Kittel

1. Besser Kittel als Titel.Eiselein, 597.

Lat.: Vitulum, non titulum. (Binder, II, 3585.)


2. Ein bezahlter Kittel ist wärmer als ein geborgter Pelz.Sprichwörtergarten, 362.

Hüte dich vorm Schuldenmachen.


3. Kein Kittel, wo der Teufel nicht ein Haar drin hat.Gotthelf, Käserei, S. 33.


4. Lieber Kittel1 reiss nicht, Herrendienst (oder: - gunst) erbet nicht.Eyering, III, 46 u. 175; Henisch, 1734, 45 [1357] ; Manlius, 811; Körte, 2778; Latendorf II, 21.

1) Der graue Rock des in der Herrengunst (d.h. mit einem auf Widerruf belehnten Guts) stehenden Bauers. (S. Herrengnade 3 und Graf, 198-199.) – Um zu sagen, dass Herren- und Hofgunst nicht von Dauer ist. Mathesius (327b) fügt noch hinzu: »Vnd die Ertzte bestehen nicht, pfleget man zu sagen.« (S. Herrengunst.) Auch mit dem Zusatz: »Halte lang und fordre nicht, so verlierst du deines Herrn Gunst nicht.« In Mathesius, Postilla (CCXVIIIa): »Lieber Kittel reiss nicht, mein ampt erbet nicht, sprach der ungerechte Haushalter, da der Herr rechnung begert.«

Böhm.: Milá kýtle, nedeř se; však milost panská nedĕdí. (Čelakovsky, 240.)


5. Man soll mir aber den Kittel lassen, sagte jener zum Henker, die Nächte sind kalt.Sutor, 377.


6. Unter schlichtem Kittel ist oft das beste Herz.

Dän.: Ofte er skarlagens hierte under reven kaabe. (Bohn I, 393.)

It.: Sott' un habito vile ben spesso si nasconde un cuor gentile. (Pazzaglia, 76, 7.)

Lat.: Non est magna domus, quid tum? sub paupere tecto saepe etium virtus ingeniosa latet. (Philippi, II, 53.)


*7. Einem den Kittel ausklopfen. (Rottenburg.)


*8. Er hat den Kittel umgekehrt.Braun, I, 1861; Körte, 3412.

Von einem, der seinen Glauben gewechselt hat. (Schmid, Schwäbisches Wörterbuch.)


*9. Jetzt ist der Kittel geflickt. (Nürtingen.)

Die Sache ist in Ordnung.


*10. Man hat ihm den Kittel gewandt. (Nürtingen.)

Er hat fallirt.

*11. Sei hot an langen Kittel un an kurzen Verstand. (Militsch in Schlesien.)

Von Frauen, die klug sein wollen und dabei Albernes zu Tage fördern.


[Zusätze und Ergänzungen]

12. Weär tum Kittel jeboren ös, kricht kenen Rock, und wenn er 't Duok all ungern Arme hat. (Neumark.) – Engelien, 219.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1501.
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