1. Alles nach der Ordnung, sagte der Amtmann Schlosser zum Itzik, da lebt' er noch. (Emmerdingen in Baden.) – Willkomm, 138.
2. Auss guten Ordnungen werden gemeiniglich Lasstafeln. – Petri, II, 29.
3. Die Ordnung herrscht in Warschau.
Nach der blutigen Besiegung des polnischen Aufstandes im Jahre 1831 theilte dies der Minister Sebastiani der französischen Deputirtenkammer mit den Worten mit: »L'ordre règne à Varsovie.« Der Ausspruch gehört zu den »geflügelten« Ministerreden, und ist auch in Deutschland sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die Ruhe eines Kirchhofs durch Gewalt geschaffen worden ist. Es erinnert an die Kanonen, welche sich einmal an dem Strassenende Lyons mit der Aufschrift befanden: Liberté et ordre public. (Neuyorker Abendzeitung vom 30. Sept. 1850.)
4. Ein Ordnung hand der Kettenring; wer will, mag drauss verstehn vil ding. – Beeren, 197.
5. Eine Ordnung, die nicht soll veralten, muss man stets in frischem Salz erhalten.
6. Eine Ordnung, die nur ist für die Geringsten, dauert so lange wie der Schnee zu Pfingsten.
7. Fangt man ein new ordnung an, so spant betrug gleich dran, das Obrigkeit nicht straffen kan. – Lehmann, 226, 23.
8. Gute Ordnung in der Haushaltung ist ein vergnügtes Einkommen.
9. Gute ordnung ist eines Landes hertz vnd das best in der Statt. – Henisch, 325, 64; Petri, II, 364.
10. Keine Ordnung ist oft die beste.
Dän.: Den beste orden undertiden ikke agter orden. (Prov. dan., 442.)
11. Lieber eiserne Ordnung als goldenes Drunter und Drüber. – Frost, 109.
12. Man soll Ordnung machen, wann die Vnderthanen selbst darumb anhalten, sonst ists vmbsonst. – Lehmann, 582, 21.
13. Ohne Ordnung keine Schönheit.
Auch: Ordnung ist Schönheit. Wird der Mensch alt, so hört er z.B. auf schön zu sein. »Die Röthe der Lippen werden die zährenden Augen erlangen; den weissen Glanz der Stirn wird alsdann der Mund besitzen; die schwarze Farbe der Augenbrauen wird an den Zähnen zu sehen seyn, die Wangen werden unter das Kinn hangen u.s.w.« (Chaos, 865.)
14. Ordnung erhält die Welt. – Binder, II, 375; Simrock, 7685; Müller, 47, 2; Braun, I, 3169.
Holl.: Goede regel houdt den staat. (Harrebomée, II, 212b.)
15. Ordnung erleichtert die Arbeit.
[1148] 16. Ordnung erspart Zeit und Mühe, Verdruss und Geld.
Böhm.: Lepší řád, nežli hat' mat'. (Čelakovský, 339.)
17. Ordnung hat einen hohen Preis, wo man sie zu halten weiss. – Parömiakon, 2241.
18. Ordnung hat Gott lieb. – Frost, 71; Simrock, 7684; Körte, 4663; Braun, I, 3617.
19. Ordnung hilft haushalten. – Körte, 4662; Simrock, 7684; Braun, I, 3168.
Wahlspruch Friedrich Wilhelm's I. von Preussen.
Frz.: Mieux vaut règle que rente. – Tout vient à point à qui tient ménage. (Masson, 271.)
20. Ordnung im Essen, Trincken, Schlaffen, wachen erhält dess Menschen leben. – Lehmann, 303, 29.
21. Ordnung im Haus ist halbes Sparen.
22. Ordnung in Kasten und Scheuer bewahrt vor Pest und Feuer. – Willkomm, 24.
23. Ordnung ist besser als Einkommen.
Frz.: Mieux vaut règle que rente. (Kritzinger, 593b.)
24. Ordnung ist das halbe Leben. – Simrock, 7683; Müller, 47, 1; Lohrengel, I, 552.
Ordnung ist nicht nur das halbe, sondern das ganze Leben. (Vgl. Seume, Pflichten und Sittenbuch für Landleute, Leipzig 1835, S. 505.)
Holl.: Beter regel dan rente. (Harrebomée, II, 212b.) – Orde is het halve voeder. (Harrebomée, II, 153b.)
It.: L'ordine è una mezza vita. (Gaal, 1236.)
Lat.: Ordo est anima rerum. (Gaal, 1236.)
25. Ordnung ist der Hausshaltung höchster schmuck. – Lehmann, 369, 80.
Böhm.: Řád a muží mĕstŭm nejlepší hradby. (Čelakovský, 118.)
Poln.: Miasta ludźmi stoją, nie murami ani domami. – Ustawami i męźami miasta stoją, nie murami. (Čelakovský, 118.)
26. Ordnung ist die Seele der Dinge. – Gaal, 1236.
27. Ordnung ist in allen dingen gut. – Lehmann, 581, 2.
28. Ordnung môt er in de Welt wêsen, see Mêster Wilkens, dô förden se hüm na 's Spinnhûs. (Ostfries.) – Bueren, 951; Hoefer, 1123; Hauskalender, II; hochdeutsch bei Simrock, 7688.
In Mecklenburg: Ordnung mütt sin, seggt Hans, da bröchten sei em na't Tuchthus (Spinnhus). (Meckl. Kal., Rostock 1864; Raabe, 82; Höfer, 419.)
29. Ordnung mott siyn, wenn auck in ûsen Hûse nich. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 281, 1.
30. Ordnung muss man nach den Leuten richten vnnd nicht die Leut nach der ordnung. – Lehmann, 582, 11.
31. Ordnung muss sein.
32. Ordnung muss sein, aber nicht in unserm Haus, sagte die träge Hausfrau.
33. Ordnung muss sein, sagte der Schulmeister, und nahm dem Knaben die Wurst weg.
34. Ordnung regiert nicht nur die Welt, sondern auch den Haushalt.
35. Ordnung regört de Welt, Knüppel de Mönsche (Menschheit). – Frischbier2, 2853.
36. Ordnung und gute Hut erhält des Bauern Gut.
Böhm.: Zvykej pořádku, ujdeš zmatku na statku. (Čelakovský, 277.)
Wend.: Bydź zrjadny, da njebudźeš nihdy žadny. (Čelakovský, 277.)
37. Ordnung vertreibt Unordnung.
It.: Un disordine apporta tal' ora un ordine. (Pazzaglia, 94, 1.)
38. Ordnung, wenn man sie zu halten weiss, hat überall den höchsten Preis.
»Es sei der Alt, es sei der Jung, wessen Leben ist ohne Ordnung, der verliert auch die Gerechtigkeit und geräth in Zaghaftigkeit.«
39. Ordnunge regêrt de Welt, de Knüppel de Hunde un de Kantschô de Russen. – Lyra, 24.
40. Ordnungen ohne Handhabung seind bandt auss sandt geflochten. – Lehmann, 269, 59.
41. Ordnunk mot sin'n, har de Köster van Lippborg wol sagt, däu har hei de Aposteln prügelt. (Sauerland.)
42. Ornig ist halbes Futter. (Luzern.)
Gute Ordnung beim Füttern erspart die Hälfte des Futters.
[1149] 43. Ornunge regêrt de Welt. (Waldeck.) – Curtze, 342, 353.
44. Orrnung regiert de Jung'ns un Hunne de Knüppel. – Schiller, III, 4a.
45. Orrnung regiert de Welt un de Knüppel den Hund. – Schiller, III, 4a; Schambach, 74, 293; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 42; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 553.
46. Urdnung muss sein, sagte der Bauer, als er die halbjährlichen Zinsen von vier Jahren brachte. (Oberlausitz.)
47. Viel Ordnung, viel vnordnung.
»Das gemeine Sprichwort leugt nicht: viel ordnung, viel vnordnung.« (Aventin, CCCCLXVIIa.)
48. Wen ordnungen sollen gehalten werden, muss man auch die Leut machen, die folgen. – Lehmann, 582, 28.
49. Wer die Ordnung will verwalten, muss sie selber halten.
50. Wer ordnung vnnd gesetz macht, soll der erst sein, der sie helt. – Lehmann, 584, 41; Simrock, 7687.
51. Wer selbst kein ordnung leiden mag, der soll andere damit nicht verknüpfen. – Lehmann, 584, 36.
52. Wo kei Ornig isch, do isch kei Zyt. (Solothurn.) – Schild, 67, 125; Sutermeister, 143.
53. Wo kein Ordnung1 ist, da ist auch kein Sieg. – Opel, 384.
1) Gehorsam, Disciplin.
54. Wo man nicht wil ordnung haben, da muss man vnordnung haben.
»Es ist ein alt Sprichwort: Wo man nicht wil ordnung haben, da muss man vnordnung haben.« (Sarcerius, 118.)
55. Wo Ordnung herrscht, ist jeder Weg eine Poststrasse. – Sprichwörtergarten, 473.
Lat.: Ordine pervenies, quo non licet ire labore. (Philippi, II, 77.)
56. Wo verständige Ordnung ist, da gehets ordentlich zu. – Lehmann, 583, 31.
Frz.: Quand tient bon ordre ne peut tordre. (Leroux, II, 287.)
Lat.: Ubi ordo est lex, ibi omnia bene habent. (Philippi, II, 230.)
57. Worin keine ordnung ist, das hangt an einander, wie eine Kette von Kuhmist. – Lehmann, 582, 13.
58. Worin keine ordnung ist, das hangt an einander wie Sünd. – Lehmann, 582, 13.
*59. Er ist die Ordnung selbst.
Frz.: Ce jeune homme est réglé comme un papier de musique. (Lendroy, 1060.)
*60. Er ist in allen (sechs) Ordnungen1 bewandert. – Tendlau, 140.
1) Der Mischna und der Gamara des Talmud.
*61. Es ist alles in Ordnung, aber nichts an seinem Platz.
Holl.: Alles in orde en niets op zijne plaats. (Harrebomée, II, 150b.)
*62. Es ist do en Ornig wie is Dubse-n Undergade, wo d' Hünd und d' Katze-n enand guet Nacht g'weuscht händ. – Sutermeister, 44.
*63. Es ist do en Ornig wie is Hansheiris G'meind, wo de Bach über de Hag ie lampete. – Sutermeister, 44.
*64. Es ist do en Ornig wie z' Birewange am Hochsig wo d' Gest hend müesse d' Löffel underem Tisch z'säme läse. – Sutermeister, 44.
*65. Es ist do en Ornig wie z' Watt am Wurstmôl. – Sutermeister, 44.
*66. Es ist eine babylonische Ordnung.
Alles geht drüber und drunter. Alles spricht, keiner hört. Die Unordnung, die Verwirrung ist aufs höchste gestiegen.
*67. Es ist eine Ordnung wie die Säue zum Thor hineinlaufen.
*68. Es ist en Ornig wie d' Katze-n im Hornig. – Sutermeister, 30.
[1150] *69. Es ist in Ordnung wie ein aufgefitzter Strähn Garn.
Holl.: Men houdt daar geene regimen. (Harrebomée, II, 213b.)
*70. Es ist in Ordnung wie Heu in der Scheune.
*71. Es ist in Ordnung wie im Kriege.
72. Ist keine Ordnung mehr beim Begräbniss, so wird auch keine Regel mehr geltend sein beim Absterben. – Rochholz, Deutscher Glaube, I, 198.
73. Ordnung ist das halbe Leben; scheiss ins Loch und nicht daneben. (Köthen.)
74. Ordnung ist der Mittelstein in dem Schmuck der Schöpfung.
75. Ordnung ist die Schule der Weisheit und Tugend. – Stelzig, Jünglinge, 311.
[1643] 76. Ordnung schafft Brot, Unordnung Noth.
It.: L' ordine è pane, disordine è fame. (Giani, 1201.)
77. Ordnung stets in Feld und Haus führt mit wenig vieles aus. – Wunderlich, 6.
78. Wer Ordnung liebt im Leben, der scheisse Dreck und nicht Cibeben.
79. Wer Ordnung liebt und übet sie, erspart sich viel Verdruss und Müh. – Devisenbuch, 22.
Adelung-1793: Tax-Ordnung, die · Prozeß-Ordnung, die · Ordnung, die
Brockhaus-1809: Die Halsgerichts-Ordnung
Eisler-1904: Ordnung · Moralische Ordnung
Meyers-1905: Öffentliche Ordnung · Ordnung · Geschlossene Ordnung · Korinthische Ordnung
Pierer-1857: Römische Ordnung · Sechste Ordnung · Zusammengesetzte Ordnung · Ionische Ordnung · Korinthische Ordnung · Ordnung
Roell-1912: Bahnhofdienstanweisung, -ordnung
Sulzer-1771: Ordnung; Säulenordnung · Ordnung · Corinthische Ordnung
Buchempfehlung
Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro