1. Ain Gottloser, der über ain arm volck regiert, das ist ein brüllender Löwe vnd giriger Beer. – Agricola II, 227.
2. Bey den Gottlosen hat man gewisse Post in die Höll. – Henisch, 1695, 56; Schottel, 1141b; Sailer, 220.
3. Bey den Gottlosen ist beid Leben vnd Sterben lauter Verlust. – Petri, II, 42.
4. Blas dem Gottlosen nicht sein fewer auff, das du nicht mit verbrennest. – Henisch, 1695, 58; Petri, II, 47; Sailer, 220.
5. De Godlose kriggt de Barm (Bierhefe). (Ostfries.) – Bueren, 140; Eichwald, 667; Hausfreund, I; Frommann, III, 429, 246.
Frz.: Honte lui vient qui en Dieu ne croit.
6. Den Gottlosen gehört die Hefe (Neige). – Kirchhofer, 139; Körte, 2398; Simrock, 4481.
Holl.: Het grondsop is voor de goddeloozen. (Harrebomée, I, 246.)
7. Der Gottlog daucht sich selbs der best zu sein. – Henisch, 1695, 64; Petri, II, 90.
8. Der Gottlos fleucht, ehe man jhn jaget. – Henisch, 1695, 65; Petri, II, 90.
9. Der Gottlose borgt uni bezahlt nicht. – Petri, II, 90; Ps. 37, 21.
Dän.: Den ugudelige borger og betaler ikke. (Prov. dan., 83.)
10. Der Gottlose geb vmb alle Pfarrherr nicht ein alt par Schuh. – Henisch, 1695, 68; Petri, II, 91.
11. Der Gottlose hat viel Plage, ists nicht am Leib, so ists an der Seel; ists nicht für der Welt, so ists für Gott; ists nicht hier auf Erden, so ists dort in der Ewigkeit. – Petri, I, 16.
12. Der Gottlose helts für ein gelechter, das noch ein Kerl in diesem Kerl stecken sol. – Petri, II, 91.
13. Der Gottlose ist seines Unglücks Schmied.
It.: Delle disgracie sue cagion è il tristo. (Pazzaglia, 94, 4.)
[113] 14. Der Gottlose ist wie ein Wetter, das über ihm hingeht und nicht mehr ist. – Sailer, 220.
Holl.: De goddelozen zijn als een koppel wilde ganzen, zei vader Holtmans. (Harrebomée, I, 201.)
15. Der Gottlose schendet vnd schmehet sich selbst. – Petri, II, 91.
16. Der gottlosen bracht wert nit lang. – Franck, I, 158b.
17. Der Gottlosen eintrag ist ein aussgeben; der Gottseligen aussgaben ist ein eintrag. – Petri, II, 91; Henisch, 1696, 15; Sailer, 240.
18. Der Gottlosen Glück ist der Frommen Unglück. – Seybold, 178.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Der Gottlosen Glück und der Frommen Unglück sind Dinge, wo wir nicht sehen. (Cahier, 2515.)
Lat.: Felix improbitas est optimorum calamitas. (Philippi, I, 153; Sutor, 273; Seybold, 178.)
19. Der Gottlosen Glück ist ihr Unglück.
Dän.: De ondes lykke er kun ulykke. (Prov. dan., 401.)
Lat.: Indulget fortuna malis, ut laedere possit. (Cato.) (Binder I, 730; II, 1497; Philippi, I, 193; Kruse, 424; Seybold, 237; Fischer, 109, 29.)
20. Der Gottlosen Gut ist wie Wasser; mit hauffen laufft es zu, mit hauffen rauscht es wieder weg. – Petri, II, 91.
21. Der Gottlosen Gut kommt wie ein wildes Wasser, rauscht wie ein wildes Wasser und versiegt zuletzt wie ein wildes Wasser.
22. Der Gottlosen Mund scheumet böses. – Petri, II, 90.
23. Der Gottlosen Pracht vnd Hoffart ist Gott ein Grewel. – Petri, II, 91.
24. Der Gottloss kan Gott nicht entlauffen, er muss zuletzt die Hefen aussauffen. – Eyering, I, 463.
25. Des Gottlosen gute tage brechen jhm den Halss. – Petri, II, 117.
26. Die Gottlosen haben ihre stete Plage.
27. Die Gottlosen kriegen die Neige. – Körte, 2398; Braun, I, 969.
Im Harz fügt man hinzu: »Die Frommen drinken 't ut, un denn is alles wedder gut.«
28. Die Gottlosen lachen, wenn der Fromme weint, sagte Heilig, der Tractätler, als man ihn wegen Betrug ins Gefängniss brachte.
Holl.: Hoe lagchen de goddeloozen om den val der vromen, zei een goed knecht weleen, en er tuimelde een heel schavet met speetluizen van boven neêr. (Harrebomée, I, 246.)
29. Die Gottlosen müssen die Hefen aussaufen. – Schulze, 36; Büchmann, 152; Frischbier2, 1360.
Das Sprichwort hat sich aus Ps. 75, 9 entwickelt, wonach der Herr unter dem Bilde eines Weinschenken dargestellt wird, der uns aus einem Becher starken Weines tränkt, aber, heisst es dann: Die Gottlosen müssen die Hefen aussaufen.
Lat.: Faecem bibat, qui vinum bibit. – Mali bibunt improbitatis faecem. (Binder I, 935; II, 1770; Erasmus, 950; Philippi, I, 238; Seybold, 295.)
30. Die Gottlosen rennen Spornstreichs der Höllen zu, vnd fürchten sie versaumen sich derselbigen. – Henisch, 1696, 25.
31. Die Gottlosen setzen Gott vnd den Nechsten hindan vmb eines Taubenfusses willen. – Petri, I, 24.
32. Die Gottlosen thun vor der Thür der Hölle nicht Busse.
Jüd.-deutsch: Der Rosche kehrt selbst am Gehnem nit um. (Tendlau, 920.)
33. Die Gottlosen versincken im vnglück. – Petri, I, 24.
34. Die Gottlosen wincken vnd ruffen dem hellischen fewer mit Worten vnd Wercken. – Petri, I, 25.
35. Ein Gottloser ist seinem Vnglück ergeben. – Henisch, 831, 10.
36. Es ist dem Gottlosen beyd leben vnd sterben lauter verlust. – Henisch, 1696, 34.
It.: Le contentezze de tristi durano poco. (Pazzaglia, 379, 2.)
37. Es wirt allenthalben voll Gottlosen, wo solche lose leutte vndter den menschen herrschen. – Agricola II, 225.
[114] 38. Heut schwebet der Gottlose empor, morgen ligt er danider vnd ist nichts mehr. – Petri, II, 380.
39. Je höher der Gottlose steigt, je tiefer er fällt.
40. Man muss dem Gottlosen sein Feuer nicht aufblasen, man kann leicht mit verbrennen.
41. Vber dess Gottlosen Hauss strewet Gott Schwefel auss. – Henisch, 1696, 66; Petri, II, 553; Sailer, 224; Simrock, 3936.
42. Vom Gottlosen geht Gottloses aus. – 1 Sam. 24, 14; Tendlau, 731.
Holl.: Van de goddeloozen komt goddeloosheit voort. (Harrebomée, I, 246.)
43. Von Gottlosen kommt Untugend. – 1 Sam. 24, 14; Schulze, 17; Zaupser, 23.
44. Was der gottlose fürcht, das kompt jhm zu Hauss vnd Hof. – Henisch, 1696, 69.
45. Was der Gottlose fürchtet, das wird ihm begegnen. – Sprichwort, 10, 24; Schulze, 48; Herberger, II, 408.
46. Was die Gottlosen gern wolten, das ist verloren. – Henisch, 1697, 1.
Frz.: Ce qu'on donne aus méchants, toujours on le regrette. (Cahier, 569.)
47. Was soll ein Gottloser anders können, ohn stanck vnd bossheit anrichten. – Petri, III, 12.
48. Wenn der Gottlose einem Schalck flucht, so flucht er jhm selber. – Henisch, 1160, 42; Petri, II, 643.
49. Wenn der Gottlosen Vnglück angehet, so kompts eilends vnd auff der Post. – Petri, II, 634.
Die Chinesen: Je reicher (mächtiger, geehrter) der Gottlose ist, um so sicherer ist das Erlöschen seines Geschlechts. (Cahier, 216.)
50. Wenn die Gottlosen aufkommen, so verbergen sich die Leute, wann sy aber vmbkommen, wirdt der Gerechten vil. – Agricola II, 224.
51. Wer den Gottlosen bestraft, erlöst den Frommen.
It.: Castigate il cattivo, che v' odiarà subbito. (Pazzaglia, 50, 8.) – Chi perdona al cattivo, offende il buono. (Cahier, 3047.)
52. Wer den Gottlosen recht spricht vnd den Gerechten verdampf, die seind baide dem Herren ain grewel. – Agricola II, 270.
53. Wer die Gottlosen verehrt, der verunehrt Gott selber. – Opel, 390.
Die Russen: Wenn man einen Gottlosen liebt, verdirbt man. (Cahier, 1876.)
54. Wer sich zu Gottlosen gesellt, bläst in die Hölle.
Belaste dich nie damit, sagt ein hebräisches Sprichwort, den Gottlogen zu tragen. (Cahier, 2474.)
55. Wer zum Gottlosen spricht, du bist frumm, dem fluchen die leüte, vnnd jn hasset das volck, welche aber straffen, die gefallen ye derman wol, vnd kumbt ain reicher segen vber sy. – Agricola II, 237.
*56. Den Gottlosen die Hefen. – Eiselein, 293.
Lat.: Mali bibunt improbitatis faecem. (Eiselein, 293.)
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