Hefen

1. Die Hefen gelten oft mehr als der Wein.


2. Die Hefen sind auf dem Boden des Fasses.

Holl.: Op den grond van het vat vindt men de hef. (Harrebomée, I, 296.)


3. Ein Quart Hefen hebt einen ganzen Trog voll Teig.


4. Je besser die Hefen, je grösser die Kuchen.


5. Je mehr Hefen im Teig, je mehr Blasen im Kuchen.


6. Oft sind die Hefen besser als der Wein.

It.: Alle volte più vale la feccia che il vino. (Bohn, I, 69.)


7. Schlechte Hefen heben keinen Teig.


8. Wie die Hefen, so der Teig.


*9. Auf den Hefen sitzen.

Sehr heruntergekommen sein.

Frz.: Il est bien bas, est bas percé.


*10. Aus den Hefen schöpfen.

Nach Schmuzigem, Gemeinem, ganz Niederm trachten.

*11. Bis auf die Hefen austrinken.

Frz.: Boire iusque a la lye. (Bovill, II, 109.)

Lat.: Bibere usque ad faeces. (Bovill, II, 109.)


*12. Einem die Hefen auf den Kopf stürzen.

»Kehren sie (die Menschen vom guten Wege) um, so kehrt ihnen Gott ihr Glück wieder um und stürtzet ihnen die Unglücks-Hefen auf den Kopff.« (Herberger, Pauli Bekehrung, Hertzpostille, 70b.)


*13. Er gehet auf den Hefen.Herberger, I, 272.


*14. Er hat Hefen in den Schuhen.

Von einem Aufgeblähten, Hochmüthigen.


*15. Er muss die Hefen ausssauffen.Herberger, I, 153.


*16. Es geht auf die Hefen.

Zu Ende.


*17. Es kommt auf die Hefen.Luther's Tischr., 479b.

Kommt herunter.


*18. Es waren bald Hefen im Essig.

Wenn etwas gleich vom Anfange schlecht berathen ist.


*19. Sich mit Hefen waschen.

Sich unreiner machen, als man war. (S. Koth.)


[Zusätze und Ergänzungen]

20. Die Hefe kostet mehr als der Kuchen werth ist.

Jüd.-deutsch: Die Challe geht in der Mojze herein. (Warschau.) Challe heisst ein Stückchen Teig, welches die jüdische Hausfrau vom frischgebackenen Brote verbrennt. Mojze heisst das Stück Brot, welches man unter vorgeschriebenem Segenspruch verzehrt. Sinn: Die Auslagen sind grösser als der Gewinn.


21. Zu viel Hefe macht den Teig blasig.


*22. Auf einer schlimmen Hefe liegen.

Holl.: Wij leggen alle op een quaade moer. (Kramer, 106.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon