harrebomée, I, 231.)


4. Ein geschlecht vergehet, das andere entstehet (kommt).Petri, II, 190; Henisch, 1541, 39; Pred. Sal. 1, 4; Schulze, 110.

Mhd.: Een gheslachte neder gaet ende een ander riset. (Martin, I, 531; Schulze, 110.)

Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Kritzinger, 56a.)

Lat.: Generatio praeterit et generatio advenit. (Schulze, 110.)


5. Es ist kein Geschlecht, darin es nicht Huren und Buben gibt.Pistor., IX, 67; Simrock, 3488.

Holl.: Een vroom geslacht brengt wel boeven voort. (Harrebomée, I, 231.)


6. Es ist kein geschlecht so gut, es kompt etwas drauss, das nicht viel taug.Petri, II, 267.


7. Es ist kein Geschlecht so gut, es laufft ein Hur oder Dieb auss.Henisch, 1541, 41; Petri, II, 276.

Holl.: Het is een arm geslacht, dat hoer noch boef heeft. (Harrebomée, I, 231.)


8. Es sind zweyerley geschlechte der menschen: eins zürnt gern, das ander gibt nichts drauff.Agricola I, 322.


9. Geschlecht und Tugend ohne Geld wird nicht geachtet in der Welt.

Holl.: Al zijt gij edel van geslacht, de deugd wordt meest van al geacht. (Harrebomée, I, 231.)


10. Kein Geschlecht auf Erden ist reicher und geiziger als das der Mönche.Klosterspiegel, 62, 23.


11. Mancher ziert sein Geschlecht wie ein Esel den Rossmarckt.Lehmann, 189, 5; Simrock, 2179.


12. Vir geschlecht seindt nicht genug auff erdtrich: es seindt nit priester genug, es bedörfft sunst einer nit sechs odder sieben pfründen haben; es seindt nit genug Edler, es wolt sunst nit ein yeder baur edel sein; es seind auch nit genug huren, ehefrauen vnd Nunnen dörfften sunst nit hurenwerck treiben; es seindt auch nit Juden gnug, die Christen dörfften sunst nit wuchern. Pauli, Schimpf, XXXIII; Henisch, 789, 45; Petri, II, 295.


13. Wer aus zornigem Geschlecht entsprossen, behält immer etwas an sich.


14. Wer nur Geschlechts wegen Ehr' (Lob) begehrt, derselb' ist keines Lobes werth.


15. Wer will in das arme Geschlechte, der bau' und maure viel und rechte.


*16. Er ist adlichen Geschlechts, gleichwie mein linker Schuh ist rechts.


*17. Er ist des Geschlechts mit den rothen Aermeln. (Luzern.) – Kirchhofer, 78.

Um einen äusserst gefährlichen Menschen zu bezeichnen. Ursprünglich waren es die Mitglieder einer Verschwörung, aus Anhängern Oesterreichs gebildet, die, nachdem Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden den ewigen Bund geschlossen hatten, mittels einer Mordnacht die junge schweizer Freiheit vernichten wollten. (S. Hüten.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1597.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: