1. Am Rock erkennt man den Müller.
Die Russen: Man merkt es einem am Rocke an, wer ein Müller ist. (Altmann VI, 441.)
2. An einem schwarzen Rocke sieht man die kleinste Faser.
Eine Nachlässigkeit des Hirten verdirbt die ganze Heerde. Der geringste Fehler im geistlichen Stande gebiert die unverzeihlichsten Sünden im bürgerlichen.
3. Ass ick minen Rock holl, sitt he in de Foll. (Mecklenburg.) – Günther, III.
Wie man sich den Rock hält, so sitzt er.
4. Auf dem schwarzen Rocke sieht man jedes Stäublein.
Holl.: Op een zwarten rok ziet men zoo ligt een wit pluisje. (Harrebomée, II, 227a.)
[1700] 5. Aus einem alten Rock lässt sich kein neuer Mantel machen. – Sprichwörtergarten, 287.
Einem Alten seine veralteten und mit seinem Marke verknöcherten Ansichten zu nehmen, und ihm dafür junge, frische, kühne Ideen zu geben, ist ebenso unmöglich.
6. Begehre des Rocks, es wird dir dennoch kaum das Hemde. – Simrock, 8482; Körte, 5085.
7. Besser den Rock verloren als die Keuschheit. – Dietrich, II, 145.
8. Besser ein grober Rock für einen Gulden, als ein feiner mit Schulden.
Böhm.: Ač můj kabát šerkový; není vyloupen, ale z mých mozolův koupen. (Čelakovsky, 172.)
9. Besser grober rock, denn blosse haut. – Henisch, 424, 5.
10. Der alte Rock gibt das Mass für den neuen.
Böhm.: Kroj nový kabát, a k starému přimĕřuj. (Čelakovsky, 259.)
11. Der Rock, den ein Narr trägt, bleibt immer ein Narrenrock, und wär' er mit Golde verbrämt.
12. Der Rock hat Aermel.
13. Der Rock macht nicht den Mann.
Einerseits und seinem Wesen nach wahr. Man kann aber auch sagen: Der Rock macht den Mann; denn es ist psychologisch wahr, dass die Kleidung einen grossen Eindruck auf das Gemüth des Menschen übt und nicht selten dessen Charakter bestimmt.
Dän.: Kappen giør hverken præst eller degn. (Prov. dan., 333.)
Engl.: It's not the gay coat makes the gentleman. (Bohn II, 9.)
14. Der schöne Rock macht die Braut werth.
15. Der schwarze Rock macht keinen Priester.
16. Der weisse Rock macht keinen Müller.
Holl.: De witte rok maakt den molenaar niet. (Harrebomée, II, 226a.)
It.: La veste bianca non fa molinaro. (Bohn II, 107.)
17. Dünnen Rock hält (schont) man nicht viel.
18. E sydige Rock, keis Hemmli a, e rüdige Buch und Flöhdreck d'ra. (Solothurn.) – Schild, 67, 129.
Etwa der Sinn von: Aussen hui, innen pfui.
19. Ean Rock an ean God. (Nordfries.) – Johansen, 65; für die Pfalz: Nadler, 250.
Ein Rock, ein Gott.
20. Eigener Rock wärmt mehr als geborgter Mantel (Pelz).
21. Ein bunten Rock, ein alten Bock, eine schwarze Kuh, ein faulen Balg dazu, ein halben Hopfengarten hat man von einer academischen Jungfer zu erwarten. – Schuppius, Schriften, I, 115.
22. Ein grosser Rock und ein kleines Haus macht arm. – Laus. Magazin, 30, 252.
Ein besseres, kostbareres Kleid, als es die häuslichen Umstände gestatten.
23. Ein neuer Rock schielt die alte Weste an.
24. Ein Rock, den man alle Tage anzieht, verliert seinen Glanz.
25. Ein Rock, ein Weib, ein Gott, das schützt vor Bankerott.
26. Ein Rock will getragen seyn, es kommen sonst die Schaben (Motten) drein. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 150, 62; Sutor, 26; Körte, 5083.
Müssiggang zehrt am Körper mehr, als Rost am Eisen.
Holl.: Een rok wil gedragen zijn, anders komt er de mot in. (Harrebomée, II, 226a.)
27. Ein schlichter Rock und ein weiser Kopf vertragen sich wohl.
Lat.: Saepe est etiam sub pallio sordido sapientia. (Cicero.) (Binder II, 2991; Fischer, 203, 1; Philippi, II, 161.)
28. Ein schöner Rock verdeckt manchen Block.
29. Ein schöner Rock ziert den Stock. – Simrock, 8408.
30. Ein zerrissener Rock hat keinen Credit.
It.: A veste logorata poca fede vien prestata. (Bohn I, 74.)
31. Einen alten zurissen Rock sol man nicht mit einem newen flicken. – Petri, II, 178.
32. Einen dünnen Rock achtet man nicht viel. – Petri, II, 179.
33. Es ist kein Rock, der einer frauen vbeler anstehet, als wenn sie will klug seyn. – Petri, II, 269.
[1701] 34. Es sind wenig Röcke, die nicht mit einem Fuchsbalg gefüttert sind.
It.: Tutto 'l mondo hoggidi è scolare della volpe. (Pazzaglia, 419, 5.)
35. Gewandte Röcke liebe ich nicht.
Ich bin kein Freund derer, welche leichtsinnig Glauben und Parteien wechseln.
36. Grae (lieber) rock reiss nit, herrnhuld erbet nit. (S. ⇒ Kittel 4.) – Tappius, 133a; Petri, II, 356; Lehmann, II, 231, 166.
»Der alt Teutsch sagt: Grawe Rock reyss nicht, alte Gnad erbet nicht.« (Dietrich, 226.)
Lat.: Gratia Regalis, non est res perpetualis. – Nescit durare favor herilis, scio clare. (Sutor, 83.)
37. Hast du keinen Rock, so kreuch in alten Sack. – Petri, II, 373.
38. Hat der Rock auch nicht Tressen, hat er nur Aermel.
Das Wesentliche geht vor dem Entbehrlichen, der Luxus kommt zuletzt.
39. Ik holt lever mit'n Rok as mit en Hemd. (Holst.) – Schütze, III, 301.
Das Kleid macht den Mann. Eigentlich sollte die Wäsche und deren Reinlichkeit dem Rocke vorgelten und den Mann machen; allein das Hemd sieht man nicht.
40. Im kurzen Rock springt der Sachs wie ein Bock. – Simrock, 8481; Körte, 5084.
Lat.: In curta tunica saltat Saxo quasi pica.
41. In einem rauhen Rock kann man auch die Wahrheit predigen (sagen).
42. Ist der Rock zerrissen, der bauch helt gleichwol bier. – Henisch, 374, 23; Petri, II, 407.
43. Lange Röcke decken keinen Schalk.
»Ein Herzog von Braunschweig sah einen viel Tuch zum Rock kauffen, da sagt er, wenn er schon noch so viel kauffte vnd den Rock noch so lang machte, so guckt doch der Schalk vnten vnd oben heraus.« (Zinkgref, IV, 13.)
44. Lange Röcke, kurze Gedanken.
In der Niederlausitz gegen vergessliche Dienstboten.
Holl.: Lange rokken, korte memorie. (Harrebomée, II, 226b.)
Lat.: Mulieres sunt fere ut pueri, levi sententia. (Terenz.) (Philippi, I, 259.)
45. Lange Röcke, kurzer Verstand (Sinn). – Mayer, II, 208; Chaos, 532.
Behaupten die Walachen von den Frauen.
Holl.: Lange kleêren, korte zinnen. (Harrebomée, II, 412b.)
46. Langer Rock taugt nicht zum Springen.
47. Lieber einen Rock mit Stücken, als ihn mit der Armen Schweissperlen sticken.
48. Lieber Rock, reiss nicht, Herrengunst erbet nicht. – Lehmann, 943, 33; Chaos, 279; Eiselein, 304; Simrock, 4627.
49. Mag der Rock verloren gehen, wenn nur der Kopf bleibt.
Ein talmudisches Sprichwort sagt: Wen man rechtlicherweise sein Kleid abgenommen hat, der soll singend seines Weges gehen.
50. Man kehrt (bürstet) keinen Rock auss, es geht Haar mit. – Lehmann, 50, 28 u. 699, 7.
Jede Heilung ist mit Kraftverlust verbunden.
51. Man macht den Rock nach dem Manne und nicht den Mann nach dem Rocke.
Engl.: Cut your coat according to your cloth. (Gerson, I, 72.)
52. Man muss dem nicht stets wieder den schwarzen Rock zeigen, der ihn einmal ausgezogen hat.
Erinnere nicht wieder an das Unangenehme, was einmal vergessen ist.
53. Man muss den Rock nach dem Tuch schneiden.
Engl.: To cut one's coat according to one's cloth. (Bohn II, 155.)
Holl.: Snijd uw mantel naar uw laken. (Bohn I, 337.)
It.: Fare il passo secondo la gamba.
54. Man muss (kann) den Rock nicht eher anziehen, bis er gemacht ist.
55. Man muss nicht seine Röcke zählen vor denen, die nackt gehen.
Ein russisches Sprichwort behauptet von den dortigen »Grossen«, dass sie gern ihrer Pelze sich rühmen vor denen, die nackt einhergehen. (Altmann VI, 463.)
[1702] 56. Man muss oft vom Rock abschneiden, um an den Latz anzusetzen.
Die Böhmen schneiden von den Ohren ab und setzen an den Bauch oder umgekehrt, um so aus der Noth eine Tugend zu machen.
Böhm.: Uřež ucha, nastav břucha. (Čelakovsky, 178.)
57. Man sieht wol auf den Rock, aber nicht auf den Bauch. (S. ⇒ Arm 16.)
Dän.: Alle see hans bolde arm, ingen seer hans slunkne tarm. (Bohn II, 347.)
58. Man soll den alten Rock nicht eher wegwerffen, man hab denn ein newen. – Luther's Tischr., 440a.
Lat.: V non mutabis, donec plurale videbis. (Latendorf, II, 45.)
»Dieser lateinischen Vers«, bemerkt Sandvoss (Sprichwörterlese, 92), »hat keine Schwierigkeit, wenn man daran denkt, dass das Plurale des V (römische 5), X = X, d.i. 10 ist, der Sinn also: Gib das Geringere nicht fort, bevor du das Werthvollere hast.«
59. Mit weissem Rock muss man nicht zum Köhler gehen.
Die Russen: Je weisser der Rock, je eher erkennt man den Köhler. (Altmann VI, 405.)
60. Nicht in allen deutschen Röcken steckt ein deutsches Herz.
61. Niemand wolt gern Rock vnd Ermel zugleich verlieren. – Lehmann, 793, 13.
62. Nimmst' me (nimmst du mir) mein Rock, so mach' i de (dir) koan Kopf. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 34, 7.
So sagt der Kopfkohl, um die Schädlichkeit anzudeuten, ihm die äussern Blätter zu frühzeitig zur Fütterung zu nehmen.
63. Rock, dreh' dich, ich habe zu Hause noch vier.
Sagen die tanzenden Mädchen Litauens.
64. Rock verdeckt manch groben Plock.
Lat.: Ut cuculla non facit monachum, ita nec vestis Gallum. (Chaos, 1080.)
65. Röcke und bracculae verdecken manche maculae. – Tobler, 285.
66. Schlechter Rock und weiser Kopf vertragen sich wohl miteinander.
Lat.: Sub laceris crebro virtus latet aurea pannis. (Binder II, 3221.)
67. Schlechter Rock verbirgt ein gutes Hemde.
68. Tom Rock kêp di Wand, denn blöfst bi Verstand, to Hose kop di Ledder, denn krögst din Göld wedder. (Königsberg.)
69. Unter dem Rock eines armen Mannes verdirbt viel Weisheit.
70. Unter einem grauen Rock wohnt auch Weisheit.
Holl.: Onder een' graauwen rok schuilt dikwijls groote wijsheid. (Harrebomée, II, 1.)
71. Unter einem schlechten (schlichten) Rock wohnt oft ein gutes Herz.
72. Verdienter Rock wärmt mehr als ein geliehener Mantel. – Gubitz, Volkskalender, 1858.
73. Vor einem schlechten Rocke macht man keine Reverenzen.
Lat.: In vili veste nemo tractatur honeste. (Gaal, 1020.)
74. Wem der Rock nicht passt, der ziehe ihn nicht an.
75. Wend den Rock umb, so hastu ein anders Spiel. – Lehmann, 176, 22.
76. Wenn der rock ist erbeten, so than die Jungfraw nicht hoch tretten. – Henisch, 909, 34; Petri, II, 637.
77. Wenn der Rock zugeschnitten ist, muss er auch genäht werden.
Holl.: Is de rok gesneden, hij moet genaaid worden. (Harrebomée, II, 226b.)
78. Wenn du den Rock schenkst, so gib auch den Knopf.
79. Wenn einen macht gelehrt sein Rock, leicht Dokter wird ein Ziegenbock. – Petri, II, 650.
80. Wenn ich den rock schütte, so fellet alles ab. – Agricola I, 171; Gruter, I, 78.
Sprache des Schuldlosen oder gegen Vorwürfe Gleichgültigen.
81. Wenn man den rock ausskehert, so geht immer Haar mit. – Lehmann, 580, 1.
82. Wer den Rock macht, trägt ihn nicht.
83. Wer den Rock verliert, verliert auch den Freund.
[1703] 84. Wer dir den Rock bürstet, dem kehre den Mantel. – Sprichwörtergarten, 106.
Für einen freundlichen Dienst grösserer Gegendienst.
Frz.: Comme il te fait, fais-lui. – Un barbier rase l'autre.
85. Wer in geborgtem (gestohlenem) Rock ausgeht, kommt in Hemdsärmeln nach Hause.
Span.: Quien se viste de lo ajeno, en la calle lo desnudan. (Cahier, 3187.)
86. Wer keinen Rock trägt, braucht keinen zu knöpfen.
Die Russen: Die ohne Kleider gehen, brauchen sich nicht zu gürten. (Altmann VI, 495.)
87. Wer nicht ein newen rock kan machen, der soll den alten flicken. – Lehmann, 85, 32 u. 657, 55.
88. Wer nur Einen Rock hat, kann ihn nicht verleihen.
Span.: Quien no tiene mas de un sayo, no puede prestarlo. (Bohn III, 251.)
89. Were mirs am rock, so wolt ichs wol abwaschen. – Luther's Ms., S. 3.
90. Zerrissener Rock macht keinen Gelehrten.
*91. A hôt nich mê enn Rôk und enn Gôt. (Schles.) – Frommann, III, 410.
In Wien: Er hoat an Rock und an Gott.
*92. Dabei ist ein neuer Rock zu verdienen.
*93. Dar mutt de Rock bi ut. – Kern, 1066.
Das ist keine gewöhnliche, sondern eine Arbeit, die grosse Anstrengung erfordert.
*94. De Rock is bi de Gaten noch hêl. – Kern, 1065.
Spott auf ein zerlöchertes Kleidungsstück, das neben den Löchern noch ganz ist.
*95. De Rok is êr ut de Fôlen. (Hamburg.) – Schütze, I, 330.
Ihr Rock ist aus den Falten; sie ist keine Jungfer mehr.
*96. Den blauen Rock anziehen.
Soldat werden.
*97. Den Rock der Eule anziehen. (Lit.)
*98. Den Rock des Kaisers für ein paar Pfennige (Kreuzer) im Lande herumtragen.
Für eine sehr kärgliche Besoldung in kaiserlichen (königlichen, Staats-) Diensten stehen.
*99. Den Rock nach dem Wind kheren. – Hock, 25a.
*100. Den Rock schütteln und davongehen. – Eiselein, 530.
*101. Der Rock geht aus dem Leime. (Grünberg.)
Die Sache zerfällt.
*102. Der Rock passt ihm nicht.
*103. Du hast einen rothen Rock verdient. (Elsass.) – Klein, II, 91.
Zu jemand, der andern gern etwas zuträgt, verräth.
*104. Ea hod an waissn Rouk kriagg (Rock gekriegt). (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 66.
Er ist Soldat geworden.
*105. Einem auf den Rock treten. – Mathesy, I, 55b.
*106. Einem den Rock abschneiden.
So liess Peter der Grosse den Russen, um sie allmählich an die deutsche Tracht zu gewöhnen, die langen Röcke, so weit sie beim Niederknien den Boden bedeckten, abschneiden. Die Redensart ist ursprünglich französisch: Couper la jupe, und heisst dort soviel als jemand in entehrender Weise, nicht durch Brandmal, nicht unmittelbar am Leibe, sondern an seiner Umhüllung kennzeichnen. Der Ausdruck kommt von der früher geübten Sitte her, leichtfertigen Frauenzimmern, um sie äusserlich von andern ehrbaren ihres Geschlechts zu unterscheiden, die Kleider abzuschneiden. In ähnlicher Weise verfuhr auch Toussaint-Louverture auf San-Domingo gegen die müssig gehenden und liederlichen Negerinnen. Er liess sie in Haufen zusammentreiben und ihnen auf dem Platz die Röcke sammt den Hemden abschneiden, um sie arbeitsfähiger zu machen. (Vgl. Wurzbach III, 70.)
*107. Einem den Rock anziehen (wollen, helfen).
*108. Einem den Rock zerreissen. – Suringar, CCIII, 7.
*109. Einen beim Rock fassen (oder: am Rock zausen).
»Nie hat sich eine Grossmacht so ungestraft am Rocke zausen lassen, als in diesem Falle Oesterreich.« (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 41.)
Holl.: Men heeft hem bij zijn kleed. (Harrebomée, I, 412b.)
*110. (Sich) Einen Grawen Rock verdienen. – Eiselein, 530; Körte, 5085b.
Von schwatz- und klatschhaften Dienstboten, die Uneinigkeit befördern und Feindschaft nähren, von Wohldienern [1704] und Ohrenbläsern. »Ich heiss knecht heintz, vnd hab mer gsellen, die alzeit mehr aussrichten wöllen, dann man jn beuolhen hat, doch selten mit einer guten that. Nur mit falschen Schelmenstücken, das wir all Ding zu vnfal schicken, vnd vnserm Herrn zu ohren tragen, was wir wissen, jnen sagen. Was wir nit wissen, liegen wir; bist du weise, hüt dich vor mir. Wer mich dingt, fart an ein stock, vnd muss mir geben ein grawen Rock.« (Murner, Schelm., 10, in Kloster, I, 840.)
*111. Einen steinernen Rock anziehen.
Ins Gefängniss kommen.
Frz.: Épouser une tour. (Kritzinger, 685a.)
*112. Er hat einen Rock ausgezogen.
Er ist infolge von Krankheit u.s.w. magerer geworden.
Holl.: Hij heeft een rokje uitgetrokken. (Harrebomée, II, 226b.)
*113. Er hat Einen Rock und Einen Gott. – Frischbier2, 3153.
*114. Er hat einen Rock von Sammt, woraus man Mehlsäcke macht. – Parömiakon, 976.
D.h. einen rohen Leinwandkittel.
*115. Er hat keinen Rock am Leibe und nimmt ein Weib.
Ein afrikanischer Negerstamm: Einer hat nicht Kleider und verlangt ein Weib. (Reinsberg, I, 97.)
*116. Er hat sich den Rock deshalb nicht zerreissen lassen.
Er hat sich nicht zwingen lassen, sondern hat sich mit guter Art dazu verstanden.
Frz.: Il ne s'est pas fait déchirer le manteau.
*117. Er hat zwei Röcke, wie die Hummelbauern. (Oberfranken.)
Die Hummelbauern oder ⇒ Mistelgauer (s.d.) haben zwei Röcke, einen kurzen für den gewöhnlichen Verkehr, das »Hummelröcklein« genannt, und einen langen für die Kirche. (Vgl. Gartenlaube, 1858, S. 262.)
*118. Er hoat sênen Ruck zu Gefottern geschickt. – Gomolcke, 374.
*119. Er hôt da Rock wenda laun. – Nefflen, 457.
Er hat seine Grundsätze geändert.
*120. Er schüttelt den Rock und geht davon. – Tendlau, 375.
Vorwürfe u.s.w. machen keinen Eindruck auf ihn.
*121. Er wird sich damit keinen grauen Rock verdienen. – Simrock, 8484.
*122. Es dient weder zum Rock noch zum hosen. (S. ⇒ Nützen 39.) – Lehmann, 834, 3.
*123. He hät'n papiernen Rock anne. (Lippe.)
Wenn jemand in einer Gesellschaft, bei einem Besuch verweilt, wenn auch seine Anwesenheit, wie z.B. bei einem Arzte, an einem andern Orte nothwendig wäre.
*124. He tüt den Rok an, eer he Büxen anhett. – Schütze, I, 127.
So sagt der Bauer, wenn der Buchweizen eben aufgekeimt ist und schon Blüten trägt. Also: er blüht zu früh, er blüht, ehe er grünt.
*125. Hi hinget a Rok efter alle Mâns Winj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 158.
Er hängt den Rock nach jedermanns Winde.
*126. Ich reiss' ihm den Rock nicht herunter. – Tendlau, 363.
Um ihn zurückzuhalten, wenn er fort will. Von einem, den der Gastfreund weder zum Bleiben überreden, noch viel weniger nöthigen wollte. Wahrscheinlich ist dies Sprichwort aus folgendem lateinischen entstanden. Wenn ein Römer einen Fremden zu Gaste einlud, so ergriff er denselben so lange beim Oberkleide, bis der Geladene sich entschlossen hatte. Daher die lateinische Redensart: Paenulam mihi scidit. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, Nr. 79.)
*127. Ik heff ên Rock un ên Gott. (Holst.) – Schütze, II, 27.
*128. Man wird ihm den Rock ausklopfen.
*129. Nüer Rock möt ôle Lächer (Flicken). – Frischbier2, 3154.
*130. O jêtersch, do hoa îch a rechte Rôk nê oa. (Kreis Hirschberg.)
Ach je, da hab' ich den rechten Rock nicht an. Wird gesagt, wenn jemand, der bezahlen will, findet, dass er kein Geld hat. Von einer Frau, die, als sie im Laden eingekauft hatte, bemerkte, dass sie ihr Geld gerade in dem Rocke hatte, der zu Hause hing. Man sagt daher auch scherzweis von jemand, der nicht bezahlen kann: Er hat den rechten Rock nicht an.
*131. Op 'ne wîsse Rock e rût Krägelche sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 74.
Nachdem man weissen Wein getrunken hat, rothen trinken.
[1705] *132. Rock und Aermel zugleich verlieren.
*133. Schüttel den Rock oder Mantel, so fällts ab. – Lehmann, 841, 7.
*134. Se hett 'n grönen Rock. – Bueren, 1020; Hauskalender, III.
Ist bereits längst gestorben, auf ihrem Grabe wächst schon Gras.
*135. Sein Rock führt ihm überall frische Luft zu.
Die Aegypter sagen: Sein Obergewand ist voller Löcher; er kann die Hand herausstecken, wo er will. (Burckhardt, 174.)
*136. Sein Rock hat ein Loch.
Er ist nicht vorwurfsfrei, nicht zuverlässig, taktfest.
*137. Sich einen neuen (bunten, rothen) Rock verdienen. – Ayrer, V, 3337, 5.
Als Lohn für verrätherische Mittheilungen, Zuträgereien.
Frz.: Vous avés peur de me couper, vous me donnés du plat. (Kritzinger, 181b.)
*138. Sie weiss den Rock nach dem Winde zu halten (kehren).
Mhd.: Swâ der wint her gie, dâ wart ir roc hin gewant. (Gut Frau.) (Zingerle, 98.)
*139. Sin Rock is so kâl, dar kann kên Lûs up krupen. (Holst.) – Schütze, III, 65.
Von abgetragenen, kahlen Kleidern.
*140. Wenn ich den rock schütte, so fellet es alles abe. – Agricola I, 171; Schottel, 1131a; Eiselein, 530; Simrock, 8483; Körte, 5085b.
*141. Wenn sein Rock reden könnte.
Er wird manches erzählen, vielleicht gäbe er auch der Klage des Schneiders Ausdruck. Die Finnen: Wenn der Rock sprechen würde und das Hemd eine Zunge hätte, so würde man vielen Männern nicht glauben und manchen Mädchen nicht trauen. (Bertram, 58.)
142. Der Rock passt mir schon, aber das Futter nicht, sagte Hans, als er den Dienst kündigte, nachdem er einen Rock zum Geschenk erhalten hatte.
Er meinte die schlechte Kost.
143. Ein alter Rock auf dem Rücken ist besser als ein neuer, den man will schicken.
Dän.: Det gamle visse er bedre end det nye visse. (Prov. dan., 215.)
144. Ein langer Rock verhindert das Gehen. – Harssdörffer, 537.
145. Wer's nicht glaubt, dass der Rock macht den Mann, hatte noch keinen als den seinen an. – Brennecke.
146. Wie der Rock, so der Fleck. – Comotovia, 1876, S. 25.
*147. Es ist jhm d' rock näher, dann der mantel. – Stumpff, Historia, IIIIa.
*148. Sich den grawen Rock zu Hoff verdienen. – Fischer, Psalter, 320, 2.
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