1. Ae jeder hit sich vor der ärschten Auslog. – Lohrengel, I, 11.
2. Des ist böss zu hüten, dass yedermann gefelt. – Franck, I, 70b; Egenolff, 336b; Henisch, 1415, 45; Gruter, I, 19.
Lat.: Custoditur periculo, quod placet multis. (Henisch, 1415, 46.)
3. Ein yeder huete sich vor dem ersten ausslegen. – Agricola I, 74; Egenolff, 38a; Petri, II, 200; Latendorf II, 11; Schottel, 1129b.
4. Ein yeder hüt vor seiner Thür. – Lehmann, 70, 8.
5. Einer hütet den andern, und sie stehlen alle.
Böhm.: Strážný nad strážným, a oba kradou. (Čelakovský, 144.)
Poln.: Stróž nad strožem, a oba kradną. (Čelakovský, 144.)
6. Elk höde sick vör'n Achterklapp. – Bueren, 444.
7. En jeder hoie sek vor der ersten Utlage. – Schambach, II, 144.
Das Wiedererstatten wird leicht vergessen, und Erinnerungen daran pflegen übel genommen zu werden.
8. Es hüt niemandt des H. grabs vergebens. – Franck, I, 76a.
9. Es hütet ein so guter Mann als ein guter Mann fürtreibt. – Petri, II, 253.
10. Es hütet keiner die Gänse umsonst.
Lat.: Improbus ille labor, quem praemia nulla sequuntur. – Officium est propter beneficium.
11. Es hütet sich böse, was jedem gefällt. – Sailer, 258.
12. Es ist schwer zu hüten, was jedermann gefällt. – Simrock, 5152a.
13. Es ist schwer zu hüten, was viele begehren. – Eiselein, 338.
14. Es kan sich nyemandt gnug hüten. – Franck, I, 66b; Lehmann, II, 137, 72.
15. Es soll sich einer hüten, dass jhm nicht Gallenfedern entfallen, dass man nicht mercke, dass er ein Narr sey. – Petri, II, 297.
16. Es soll sich niemand so wol hüten als vor sich selbst. – Lehmann, 196, 20.
17. Hät dich vîr de Gezîechenden. – Schuster, 767; hochdeutsch bei Demokritos, I, 260.
Es scheint auch noch andere warnende Merkmale zu geben, woran der Ausspruch Sylla's in Bezug auf Julius Cäsar erinnert: Male praecinctum cauete puerum, hinzufügend: In diesem Cäsar staken viele Marius. Die Czechen (Böhmen) kennen der »Gezeichneten« sehr viele. Sie warnen vor Kahlköpfigen, Rothhaarigen, Krummnasigen, Schielenden, Buckeligen, Lahmen, Spitznäsigen u.v.a., die mit irgendeiner ungewöhnlichen oder mangelhaften Körperform behaftet sind. (Vgl. Čelakovský, 271.) (S. 33 und Gott 1883.)
18. Höde di, Beek, 't Kinn kackt. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
19. Höde di fört erste Utdohn.
[945] 20. Hoede dy, dat perdt sleyt achter vyth. – Tappius, 196b.
21. Hööt dich vör dü Lücke, de unsen Härrgott met Fösse krigge. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 156.
Nimm dich vor Frömmlern, Scheinheiligen, bigoten Gläubigen in Acht, vor den Leuten, die unserm Herrgott die Zehen abbeissen wollen.
22. Höt dich vör et Wingche, vör et Stingche un et Schagringche1. (Köln.) – Weyden, III, 10.
23. Hüd di, he bitt di. – Eichwald, 824.
24. Huete dich vor lachenden wirten vnd vor weynenden Pfaffen (Mönchen). – Agricola I, 299; Egenolff, 173b; Guttenstein, 57, 4; Gruter, I, 49; Klosterspiegel, 1, 1.
25. Hut' di, Jungk, 's sind Nesseln dran. (Berlin.)
Als Motto des Buchs von Schmidt-Weissenfels: Die Stadt der Intelligenz, Berlin 1865.
26. Hüt dich, der (mein) Bock stösst dich. – Henisch, 441, 29; Petri, II, 387; Lehmann, 868, 2.
Nachdem Luther sein Buch An den christlichen Adel deutscher Nation herausgegeben hatte, griff ihn Hieronymus Emser, einer der heftigsten Gegner der Reformation, in einer Schrift unter dem Titel Wider das unchristliche Buch Martini Lutheri, Augustiners, an den deutschen Adel u.s.w. (Leipzig 1521) an. Diese Schrift hatte das Titelmotto: »Hüt dich, der Bock stösst dich.« Dies, Sprichwort gewesene oder durch diese Schrift zum Sprichwort gewordene Motto gab Luther Veranlassung zu einer kleinen Gegenschrift, die den Titel führte: Warnung an den Bock in Leipzig. Dagegen schrieb Emser wieder: An den Stier zu Wittenberg. Und Luther wieder: Auf des Bock zu Leipzig Antwort. Darauf wieder Emser: Auf des Stiers zu Wittenberg wietende Replica u.s.w. Das obige Sprichwort ist also der Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von Streitschriften.
27. Hüt dich für den Durstigen. – Henisch, 778, 55.
28. Hüt dich für den Vogel, der den schnabel auf dem Rücken trägt. – Luther's Ms., 14.
29. Hüt' dich vor dem Interim, es steckt ein Dick hinder ihm.
30. Hüt dich vor den, die niemand leiden kan. – Franck, II, 179b; Simrock, 5155.
Frz.: Garde toy de l'homme angulaire. (Leroux, II, 225.)
31. Hüt dich vor den katzen, die vornen lecken, hinden kratzen. – Egenolff, 209b; Lohrengel, I, 352.
»Wilt du dich nicht lassen necken, so hüte dich vor den katzen, die da vornen lecken vnd hinden kratzen.« (Werdea, Biiij.)
Lat.: Cave tibi a fele, quae a fronte lingit, a tergo laedit. (Eiselein, 368.)
32. Hüt dich vor denen, die dich förchten. – Franck, I, 158a.
33. Hüt dich vor denen, die Gott vnnd die Natur gezeichent hat. – Petri, II, 447; Lehmann, 917, 7; Bücking, 14; Oec. rur., 544; Parömiakon, 122; Braun, I, 910.
Z.B. durch einen schüchternen, versteckten Blick, rothen Bart u.s.w. »Hüt dich, als die weysen sprechen, vor den, die haben natürliche gebrechen, dann sie sein vntraw vnd betryeglich.« (Werdea, Aiiij.) Die Böhmen sagen: Hüte dich vor einem Rothhaar und einem Schieler, du bist nicht umsonst als Schielender geboren. Ein Rothhaar ist selten gut. Ist er gut, so ist er recht gut. Wenn du etwas Gutes wärest, so hättest du keinen krummen Rücken.
Böhm.: Uchovej bože od lysého, rzavého a křivonosého. (Čelakovský, 271.) – Hled' se rezouna a šil houna. – Pán bůh te darmo neznamenal. – Znamenaného se varuj. – Znamenaný jest, střez se ho. (Čelakovský, 271.)
Dän.: Er herberget slem, da tvivles om verten. – Gud gîør ei vrag uden sag. (Vær dig for den som naturen haver tegnet.) – Var dig for den, om hvilken ingen taler vel. (Prov. dan., 257, 280 u. 560.)
Engl.: Beware him whom God hath marked. (Gaal, 729.)
Frz.: De gens signez se fault garder. (Bovill, III, 62.) – Garde toi, tout que tu vivras, de juger les gens sur la mine. (Leroux, 225.) – Gardez-vous de l'enfant mal ceinct. (Bovill, III, 198.)
It.: Non fu mai guercio di malizia netto. (Gaal, 729.)
Lat.: A signatis caveto. (Čelakovský, 271.) – Cautus homo cavit, quotquot natura notavit. (Binder I, 183; II, 466; Gartner, 39.) – Cave tibi a signatis. (Binder II, 466; Buchler, 244; Seybold, 71.) – Effuge, quem turpi signo natura notavit. (Gaal, 729.) – Foenum habet in cornu, longe fuge. (Horaz.) (Binder I, 168; II, 1569; Kruse, 332; Philippi, I, 158; Seybold, 187.) – Gavendum a signatis. (Bovill, III, 62.) – Intima per mores cognosces exteriores.[946] (Eiselein, 490.) – Malitiosi sunt quos natura notavit. (Binder II, 1774; Lehmann, 917, 7.)
Poln.: Cechowanych się strzež. (Čelakovský, 271.) – Każdego szelmy Pan Bog nacéchuje. (Lompa, 15.)
34. Hüt dich vor eim roten Walsen, weissen Frantzosen vnd schwartzen Teutschen. – Franck, I, 81a; Henisch, 1191, 53; Gruter, I, 49; Eiselein, 338.
Frz.: Garde d'un Gascon ou Normand, l'un hable trop, l'autre ment. – Rousseau François, noir Anglois, blanc Italien ec sont trois et le Normand de tout aage a qui ne se fie le sage. – Roux François, noir Anglois, et Normands de toute taille, ne t'y fie si tu es sage. (Leroux, I, 229 u. 240.)
Holl.: Hoed u nu, hoed u dan, hoed u voor een' Utrechtsch man. (Harrebomée, I, 149.) – Op een' witten spanjaard en op een' zwarten Engelschman moet man achtgeven. (Bohn I, 336.)
Lat.: Cave tibi ab Italo rufo, ab albo Francigena, et a nigro Alemanno. (Eiselein, 338.) – Praesta culpam mendacium vetustate consenescit sua. (Seybold, 453.)
35. Hüt dich vor gutem schein, so hütest du dich vor schaden. – Lehmann, 334, 35.
36. Hüt dich vor Herrn vnd Königen, sie haben lange Arm. – Lehmann, II, 262, 283; Sailer, 287.
37. Hüt dich vor horchenden Kindern, kleine Kessel haben auch Ohren.
Holl.: Laat geen kind vuile reeden horen, kleine potten hebben groote ooren. (Bohn I, 331.)
38. Hüt dich vor Jacobs Mundt vnd vor Esaw Handt. – Lehmann, 334, 27.
39. Hüt dich vor Uebelthaten, Feld und Wald kann dich verrathen. – Gaal, 443.
40. Hüt dich vorm alten Tummerhenz, verkaufft die Brillen vnd Fuchsschwentz. – Waldis, IV, 8, 85; Sandvoss, Sprichwörterlese, 101.
41. Hüt dich vorm listigen Fuchss, für den die böss sein wie der Luchss. – Waldis, IV, 8.
42. Hüt dich vorm Quare, si non vis (wilt du nicht) errare. – Lehmann, 405, 21; Petri, II, 844.
43. Hüte deiner Nasen vor einem beschissenen Arsch. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 271, 140.
44. Hüte dich, biss witzig, die Welt ist spitzig. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 271, 140; Simrock, 11541; Körte, 6693.
45. Hüte dich, dass du den Leuten in den Mund kommst, du kommst selten wieder herauss. – Petri, II, 387.
46. Hüte dich, es ist ein böss gesind. – Henisch, 1563, 17.
47. Hüte dich, es ist ein böss Gesind, die blasen kalt vnd warmen Wind. – Petri, II, 387.
48. Hüte dich, es ist verbohelte Wahre, so man dich in ein Hauss bittet, vnd man setzt dir die Tochter an die Seiten. – Mathesy, 359b.
49. Hüte dich, es steckt ein Schalk dahinter.
Lat.: Latet anguis in herba. (Virgil.) (Philippi, I, 221.)
50. Hüte dich für all zu viel, halte dich ans mittel Ziel. – Petri, II, 387.
51. Hüte dich für dem Abzuge, spricht der Landsknecht. – Herberger, II, 23.
52. Hüte dich für dem, das Gott geben ist. – Petri, II, 387.
53. Hüte dich für dem, das hoch hergehet. – Petri, II, 387; Henisch, 1431, 56.
54. Hüte dich für dem, dem niemand wol spricht. – Petri, II, 387.
55. Hüte dich für dem, der mild ist auss eines andern beutel. – Henisch, 357, 14.
56. Hüte dich für den Warumb, so gerethstu nicht in Irrthumb. – Petri, II, 844.
57. Hüte dich für des Mannes ersten streich. – Henisch, 931, 22.
58. Hüte dich für falsch vnd büberey, es geht dir sonst nicht wohl dabey. – Henisch, 1435, 29.
59. Hüte dich für Judas kuss, Joabs gruss vnd Doegs streichen. – Henisch, 722, 53; Petri, II, 388.
Frz.: Il faut se garder des paternostres de M. le Connestable. (Leroux, II, 6.)
60. Hüte dich für Kan nicht. – Luther's Tischr., 258b; Petri, 387; Latendorf II, 17.
[947] 61. Hüte dich für vnnötigem gesind vnd für vnnötigen Pferden. – Henisch, 1563, 30.
62. Hüte dich, Gott sihet dich. – Petri, 382.
63. Hüte dich, Hand an das Haupt eines Gesalbten zu legen; aber dafür nimm sie beim Zipfel desto fester. – Klosterspiegel, 43, 20.
64. Hüte dich, mein lieber Christ, vor Weiber- und vor Bettlerlist.
65. Hüte dich, mein Pferd schlegt dich. – Luther's Ms., S. 5; Eyering, III, 436; Henisch, 868, 2; Latendorf II, 17; Mathesy, 76a.
...»Aber ich achte mich solches Heiligen nicht mehr, denn Treue und Glauben möchte zu einem Schelmen werden. Darum heisst es: Hüte dich, mein Pferd schlägt dich.« (H. von Schweinichen, I, 77.) In Schlesien: Hitte dich, mei Fart schlät dich. (Frommann, III, 415, 594.)
66. Hüte dich nur vor den Hunden, ihr Schatten beisst dich nicht.
Dän.: Vær dig for hunden, skyggen bider ikke. (Bohn I, 402.)
67. Hüte dich, so gross du bist, denn die Macht weicht oft der List.
68. Hüte dich vor alten Fahrgleisen und vor neuen Wirthshäusern! (Westf.)
69. Hüte dich vor aufgewärmtem Fisch und vor versöhntem Feind an deinem Tisch.
Mhd.: Wan ein spruchwort alsô spricht: vor alten veinten süssen botten und vor fischen zwîr gesotten hüte dich ân alles spotten. (Ring.) (Zingerle, 193.)
70. Hüte dich vor Borgen, so schläfst du ohne Sorgen.
71. Hüte dich vor dem Essig aus süssem Wein!
It.: Guardati da aceto di vin dolce. (Bohn I, 100.)
72. Hüte dich vor dem Getheilten. – Eiselein, 234.
73. Hüte dich vor dem Hintersten, der Vorderste thut dir nichts. – Simrock, 5156.
74. Hüte dich vor dem Hintertheil eines Esels (Pferdes), vor dem Vordertheil eines Weibes, aber vor einem Pfaffen von allen Seiten. – Weber, Demokr.
Böhm.: Chraň se koňského zadku, panskêho předku, a knĕze po předu i po zadu. (Čelakovský, 335.)
Engl.: Beware of a woman before, of a horse behind, of a cart sideways, of a priest every way.
Frz.: Garde-toy des matines des Pharisiens et des vespres des Ciciliens. (Leroux, I, 199.)
Wend.: Hladaj so před žónskim prjedkom, před wóslacym zadkom, a před popami na wšich bokach. (Čelakovský, 335.)
75. Hüte dich vor dem Holmer Sand. (Fries.)
76. Hüte dich vor dem Interim, es hat den Schalk hinter ihm. – Pistor., V, 58.
77. Hüte dich vor dem ⇒ Landgrafen von Hessen (s.d.), willst du nicht werden aufgefressen. – Simrock, 4695.
78. Hüte dich vor dem Mann, der nichts verlieren kann.
Frz.: Il faut se garder des gens qui n'ont rien à perdre. (Cahier, 1335.)
It.: Guardati da chi non ha che perdere. (Cahier, 2948; Bohn I, 100.)
79. Hüte dich vor dem, mein lieber Christ, der mit aller Welt Gevatter ist.
In einer amerikanischen Zeitung finde ich folgende Zusammenstellung von Personen, die man meiden, vor denen man sich hüten soll: vor heirathslustigen alten Frauen; vor alten Frauen, die von ihrer ehemaligen Schönheit sprechen; vor Invaliden, die nicht müde werden, von allen Schlachten (Feldzügen) zu erzählen, die sie mitgemacht haben; vor jungen Mädchen, die von Mondschein, Ahnen und Burgruinen phantasiren; vor jungen Frauen, die Verse schmieden und Tragödien fabriciren; vor einem alten Manne, der noch für einen Sänger mit einer jungen Stimme gelten will; vor einem Doctor, der gern Latein spricht; vor Recensenten, die nach Massgabe des Honorars loben oder tadeln; vor dem Thee- und Kaffeetisch geschwätziger Weiber; vor einem Abenteurer, der für einen grossen, berühmten Mann gelten will, und vor einem Mädchen, deren Aeltern nach einem Schwiegersohn schnappen. (Wächter am Erie vom 30. Juli 1868.)
80. Hüte dich vor dem Rothbart, Rothbart nie gut ward. (Schweiz.)
81. Hüte dich vor dem Schleicher, der Rauscher thut dir nichts. – Eiselein, 537; Reinsberg III, 74.
[948] 82. Hüte dich vor dem Thier, das Zöpff hat. – Lehmann, II, 274, 142; Eiselein, 659; Sutor, 424; Simrock, 12133.
D.i. das Weib.
Port.: Da má molher te guarda, a da boa não fies nada. (Bohn I, 273.)
Span.: De la mala muger te guarda, y de la buena no fies nada. (Bohn I, 211.)
83. Hüte dich vor den Gesellen mit den rothen Aermeln. – Kirchhofer, 77.
Wird vorzüglich in Luzern gebraucht, um einen gefährlichen Menschen zu bezeichnen. Oft sagt man auch kurzweg: »Der ist des Geschlechts der rothen Aermel«, es sind »Lüt mit rothen Aermeln«. Die Entstehung der Redensart fällt in die Befreiungsperiode der Schweiz. Als Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden in den ewigen Bund getreten war, entschlossen sich einige vornehme Anhänger Oesterreichs, in der Stadt die Freiheit zu vernichten, verabredeten eine Mordnacht, in der man die Freunde der Freiheit ermorden und die Oesterreicher in die Stadt lassen wollte. Die Ausführung des Anschlags war auf die Nacht vor Peter und Paul 1333 festgesetzt, und das Zeichen, woran sich die Verschworenen erkennen wollten, war ein rother Aermel auf der einen Seite der Kleider. Ein armer Knabe hatte sie belauscht und gehörigenorts davon Anzeige gemacht, sodass noch zur rechten Zeit die Bürgerschaft sich bewaffnen und die Gefahr abwenden konnte.
It.: Dio mi guardi da quella gatta, che dinnanzi mi lecca, e di dietro mi graffia. (Gaal, 989.)
84. Hüte dich vor den Listen armer Alchemisten und der Juden, die getauft als Christen.
Warum tauft man sie dann?
It.: Guardati da alchimista povero. (Bohn I, 100.)
85. Hüte dich vor den Pfaffen, die mit klein Pfründen gross Gelt samblen. – Gruter, III, 51.
86. Hüte dich vor den Ochsen vorn, den Mauleseln hinten und einem Mönch (Pfaffen) von allen Seiten.
Die Italiener warnen zwar nicht vor Ochsen, aber vor groben Flegeln und betrüglichem Handel: Guardati da baratto e da villan rifatto. (Pazzaglia, 162, 6.)
87. Hüte dich vor den Stössigen.
»Die feindlich toben, trotzen, wüten, für den hat man sich wohl zu hüten.« (Waldis, II, 36.)
Lat.: Cornu ferit ille, caveto. (Seybold, 91.)
88. Hüte dich vor denen, die dir ein Auge ausschlagen, du kannst leicht auch um das andere kommen.
Aehnlich die Russen: Kämpfe nicht mit denen, die dir das linke Auge ausschlugen, du verlierst sonst auch das rechte. (Altmann VI, 392.)
89. Hüte dich vor denen, die Gott gezeichnet hat. – Simrock, 5153; Frischbier2, 1774.
90. Hüte dich vor denen, die mit krummer Hand kommen.
It.: Da chi ti dona, guardati. (Bohn I, 90.)
91. Hüte dich vor denen, so zwei Zipfel haben. – Eiselein, 659; Simrock, 12126.
92. Hüte dich vor der Alchymisten Supple, der Juristen Codice, der Pfaffen quae sumus Domine; so kannst du mit vollem Seckel zu Markte gehen. – Lehmann, II, 270, 137.
It.: Guardati da alchimista povero. (Bohn I, 100.)
93. Hüte dich vor der ersten Maulschelle.
94. Hüte dich vor der Gelegenheit, so bleibst du von der Sünde weit.
It.: Guardati dall' occasione, e ti guarderà Dio da' peccati. (Bohn I, 100.)
95. Hüte dich vor der heiligen Barbara.
Begib dich nicht in augenscheinliche Gefahren. In frühern Zeiten hiess nämlich die Pulverkammer auf Schiffen »die heilige Barbara«. Diese Heilige ist auch die Patronin der Kanoniere, wie sie denn auch bei schwerem Gewitter angerufen wird, um den Blitz abzuwenden. In Venezuela führen Häuser oder Ortschaften, die Gewittern besonders ausgesetzt sind, den Namen Santa-Barbara. (Sonntagsblätter der Neuyorker Staatszeitung vom 8. Nov. 1863.)
96. Hüte dich vor eim Artzt, der an dir lernen wil. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 271, 138.
97. Hüte dich vor einem deutschen Welschen. – Simrock, 11171; Reinsberg V, 28.
Die Serben sagen: Hüte dich vor dem alten Türken und dem jungen Serben. (Reinsberg VI, 67.)
98. Hüte dich vor einem Feind, der vor war dein Freund.
It.: Guardati d'aceto di vin dolce. (Cahier, 2947.)
[949] 99. Hüte dich vor einem stummen Hund und einem Mann mit verschlossenem Mund. – Reinsberg III, 74.
Frz.: Défie-toi d'un homme qui parle peu, d'un chien qui n'aboie guère et de l'etcetera d'un notaire. (Cahier, 488.)
Port.: Guardate do homem que não falla e do cão, que não ladra. (Bohn I, 278.)
Span.: De hombre que no habla, y de can que no ladra, libera nos. (Bohn I, 218.)
100. Hüte dich vor einem stummen Hunde und einem stillen Wasser.
Lat.: Cave tibi a cane muto et aqua silente. (Faselius, 43.)
Port.: Caõ que naõ ladra, guarda delle. (Bohn I, 272.)
101. Hüte dich vor einem versöhnten Feinde.
Span.: De amigo reconciliado, guárdate de él como del diablo. (Bohn I, 210.)
102. Hüte dich vor einer kläffigen Frawen. – Gruter, III, 55; Lehmann, 271, 141.
103. Hüte dich vor Engelsblicken, wenn der Teufel sie schickt.
Frz.: Rien de plus dangereux qu'un homme double. (Gaal, 989.)
Lat.: Amicum inimicum fugito. (Gaal, 504.) – Nullum magnum malum, praeter culpam. (Binder II, 2200; Steinmeyer, 148.)
Ung.: A mosolygó ellen sé gedet kerüld.
104. Hüte dich vor gefährlicher Reise und vor unverdaulicher Speise.
Frz.: Garde toy du crud et d'aller à pied. (Leroux, II, 225.)
105. Hüte dich vor Gezeichneten (oder: gezeichneten Leuten)!
106. Hüte dich vor gezuckerten Zungen und gepfefferten Herzen! – Einfälle, 554; Sutor, 720.
107. Hüte dich vor: Hätt' ich das gewusst.
Engl.: Beware of: Had I wist. (Bohn II, 71.)
It.: Guardatevi dal: Se io avessi sospettato. (Bohn I, 100.)
108. Hüte dich vor Hausdieben!
Span.: De ladron de casa, y de loco fuera de casa. (Cahier, 3506.)
109. Hüte dich vor Hofdank, er pflegt ungleich zu gerathen. – Herberger, I, 26.
110. Hüte dich vor Knospen auf der Stirn, die in der Ehe aufbrechen. – Reinsberg I, 143.
111. Hüte dich vor Leuten mit zwei Gesichtern.
Holl.: Wacht u voor een' man met twee aangezigten. (Bohn I, 342.)
112. Hüte dich vor rothem Haar, denn es ist böse Waar'.
Mhd.: Hute dich vor dem rotin gesellen. (Amend.) (Zingerle, 198.)
113. Hüte dich vor schweigenden Mönchen, sie sind wie Kaiser Domitian auf der Mückenjagd. – Klosterspiegel, 36, 6.
114. Hüte dich vor solchen Dingen, die deiner Seele Schaden bringen, dann wird dein Lob erklingen. – Parömiakon, 2131.
115. Hüte dich vor Thüren, zu den'n viel Schlüssel führen.
Port.: Não me apraz porta, que a muitas chavez faz. (Bohn I, 285.)
116. Hüte dich vor Uebelthat, das Feld Augen und Ohren hat!
Poln.: Strzeż się złego, a złe cię nie spotka. (Lompa, 29.)
117. Hüte dich vorm ersten Miscredit.
118. Hüte dich vorzutragen, was andere nicht sollen nachsagen.
119. Hüte dich zu schmähen, denn der Beweis fällt schwer.
Lat.: Diffamare cave, namque probare grave. (Seybold, 123.)
120. Hüte sich ein jder vor dem hindersten, der förderst thut keinem nichts. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 271, 144.
121. Jeder hüte sich vor der Nacht. – Graf, 382, 520.
Mahnung zur Vorsicht, weil schlechte Menschen die Nacht zur Ausführung ihrer Verbrechen benutzen.
Altfries.: Alder mallik hute de nacht. (Richthofen, 377, 5.)
122. Kannst du dich nicht vor einem hüten, hüte dich vor allzumal.
Frz.: Ki ne se set de cui garder, si se gart de tous. (Leroux, II, 305.)
123. Man huete sich vor der that, der lugen (der wort) wirt wol radt. – Agricola I, 52; II, 57;[950] Franck, I, 142a; Egenolff, 31a; Gruter, I, 57; Lehmann, 750, 28; Lehmann, II, 262, 27 u. 271, 143; Pauli, Postilla, I, 382a; Fischer, Psalter, 180d; Mathesy, 147b; Neander, Gnom., 172.
In Schlesien: Ma hütt sich für der Thot, a Liegen wird wull rath. (Robinson, 707; Gomolcke, 728.)
Lat.: Conscia mens rectae famae mendacia ridet.
124. Man hüte sich vor gewanderten Jungfrawen vnd vngewanderten jungen Gesellen. – Petri, II, 443.
125. Man muss sich für jm hüten, als für einem schlagenden pferdt. – Tappius, 196b.
126. Man muss sich hüten vor dem ersten.
127. Man soll sich hüten vor eim schwartzen Deutschen, weissen Italiener, Rothen spanier vnd vor einem Niderländer, er sey, was farb er wölle. – Lehmann, 917, 21.
128. Mancher hütet sich vorm Schwert vnd kompt an den Galgen. – Petri, II, 253.
129. Wer anders hütet als er soll, hat bald das Haus mit Schande voll.
130. Wer hütet, ist so gut, als wer das Vieh austreibt.
Hirt und Besitzer der Heerde sind beide Menschen.
131. Wer hütet Rosse beim Haferfelde, Kühe beim Klee, Gänse beim Wasser, eine Geiss beim Kraut, ein Weib beim Buhlen, bei dem ist Sorg' und Hut verloren.
132. Wer sich hütet vor böser That, derselb bey Gott thut finden Gnad. – Gruter, III, 110.
133. Wer sich selber hütet, den hütet Gott. – Reinsberg III, 39.
Poln.: Strzežonego Pan Bog strzeże. (Lompa, 30.)
134. Wo man sich wol hüt, da ist guter frid. – Franck, I, 87b; Egenolff, 346; Petri, II, 813; Henisch, 1243, 32; Gruter, I, 86; Lehmann, 70, 1; Graf, 523, 292.
*135. Dafür hüte sich Ross vnd Mann. – Mathesy, 142a.
*136. Er hütet es, wie der Drache den Schatz.
Lat.: Custodire aliquid quasi thesaurum Draco. (Faselius, 57.)
*137. Er hütet es, wie der Teufel eine Seele.
Poln.: Strzeže jak djabeł duszę. (Lompa, 31.)
*138. Er hütet sie wie seinen Augapfel.
Biblisch, vgl. 5 Mos. 32, 10.
*139. He höt immer den Brügg (Brei) herümme. (Lippe.)
*140. Mir hüet da Hüeta recht. (Baiern.) – Klein, I, 205.
Mir hütet der Hirt recht, d.i. mir gilt das alles gleich.
141. Es ist nichts schwerer zu hüten als eine Frau, die sich nicht selbst hüten mag.
142. Hüte dich, es sind Gesellen von der alten Minne.
Im 14. Jahrhundert ein arger und schauerlicher Ritterbund.
143. Hüte dich für alten Weibern, mit Bossheit manchen sie vmbtreiben; denn was der Teuffel nicht schaffen kann, muss er ein alt böss Weib zu han. – Petri, II, 388.
144. Hüte dich für bösen Schein, so du nicht wilt betrogen sein. – Petri, II, 388.
145. Hüte dich für den Neidhard, er lest nimmer sein böse art. – Petri, II, 388.
146. Hüte dich für falscher Ehr, dass sie dich nicht verkehr. – Petri, II, 388.
147. Hüte dich für falschen Zungen. – Petri, II, 388.
148. Hüte dich für Schmeichlern, sie schinden und schaben. – Petri, II, 389.
149. Hüte dich für Neid vnd zu viel Einfeltigkeit. – Petri, II, 389.
150. Hüte dich für stillen Wassern. – Petri, II, 389.
151. Hüte dich für Weiberlist. – Petri, II, 389.
152. Hüte dich, Trew ist misslich. – Petri, II, 389.
153. Hüte dich vor dem ersten Schritt.
Lat.: Principiis obstare opus est. (Binder II, 2652; Schon heim, P, 20.)
154. Hüte dich vor dem Frechen.
Bei Tunnicius (284): Hode dy vor dem drystigen. (Qui gerit in cornu foenum cavisse memento.)
155. Hüte dich vor der ersten ausslag. – Lehmann, 922, 3.
156. Hüte dich vor drei: vor Vetter, Gevatter und Geschwei (Schwiegermutter).
It.: Guardati da tre C: cugini, cognati e compari. (Giani, 266.)
157. Hüte dich vor einem alten Feinde und einer zum zweiten mal gedungenen Magd.
It.: Guardati da nemico vecchio e da serva ritornata. (Giani, 814.)
158. Hüte dich vor einem Landsknecht, der 's Paternoster im Gürtel hat.
It.: Guardati da' soldati che abbiano i paternostri a cintola. (Giani, 815.)
159. Hüte dich vor einer Eselin, die knurrt, und einer Frau, die murrt.
It.: Guardati da mula che rigna e da donna che sogghigna. (Giani, 808.)
160. Hüte dich vor Gremlichs zeitungen. – Zimmerische Chronik.
161. Hüte dich vor Hund und Katzenart und einer Frau mit einem Bart.
It.: Guardati dai cani e dai gatti, dalle donne co' mustacchi. (Giani, 809.)
162. Hüte dich vor pariser Metten und sicilischen Vespern.
Bezieht sich auf die pariser Bluthochzeit am 24. August 1572 und auf den Volksaufstand in Palermo gegen die Franzosen zur Vesperzeit am 30. März 1282.
It.: Guardati da Mattutin di Parigi e da' Vesperi Siciliani. (Giani, 813.)
163. Hüte dich vor Volkswuth und Herrenhass.
It.: Guardati da furore di popolo e da odio di Signore. (Giani, 816.)
164. Hüte dich, wenn der Fuchs den Raben lobt. – Petri, II, 389.
165. Hüte sich, wer sich hüten kann, fürchten ist ein gefangener Mann. – Petri, II, 389.
166. Vor dem muss man sich hüten wie vor einem schlagenden Pferde.
Holl.: Men moet zich vor hem wachten als voor een achteruit slaand paard. (Harrebomée, II, 165b.)
167. Vor dem sich jeder hüten soll, dem niemand allhie sprichet wol.
Lat.: Illos deuita, quos infamat mala uita. (Loci comm., 31.)
168. Wer wohl sich hütet, ist wohl bewacht.
It.: Chi ben si guarda, scado si rende. (Giani, 817.)
169. Wohl gehütet und wohl gedeckt, hat das Verderben oft abgeschreckt.
Lat.: Non cito perit ruina vir, ruinam qui timet. (P. Syr.) (Philippi, II, 33.)
Buchempfehlung
In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«
340 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro