Hoffmannstropfen

* Sei hewwt Hoffmannsdröppe gedrunke. (Ostpreuss.) – Frischbier, 329.

Zur Bezeichnung der Schwangerschaft. Auch dafür sind eine Menge Redensarten vorhanden, wie sie aus [720] verschiedenen Auffassungen, Stimmungen und Bildungsstufen hervorgegangen sind und angewandt werden. Einer mir handschriftlich zugegangenen Sammlung entnehme ich folgende: Es sind Aussichten bei ihr vorhanden. Sie hat aufgenommen. Sie hat empfangen. Sie geht ihrer Entbindung entgegen. Sie hat gefangen. Sie hat geladen. Sie geht nicht mehr lange. Sie wird ihrem Gatten einen Erben schenken. Der heilige Geist hat sie gesegnet. Sie ist in guter Hoffnung. Sie ist kugelrund. Sie wird ins Kindbett kommen. Sie arbeitet am Kinderzeuge. Das Mutterglück lächelt ihr. Sie sieht ihrer Niederkunft entgegen. Es wird Nachkommenschaft geben. Sie hat eine Trommel anhängen. Sie ist zum Tambour geworden. Sie hat ihr Theil. Sie ist in gesegneten (interessanten) Umständen. Sie soll in die Wochen kommen. Sie ist zu tief ins Wasser gegangen. Sie ist (schon wieder) anblümt. Sie ist hops. (Nürtingen.) Es hat getippelt. (Lohrengel, II, 287.) Sie ist auf dem Kinderfang gewesen. In Hamburg: Sie geht nach Häuschen und Gretchen. Das Kind rückt nach der Herberge. Bei Frischbier2, 69, finden sich noch: Sie hat auf die Angel gebissen. Sie isst mit Appetit. Sie ist befallen. Sie ist zu Fall gekommen. Sie ist schwer zu Fuss. Sie geht (tanzt) nicht mit sich allein. Sie hat ein Quellkorn verschluckt. Sie trägt etwas unter der Schürze. Sie ist ins Sommerfeld gesprungen. (In Ermland, um Schwangerschaft vor der Ehe zu bezeichnen.) Mit ihr ist's unrichtig. Sie ist verbubanzt. Sie ist auf ander Wetter. Êr öss wat angedrellt. Se öss so. Se öss möt gode Dag. Se öss ter Onhall gekame. Se öss so wît als de Mutterke süd. Bi ehr öss togesêgt. Um zu sagen: Sie ist schwanger, heisst es in den Minnesängern: Siu spilet lieber umbe Brimel, danne siu spilte umbe Bonen. (Eiselein, 93.) Aehnlich reden die Franzosen, um die Schwangerschaft einer Frau anzudeuten, von »vier Füssen in zwei Schuhen«. Oder sie sagen: Sie ist beladen. Sie ist gehemmt. Sie isst für zwei. In Italien heisst es: Sie hat zwei Füsse in einen Schuh gesetzt. In Toscana: Sie leidet an doppelter Milz oder an zwei Geschlingen. In Mailand: Sie ist zu Fracht gekommen. In Spanien: Sie ist voll. In Portugal: Sie ist gehindert. (Reinsberg VII, 10.)

Dän.: Hun lod sin lykke skee. (Prov. dan., 401.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 720-721.
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