*1. Du musstest deinen Kien auch dazulegen, sonst hätte es nicht gebrannt. (Niederlausitz.)
*2. Ik kaom dî glîk up'n Kîn.
*3. Ik warr dî up'n Kîn passen. (Pommern.)
Dem Sinne nach, bemerkt Fr. Hasenow, bedeutet das letztere: auf die Finger sehen, scharf im Auge behalten und jeden Fehler sofort strafen; das erstere: ich prügle dich sofort durch. Beides drohend; aber wie der (Kien, taeda) eigentlich dazu kommt, ist mir für ersteres besonders nicht klar; in der andern, selbstverständlich auch sehr variablen Redensart kann der Kien als der Obhut oder zum Verkauf dem Bedrohten anvertraut, dieser selbst als der Kienverkäufer gedacht sein, wobei der Drohende gewissermassen aufpassen will, dass jedes Bündchen vollzählig sei u.s.w., der Handel richtig betrieben werde, woraus dann in nicht ungewöhnlicher Erwiderung Kienkram heisst, was der Betreffende unter Händen, im Betrieb hat; dabei kann Kien als jämmerlicher Handelsartikel absichtlich Verachtung des ganzen Thuns und Treibens des Bedrohten ausdrücken. Aber die Drohung, einem auf den Kien kommen zu wollen, wird auch sehr oft gehört, und ihre Genesis vermag ich [1264] nicht zu entwickeln. Es mag noch bemerkt werden, dass hierzulande das fette Kienholz zum Feueranmachen in Bündlein kleiner Späne, wol meist auf dem Wege des Forstdiebstahls erworben, von armen Landleuten zu Markte gebracht wird. Die. Redensarten erinnern an das berlinische: Der reine Kien! Ironisch, um zu sagen, vortrefflich, wie: Die reine Sahne. Wie in letzterer das Fette der Milch, so ist ja der Kien das Fette des Holzes, brennt am leichtesten und gilt allerdings in buchstäblicher Anwendung auf Fichten- oder Kiefernholz für ein Lob. Studentisch und auch berlinisch, sonst auch Kien = Blödsinn, Scherz, z.B. Mach doch keinen Kien! Die Mischung von Lob und Verachtung in dem »reinen Kien« erklärt sich wol wie das französische: Il est grand dans son genre, mais son genre est infiniment petit.
*4. Es ist der rêne Kien. (Berlin.)
Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Theaterwelt und unter dem Kien wurde anfänglich nicht das fette harzige Kienholz verstanden, sondern der berühmte englische Schauspieler Edmund Kean, der Kîn ausgesprochen wird. Ein Darsteller an der Hofbühne zu Berlin, der vor länger denn zwanzig Jahren die Rollen des Othello, Richard, Macbeth und Shylock spielte, ahmte die Art Kean's so nach, dass hinter den Coulissen ein schalkhafter College zum andern sagte: »Seht nur, der reine Kean!« Die Rede ging auf Provinztheater und reisende Gesellschaften über, von wo aus sie ins Volk gedrungen ist, und nun Spott auf Versicherungen ausdrückt, die man in Zweifel zieht; in Schlesien verstärkt durch den Zusatz: »und dazu noch êchener.« (Vgl. Dresdener Nachrichten vom 22. Juni 1870.)