Lukas

1. Auch Sanct Lukas ist gestorben, obgleich er Doctor war.

Dän.: St. Lucas var en helgen og læge, og dog døde. (Prov. dan., 397.)


2. Sanct Lukas Evangelist bringt Spätroggen ohne Mist. (Arnsberg.) – Boebel, 50.

Der Lukastag (18. Oct.) wird in andern Ländern mehr als in Deutschland zu landwirthschaftlichen, zu Witterungs- und andern Bestimmungen gebraucht. In Norditalien hält man ihn für die äusserste Grenze zur Wintersaat. In Venetien sagt man daher: Wer am Sanct-Lukas noch nicht gesäet hat, der reisst sich (vor Wuth) die Haare aus. Die Bergamasken sagen: Wer nicht am Sanct-Lukas säet, erntet nicht einmal eine Zaunrübe ein. Man räth daher in Mailand: Am Sanct-Lukas spanne die Ochsen an, es sei nass oder trocken. Am Sanct-Lukas nimm die Rüben heraus und stecke die Kürbisse. In der Picardie heisst es: Am Sanct-Lukas säe stark oder gar nicht mehr. In Böhmen gilt der Lukastag als Schluss der Ernte aller Früchte, indem sie sagen: Am Sanct-Lukas Brot und Brei in Mas. In Toscana hört mit diesem Tage das Vesperbrot auf; man pflegt zu sagen: Am Sanct-Lukas das [280] Vesperprot in die Grube und die Mispeln geschält. Die Spanier geben die Regel: Am Sanct-Lukas tödte dein Schwein und spunde deine Tonne zu. In Venetien betrachtet man den Lukastag als das Ende der Gewitter. Man hat den Reim: Da san Luca el ton va in zuca. (Am Sanct-Lukas geht der Donner in die Kürbisse.) Die Serben sprechen aus, dass um diese Zeit Kälte eintritt, indem sie sagen: Bis Sanct-Lukas habe die Hände wo du willst, nach Sanct-Lukas aber stecke sie in den Busen. (Orakel, 844 u. 845.) Bei den Franzosen vertritt in dieser Hinsicht der heilige Cerbonnet diese Stelle, dessen Gedächtniss dem 17. Oct. bestimmt ist. Sie haben dafür das Wortspiel: Le jour de St.-Cerbonnet les prêtres prennent le camail et serrent le bonnet carré. (Reinsberg VIII, 182-183.)


3. Sanct Lukas schreibt nichts davon, wir wollen's auch heimlich halten, sagte der Mönch zur Nonne.Klosterspiegel, 11, 10.


*4. Da schreibet weder Lucas noch Syrach etwas (viel) daruon.Mathesy, 193a; Eiselein, 438; Simrock, 6622.

Wortspiel mit Lugas und Lukas.

Holl.: Lukas schrijft daar nit van. (Harrebomée, II, 42.)


*5. Dat is ên ut Luks Ohm sîn Büel.Kern, 151a.

Wenn jemand sehr aufschneidet; es ist eine classische Lüge.


*6. Er weiss wo Luks Bier holt. (Preuss.)

Luks (Lukas) soll ein Schuhmacher in Königsberg gewesen sein, der, ein tüchtiger Bierkenner, aus allen Häusern Proben geholt, um sich dann, wo er das beste gefunden, sein Bier so lange holen lassen, als er es gut gefunden, nachher aber seine Versuche aufs neue begonnen. Diese Redensart wird von jemand gebraucht, der sich das Beste aussucht, seine Sache immer am rechten Ende anfasst, der über gewisse Dinge mehr als andere weiss, oder mehr als man ihm zugetraut hat. (Bock, Idiot. pruss.)


*7. In d' Lukas gehen. (Oesterreich.) – Klein, I, 289.

In der Pfalz: Indukas gehen. (S. Dux.)


*8. Lukas schreibt nicht also.Agricola I, 422; Egenolff, 200a; Eyering, I, 37; III, 180; Theatrum Diabolorum, 436b; Schottel, 1136b; Meisner, 115; Sailer, 142; Lohrengel, II, 90.

Die Sache ist anders, oder: Das ist eine eingebildete, thörichte Erwartung.

Dän.: Lucas skriver ei saa. (Prov. dan., 397.)


[Zusätze und Ergänzungen]

9. Sanct Lukas, der Apostelmann, trifft schon reife Mispeln an.

It.: A San Luca le nespole si speluca. (Giani, 925.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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