1. A fremder Pelz warmt nit. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Geborgte Sachen gewähren keinen dauerhaften Nutzen. Fremde Federn schmücken nicht lange; auch: Fremdes Gut thut selten gut.
2. Auch in den Pelz des Herrenhundes kommen Flöhe.
3. Beltz dient nit vor den schuss. – Gruter, III, 9; Lehmann, II, 50, 23; Mayer, II, 153.
4. Deinen Pelz klopfe aus mit Hitze, aber dein Weib mit Sanftmuth. – Kiesewetter, 3.
5. Der Peltz reisst, wenn ein teil dem andern nicht standhafftig trew vnd glauben helt. – Lehmann, 108, 37.
6. Der Pelz macht den Ofen nicht heiss.
Man kann lange auf dem Backofen liegen, ehe ein Gebäck Brot herauskommt.
7. Die Pelze tragen, werden nicht zuerst über Kälte klagen.
Holl.: Die des winters met een' bonten pelsrok bij het vuur zit, weet niet, dat het buiten vriest. (Harrebomée, II, 177a.)
8. E Pölz öss beter wie e Paar Handmanschötten. – Frischbier2, 2886.
9. Ein alter Pelz ist selten ohne Leuse. – Petri, II, 615.
Holl.: Zelden een oude pels zonder luizen. (Harrebomée, II, 177b.)
10. Ein Pelz ist im Winter und im Sommer gut.
11. Ein Pelz wärmt am meisten in der Stube. (Schles.)
12. Es ist nicht gut Pelz machen, wenn man weder Haare noch Wolle hat.
13. Et huot sich nôch nimest en Pielz ersôfen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1048.
14. Ich will meinen Beltz scheren und hernach die Wolle verzehren. – Grimmelshausen, Teutscher Michel, VIII.
15. In alten Pelzen gehet die Laus auf Stelzen. – Petri, II, 399.
16. In alten Pelzen ist gut Läuse fangen.
Holl.: In oude pelzen kan men ook wel luizen vangen. (Harrebomée, II, 177a.)
17. Je mehr man den Pelz wäscht, je mehr man ihn beschesst.
»Je mehr man wescht ein Pelz fürwar, je mer vnd mehr bescheisst mans har. Also ail gwint der dran, der strafft ein vnstreflichen man.« (Murner, Schelm., 43, in Kloster I, 880.)
18. Kein Pelz wärmt mehr, als den man anhat. (Schles.)
[1205] 19. Man flicket so lang an dem lausigen Beltz dieses sterblichen Fleisches, biss es keinen stich mehr halten will. – Henisch, 276, 20.
20. Man muss den Pelz nicht vertheilen, bis der Bär geschossen ist.
21. Man muss seinen Pelz nicht zu früh ablegen.
Die Spanier empfehlen, den Pelz nicht vor dem Galiläertage (Himmelfahrt Christi) abzulegen; und auch in Venedig sagt man: Piu si giorno dei Galilei no te spogiar dei pani miei. (Orakel, 1046 – 1047.)
22. Mancher kann den Pelz waschen ohne Laug' und Aschen. – Schulzeitung, 43.
23. Mancher siehets gleich, wo der Beltz verrissen ist. – Lehmann, 506, 54.
24. Nun Pelz und Muff verwahrt, der Herr hält seine ⇒ Himmelfahrt (s.d.). (Ostpreuss.) (S. ⇒ Preusse.)
25. Pelze muss man im Sommer kaufen.
Böhm.: Nejlacinĕjší kožich v letĕ. (Čelakovský, 330.)
Poln.: Najtańszy koźuch w lecic. (Čelakovský, 330.)
26. Was mir ein schlechter Pelz ist, war dem Fuchs ein kostbarer Balg.
Aehnlich die Russen vom Wolf Altmann VI, 423.
27. Was nützt mir der Pelz, wenn der Winter vorbei ist.
Dän.: Godt bliver ondt, naar det ei kommer i rette tiid. (Prov. dan., 247.)
28. Wasch mir den Peltz vnd mach ihn mir nicht nass. – Petri, II, 611; Eiselein, 504; Simrock, 7733; Körte, 4691; Körte2, 5882; Silvula, 33; Günther, 24; Parömiakon, 1242; Tendlau, 179; Braun, I, 3197; Schweiz, II, 243, 78; Wurzbach II, 274; für Franken: Frommann, VI, 322, 306.
In der Pfalz: Wäsch m'r de Belz unn mach m'r u nit nass. (Zeller, 170.) In Schlesien: Wosch mer a Peltz, und mach mern nich noss. (Robinson, 801; Gomolcke, 1077.) »Wasch mir den belz und netz in nit.« (Nas, 178b.) Spott auf das Halbe in Wort und That, wenn man spricht und die besten Worte im Munde (s. ⇒ Mehl) behält, und eine Sache so austhut, als wäre sie nicht gethan. Herzog Georg von Sachsen soll das Wort zuerst, und zwar tadelnd gegen den diplomatischen Erasmus von Rotterdam gebraucht haben. »Wasche mir den Peltz, aber bei Leib und Leben mache mir ihn nicht nass.« (Simplic., III, 463; Grimmelshausen, Vogelnest, I.)
Holl.: Wasch mij den pels, maar maak hem niet nat. (Harrebomée, II, 177b.)
Lat.: Elue pelliceam, nec aqua tamen imbue plane. (Binder I, 404; II, 941; Eiselein, 504; Philippi, I, 132; Seybold, 145.)
29. Wei den Pelss vull Luise heat, dean bijtet se ok. (Westf.)
30. Wem der Pelz fehlt, der muss nicht über den Winter spotten.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 426.
31. Wenig Pelze ohne Schaben. – Parömiakon, 2009.
32. Wenn der Pelz sonst voll Flöhe ist, ist's nicht nöthig, dass man sie hineinsetzt.
33. Wer den Beltz nicht zureist, der darff jhn nicht flicken. – Henisch, 1145, 16; Petri, II, 692.
34. Wer den Pelz des Wolfs hat, der hat auch seine Haare.
35. Wer nicht einen Newen Peltz kan machen, der soll den alten flicken vnd Gott machen lassen. – Lehmann, 315, 14; Petri, II, 728.
36. Wer seinen Pelz im Sommer verbraucht, wird im Winter frieren.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 407.
*37. A kon ên a Peltz schun worm machen. – Robinson, 619.
*38. Beist in Peltz, wenner biese seyd. – Robinson, 399.
*39. Da wird kein guter Pelz daraus; Haut und Haar taugen nicht. – Körte, 4691b.
*40. Das hat er im faulen Pelze zu Freiburg erschnappt.
So sagte man seinerzeit von den groben Ausdrücken, deren sich Murner in seinen Schriften häufig bediente.
*41. Den Beltz waschen vnd nicht nass machen. – Lehmann, 730, 50; Chaos, 783; Körte, 4691; Braun, I, 3199.
Jemand oder etwas mit unzeitigem Glimpfe behandeln, sich in einer mittelstrassigen Lauheit halten, wo ein entschiedenes Auftreten Pflicht wäre. »Wu's woa [1206] zu frassen gibt, is a sich, wie das Ding, doas inde (immer) wieder kimmt; giht sich ober uf de Arbt lus, stiht a sich doa, wie anne gebackene Birne; und es hêsst olles mit im: Wosch sich mer a Peltz, mach sich mir nich nass.« (Keller, 170b.) »Man find witzknöpffel, die reiche malefitzische Leut gern wolten straffen, doch dass es jhnen an ehren nicht verletzlich sey; das ist auff Eulenspieglisch den Beltz waschen vnd nicht nass machen.« (Lehmann a.a.O.)
*42. Der Pelz ist ihm enge.
Er ängstet sich, hat Furcht vor der Strafe u.s.w. »O wie enge war mir der Pelz !« (A. Gryphius, Geliebte Dornrose; Palm, 110, 32.)
*43. Eim den Beltz waschen. – Pauli, Schimpff, LXVIIb.
»Mancher kan ein Peltz wol waschen vnd darff nid laug noch aschen.« (Murner, Schelm., in Kloster, I, 880.) » ... Gut grollen hab ich vff täschen, ir sollent mir den beltz wol wäschen.« (Murner, Nb., in Kloster, IV, 877.) »Siehst du wo das Kätzchen naschen, wirst du ihm das Pelzchen waschen.« – »War ber og ihn a unsre vier Pfahle ertoppa, ber wulln ihm a Beltz besser woscha.« (Keller, 154b.)
*44. Ein Belz anlegen, damit eim nit warm wird. – Chaos, 392.
Lat.: Igni affudisti oleum.
*45. Einem den Pelz ausklopfen (lausen). – Luther's Tischr., 392a.
Ihm einen derben Verweis geben, Vorwürfe machen. Wie für das Trinken, so besitzt die deutsche Sprache auch für das ⇒ Schlagen (s.d.) einen ausserordentlichen Reichthum an Ausdrücken und Redensarten. Besonders ist es eine Anzahl von Berufsarten, welche aus ihrem Kreise Schlagwörter dieser Art geliefert haben. Wie der Kürschner den Pelz ausklopft, so versohlt uns der Schuhmacher, um uns, wenn dies geschehen ist, nach Kräften zu wichsen. Der Schneider bemüht sich, uns mit der Elle etwas aufzumessen; er zieht uns die Beinkleider stramm und ruht nicht, bis er uns gehörig gewamst hat. Nachdem der Schlächter uns das Fell lose gemacht hat, verarbeitet es der Gerber, während der Sattler seinen Ruhm in gutem Verledern sucht. Dass wir den Tuchmacher das Walken zu danken haben, steht ebenso fest, wie die Abstammung des Bläuens oder Durchbläuens vom Färber. Beim Stubenmaler begegnen wir dem Streichen, und der Tischler ist bereit, uns zu vermöbeln. Vom Apotheker haben wir das Schmieren, vom Koch die häufig sehr stark gesalzene und gepfefferte Prügelsuppe und den Klopps; vom Fuhrmann das Kaleschen, vom Musiker, der nebenbei die Flötentöne aus dem ff beibringt, das Pauken. Ob der Zeichner oder Schornsteinfeger uns eins auswischt, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiss, dass der Landmann tüchtig auf uns losdrischt und der Bergmann uns tapfer Schacht gibt, der Bildhauer aber uns nach dem Tode noch aushaut. Der deutsche Maler legt grosses Gewicht auf den Baumschlag und der Grenzjäger auf den Schlagbaum. Wie das Deutsche Meer seine Wellen schlägt, so schlägt der Geometer seine Kreise, der Tänzer seine Pirouetten, der Sänger seine Triller, der Buchbinder die Bogen, der Barbier die Seife zu Schaum, die Köchin das Eiweiss zu Schnee, der Böttcher die Reifen um das Fass; der Holzhauer schlägt den Forst nie der, der fromme Bruder das Kreuz, der vernünftige Mensch schlägt manchmal die Hände über dem Kopfe zusammen. Schlägt uns jemand ein Schnippchen, so schlagen wir ihm ein Bein unter, und findet er sich beleidigt, so schlägt man sich mit ihm auf Pistolen oder Degen. (Vgl. Sprachstudien von R. Schmidt in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 398.)
Holl.: Iemand den pels uitkloppen. (Harrebomée, II, 177a.)
*46. Einem etwas auf den Pelz geben.
In Pommern: Enen wat up den Pelz gewen. (Dähnert, 347a.) Ihm derb die Wahrheit sagen, eine empfindliche Zurechtweisung ertheilen. »Ha, ha, nu war ich ihn wieder es uf a Peltz gan.« – »Se betrugen sich sihr, wenn se menten, sie redten og garne; bir verstanden nich a bissel Kurtzweil, denn wenn sie a su duchten, ihre Oilen wären lauter Folcken, kriegten se es uf a Peltz, eh se sich versagen und ich su goben an Stich, der nich blutte.« (Keller, 144a u. 150.) Dietrich (II, 683) sagt: Einem eins in Beltz geben.
*47. Einen auf den Pelz schiessen. – Parömiakon, 2610.
Seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. »Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: ›Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger;‹ worauf dieser erwiderte: ›Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt.‹« (Abrahamisches Bescheidessen.)
*48. Enen man up'n Pelz bidden. – Dähnert, 347a.
Jemand zu Gaste laden, ohne dass es ernstlich gemeint ist.
*49. Er hat's (es ist) unterm Pelze gebacken. – Schles. Provinzialbl., 1871, 437.
Wird von recht weissem Brot gesagt.
[1207] *50. Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. – Sutermeister, 64.
*51. Er muss den Pelz selber zum Kürschner tragen. (Nürtingen.)
*52. Er wirfft den Pelz seiner Fraw die stigen hinab vnd vergisst, dass sie drin steckt. – Zinkgref, IV, 126.
*53. He hett enen goden Pelz. – Dähnert, 347a.
Er ist sehr fett; die Kälte kann bei ihm nicht durchdringen.
*54. Heut' ist's einen Pelz kälter als gestern. – Klix, 48.
*55. Ich werd den Pelz nit gar zuflicken. – H. Sachs, IV, 21, 2.
Nicht allein zubringen.
*56. Ich werd' ihm auf den Pelz steigen. – Klix, 58.
*57. Ik kam di up den Pelz. (Holst.) – Schütze, III, 202.
Ich komm dir auf den Leib, du bekommst Prügel.
*58. Seinen Pelz im Sommer zerreissen.
Nothwendige Sachen zur Unzeit abnutzen, verschwenden.
*59. Sich seinen Pelz pflegen lassen. (S. ⇒ Bäuchlein.)
Lat.: Pelliculam curare jube. (Horaz.) (Faselius, 56.)
*60. Sie warn em a Pelz wuol woarm machen. – Gomolcke, 913.
61. Glatter Pelz am Wilde, Reiffrost deuten auf Milde. – Marienkalender, 1879, S. 30.
62. In Pelzen haben die Flöhe das ganze Jahr Sommer. – Harssdörffer, 301.
63. Wer in den Pelz gehüllt im Sommer geht, mit nacktem Arsch im Winter am Feuer steht. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
*64. Also wusch er jhnen den Beltz. – Pauli, Schimpff, 386.
*65. Den pels toriten. – Freybe, Redentiner Spiel, 1828.
Den Pelz (eigentl. Pels) zerreissen; soviel wie den Hintern blutig schlagen; vgl. die »henne mit dem pelse.«
*66. Ist dir etwas über den Beltz geloffen? – Callenbach, 54.
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