1. Beim rechten (nämlich: Knie) is 's a Göd, beim denken (linken) is 's a Gaden.
Je nachdem, wer Gevatter bitten geht, während er seinen Spruch hersagt, das rechte oder linke Knie beugt, ist das Kind ein Knabe oder ein Mädchen. So war es früher in Oberösterreich üblich. (Baumgarten.)
2. Bet an't Knê steit et frê. – Eichwald, 1053.
3. Bet an't Knî is frî, sä' dat Mäken. (Hildesheim.) – Hoefer, 703.
4. Das Knie ist mir näher als die Wade und Brot viel nöth'ger (gesünder) als Chocolade.
Der eigne Vortheil geht vor.
5. De Knê steit frê. (Ostfries.) – Bueren, 239; Frommann, III, 430, 267; Hauskalender, II.
6. Du hast mir an ein knie gesehen, du darffest nun kein Nonne werden. – Agricola I, 358; Lehmann, II, 73, 94; Simrock, 7557.
Von dem hohen Grade der Keuschheit, welchen man zum Nonnenstande für wesentlich hielt. Darüber, ob diese Keuschheit wirklich in so hohem Grade vorhanden gewesen und bewahrt worden ist, werden die Sprichwörter unter »Nonne« wol Auskunft geben.
7. Wer auf den Knien rutscht, kommt nicht weit.
Die Russen: Wer mit krummen Knien geht, kann nur schlotternd weiter kommen. (Altmann VI, 438.)
8. Wer auf die Knie kommt, hat bös aufstehen.
Dän.: Kommer man føerst paa knæerne, saa er der seen reysning. (Prov. dan., 340.)
9. Wer auff ein knie kompt, den stösst man gern vmb; kompt er dann auff beyde, so haut man jhm den kopff ab. – Gruter, I, 78; Petri, II, 684; Lehmann, 829, 8; Winckler, I, 38; Eiselein, 385.
10. Wer näher ist am Knie, ist näher zur Erbschaft. – Graf, 201, 126.
Der nächste Verwandtschaftsgrad hat das Recht zum Erbe. Die Rechtsbücher veranschaulichen die Verwandtschaftsgrade am menschlichen Körper.
11. Wer schwache Knie hat, der stolpert leicht.
*12. Das ist gut für die Knie, dann brauchst du nicht zu kriechen.
Scherzhafte Antwort, wenn jemand sagt: Ich muss gehen.
Holl.: Dat is goed voor de kniën, dan behoeft gie niet te kruipen. (Harrebomée, I, 419b.)
*13. Das lässt sich nicht übers Knie brechen.
Ist nicht so geschwind gethan, ist nicht so leicht, wie man meint.
Frz.: Cela ne se jette pas en moule. (Lendroy, 1038.)
*14. Das werd' ich mir unter das Knie binden.
Holl.: Dat wil ik beneden mijne knie binden. (Harrebomée, I, 419b.)
[1430] *15. Die Knie haben bei ihm nie Feierabend. – Parömiakon, 2705.
Von Höflingen und Kratzfüssern von Profession.
*16. Er muss auf den Knien tanzen. – Mathesy, 75a. Mathesius verweist dabei auf 2 Sam. und 1 Kön. ohne nähere Angabe.
*17. Es ist mir in die Knie gefahren. – Eiselein, 385.
*18. Et let sich net ales iwer't Knä brêchen. – Schuster, 863.
*19. Etwas übers Knie brechen. – Eiselein, 385; Braun, I, 1905; Parömiakon, 770 u. 952.
Mit Gewalt oder übereilt zu Ende bringen. »Nach Jonä Predigt sind die Niniviten auf ihre Knie gefallen und nur auf solche Weise lässt sich die Ungnade Gottes übers Knie brechen.« (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, II.)
Frz.: Brusquer une affaire; terminer une affaire superficiellement.
*20. Mer kou 's nit über's Knie ôbrach'n. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 230.
Man kann die Sache nicht so schnell und gewaltsam erledigen.
*21. Mit dem hab' ich schon oft Knie bei Knie gesessen. – Frischbier2, 2070.
Wir sind gut bekannt.
*22. Mit einem übers Knie gespannt sein.
*23. Seine Knie vorm goldenen Kalbe biegen.
Einem reichen Manne kriechen, schmeicheln. Aus der jüdischen Geschichte entlehnt.
*24. Sich auf die Knie ziehen.
*25. Sie sind weder an den Knien noch Ellenbogen verwandt.
*26. So lange mich die Knie tragen. – Eiselein, 385.
Lat.: Dum virent genua. (Binder II, 880; Eiselein, 385.)
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