Bier

1. 'At Bier un a Man an 'at Wat un a Kân. (Nordfries.) – Firmenich, III, 3, 4.

Das Bier im Manne und der Verstand in der Kanne.


2. Auch gut Bier macht böse Köpfe.

Holl.: Goed bier maakt ook kwaade lieden. (Harrebomée, I, 55.)


3. Beer un Barmhartigkeit kamt bi em tosamen.Eichwald, 111.


4. Begeranisch Bier schmeckt mir (schier).

Lat.: Begerana est omnibus sana.


5. Beim Biere gibt's viel tapfere Leut'.

»Alle Männer sind tapfer beim Biere, aber nicht alle in der Noth.« (Bertram.)


6. Bêr nêrt, Brannwîn têrt (zehrt).Frommann, II, 389, 47; Eichwald, 115.


7. Bier auf Wein, das lass sein; doch Wein auf Bier rath' ich dir (oder: behaget schier). Eiselein, 77; Körte, 614; Simrock, 1090.

Holl.: Eens wijn, en dan geen bier meer. (Harrebomée, I, 55.)

8. Bier, die vil gehren, haben vil hefen.Henisch, 374.


9. Bier gemach, Wein frisch.

Nämlich: schenke ein!


10. Bier ist ein böser Koch, es schlägt einen vor's Loch.Fischart.


11. Bier mit Blut reizt nicht zur Wuth.

Diese Worte soll die ränkevolle polnische Königin Bona (s.d.) auf die Vorstellungen, Drohungen und Beschlüsse ihres Volks erwidert haben. (Wurzbach I, 14.)


[374] 12. Bier oder Wein, es muss getrunken sein.


13. Bier soll man gemachsam, Wein frisch einschenken.Lehmann, II, 48, 43.


14. Bier und Brot im Haus ist besser als Gsottnes und Bratens draus.Sutor, 140.

Lat.: Melius est vocare ad olera cum gaudio, quam ad vitulum saginatum cum odio.


15. Bier und Brot macht Wangen roth.Sailer, 374; Grimm, I, 1822.


16. Bier und Mädchen haben viel Glück, das Bier trinkt man ohne Durst und die Mädchen heirathet man ungeprüft. (Finn.)

17. Bier vnd brot ist gut für Hungersnoth.Henisch, 374.


18. Bier vnd brot macht manchen schalck gross.Henisch, 524.


19. Breslauer Bier ist der Schlesier Malvasier.

Dies schlesische Sprichwort bezieht sich auf das ehemals so berühmte Bier, Scheps oder Schöps genannt, von dessen Lobe alle schlesischen Chroniken voll sind, und das seiner medicinischen Eigenschaften nicht weniger als seines ausserordentlichen Wohlgeschmacks wegen stark ins Ausland verführt wurde. Man sang von ihm:

Scheps steiget ins Gesicht,

Braucht keine Leiter nicht;

Er sitzet in der Stirn,

Wirkt Wunder im Gehirn.

Und ein anderer singt von denen, die Scheps trinken, Horaz' Ode an die Melpomene parodirend:

Sie brauchen keinen welschen Wein,

Nichts von Bacharach am Rhein,

Ihren Hals zu netzen;

Auch nichts vom kretenser Saft,

Schöps kann schon mit seiner Kraft,

Sie genug ergötzen.

Hier zu Bressel in der Stadt

Dieser Trank den Ursprung hat,

Von drei guten Sachen:

Hopfensamen, Weizgetreid,

Wohl im Wasser abgebräut,

Solch Getränke machen.

Es war zu jener Zeit Brauch, die Biere der verschiedenen Ortschaften durch sonderbare Namen, zum Theil durch deren Wirkung veranlasst, zu bezeichnen. Wie das breslauer Scheps hiess, so war ein zu Leipzig gebrautes Bier unter dem Namen Rastrum bekannt; man braute in Halle Puff und Muff, in Wittenberg Kukuk, in Halberstadt Broihan, in Goslar Gose (s.d.), in Kyritz Mord und Todtschlag, aber auch, wahrscheinlich als Medicin dagegen, ein »Friede und Einigkeit«, in Benneckenstein am Harz Brauseput, in Buxtehude »Ich weiss nicht wie«, in Stade Kater, in Schweidnitz Stier, in Kolberg Block, in Lizerode Auweh, in Grimma Bauchweh, in Dassel Hund, weil es im Leibe knurrte, in Osnabrück Bürste, in Erfurt Schlung, in Schöningen Todtenkopf, in Braunschweig Mumme (s.d.), in Güstrow Kniesenack, in Ratzeburg Rummeldaus, in Wettin Keuterling, in Delitzsch Kuhschwanz, in Boitzenburg Bît den Kerl, in Jena Dorfteufel, Maulesel, Klatsch und Menschenfett, in Eisleben Krabbel an der Wand, in Lübeck Israel, in Brandenburg Alter Klaus, in Wernigerode Lumpenbier, in Marburg Junker, in Zerbst Würze. (Vgl. Berckenmeyer, 329, ferner National-Zeitung, 1857, Beilage zu Nr. 95.) Was insbesondere den breslauer Scheps betrifft, so erwähne ich noch des Breslauer Erzähler, 1800, S. 471, sowie der Baierschen Biersympathien im Schweidnitzer Keller zu Breslau in der Breslauer Zeitung, 1839, Nr. 133; ferner Heinrich Knaur's Fünf Bücher von der göttlichen Gabe, der philosophischen, hochtheuern und wunderbaren Kunst Bier zu brawen (Erfurt 1573), der von dem breslauer Scheps sagt, dass man von demselben »esse und trinke und dass es dicke und fette Leute mache«. Zur Geschichte des Biers vgl. Pilot (Rudolstadt 1862), Nr. 14, 15. Von dem breslauer Bier finden sich noch folgende lateinische Sprüche: O Scheps, Scheps, te libenter bibit omnis plebs. – Scheps caput ascendit, neque scalis indiget ullis, sessitat in stirnis mirabilis intus in hirnis. (Berckenmeyer, 319.) – Auch die Engländer wissen die Vorzüge des Biers in ihren Sprichwörtern zu rühmen.

Engl.: He that buys land, buys many stones; he that buys flesh, buys many bones, he that buys eggs, buys many shells; but he that buys good ale, buys nothing else. (Bohn II, 194.)


20. Danziger Bier ist stärker als der Ochsen vier.

Es soll früher alle Biere an Stärke übertroffen haben.

Engl.: Dunmow bacon, and Doncaster doggers, Monmouth caps, and Leinster wool, Derby ale and London beer. (Bohn II, 225.)


21. Das Bier ist am besten, worin das wenigste Wasser ist.


22. Das Bier ist nicht für die Gänse gebraut.

Holl.: Het bier is voor de ganzen niet gebrouwd. (Harrebomée, I, 55.)


[375] 23. Das Bier riecht nach dem Fässchen schier.


24. Das Bier schmeckt gern nach dem Fass.Henisch, 374; Simrock, 1088.

Lat.: Omne sua retinet vinum de vite saporem.


25. Das bier vnd der wein folget dem zapffen (d.h. dem Wirthshaus).Agricola, 78; Lehmann, II, 57, 12; Körte, 623; Simrock, 1086; Eiselein, 77.

Nach Eiselein will man damit anzeigen, dass man Herberge und Nahrung wol gratis annehme, aber den Trunk aus dem Wirthshause dahin bezahlen wolle.

Holl.: Dat bier volgt den tap. (Harrebomée, I, 55.)


26. Das Bier wäre gut, hätte die Sau nicht den Zapfen gezogen.Henisch, 374; Körte, 624.


27. Das Bier, welches der Krüger verschenkt, ist sauer. (Lett.)


28. Das ist Bier ohne Malz und Hopfen.


29. Dat 's ên Bier, säd' de Gos, dôr ging se von'n Messhof1 an de Pissrönn. (Ostfries.) – Hoefer, 383.

1) Mist- oder Düngerhof.


30. Der eine hat das Bier gebraut, der andere schenkt's aus.

Holl.: Dat biertje heeft de een gebrouwd, en de ander getapt. (Harrebomée, I, 55.)


31. Dies Bier ist ohne Zweifel ein Trank für den Teufel.

Von schlechtem Bier. Ursprünglich in Bezug auf ein westfälisches Kräuterbier (Gräsich?), das sonst als trefflich berühmt war, von dem aber der Cardinal Chigi, später Papst Alexander VII., der sich einige Zeit als päpstlicher Legat in dem westfälischen Flecken Langerich aufhielt, meinte: »Nur noch etwas Schwefel hinein und es sei ohne Zweifel ein Trank für den Teufel


32. Ein gutes Bier ist die goslarsche Gose, doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so ist sie in der Hose.Berckenmeyer, 262.


33. Einbecker Bier ist ein stark Thier.

Es ist unter dem Namen Bock oder Bockbier bekannt und berühmt. Aus der Bezeichnung Ainpeckh oder Ainpöckh soll Bock geworden sein. (Wurzbach II, 39.)


34. Einer trinkt's Bier in der Schenke, der andere im Traum; der eine mit Hefen, der andere mit Schaum.


35. Er trinkt von Einem Stoff Bier dreimal. (Ostpreuss.)

D.h. an drei verschiedenen Tagen, der mehr als Sparsame.


36. Es war gut Bier, aber der Zapfen ist abgebrochen.Lehmann, II, 145, 205; Simrock, 1087.

Holl.: Dat was goet bier, mer tis uut. (Fallersleben, 720.) Het was goed bier, maar de tap is nu uit. (Harrebomée, I, 55.)

Lat.: Jam est potata, sed erat cerevisia grata.


37. Gut Bier ist besser als schlechter Wein.

Engl.: Good ale is meat, drink and cloth. (Bohn II, 1.)

Holl.: Goed bier ist beter dan slechte wijn. (Harrebomée, I, 55.)


38. Gut Bier macht die Wangen roth und den Hintern bloss.Henisch, 424.

Wenn man sich nämlich zum Bettler trinkt.


39. Halb Bier, halb Freud'.Henisch, 374.


40. Hamburger Bier wollte gern mit dem Wein um die Wette laufen.Henisch, 373.


41. Hat as ian Biir, sait hjü Gus, an do gingh hjü fan a Njoxstal tu't Edelseel (Ethesil). (Nordfries.) – Lappenkorb.

Es ist Ein Bier – nach ihrer Meinung Eine Sorte – sagte die Gans, und da ging sie vom Miststall zur Pissrinne. Sinn: Dem Schmuzbalg ist aller Schmuz gleich. (S. 29.)


42. Is dat Beer in'n Manne, is de Geest1 in'r Kanne. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 64; Eichwald, 112.

1) Verstand.

43. Je toller das Bier gebraut wird, desto besser schmeckt es (ihm).Grimm, I, 1822.


44. Jung Bier gärt.

Holl.: Jong bier moet gesten. (Harrebomée, I, 56.)


45. Jung bier ist besser zu trincken, denn alter kofent1.Henisch, 322.

1) Nachbier, Tischbier.


46. Komm mit mir auf ein Seidel Bier, sagte der Teufel zum Satan, als er ihn im Walde traf.

Sinn: Gleich sucht sich, gleich findet sich.


47. Nach Bieren gib potum, nach potum eile cacotum.Fischart.


48. Naumburger Bier ist der Thüringer Malvasier.


[376] 49. Starck bier vnd schwache köpff dienen nicht zusamen.Henisch, 373.


50. Torgauer Bier ist der Armen Malvasier. Simrock, 10421.


51. Trink Bier bis du Wein zu bezahlen hast! Henisch, 374.


52. Wasserreich und hopfenarm, ist ein Bier, dass Gott erbarm.


53. Wenn das Bier auf der Neige ist, so ist es bös sparen.


54. Wenn das bier auff die hefen kommen ist, so ist's zu lang geharret mit spärlich zapffen.Henisch, 374.


55. Wenn das Bier getrunken ist, folgen die Hefen.

Auf den Genuss folgt meist ein Verdruss.


56. Wenn't Beer is in de Kann, so is de Wîsheit in de Mann. (Ostfries.)


57. Wer Bier trinkt aus Zigenille, der liegt drei Tage stille.

Von der berauschenden Kraft dieses Biers.


58. Wer sitzt bei Bier und Wein, der lass die Metz' ein Metze sein.Henisch, 374.


59. Wer trinkt Bier und Wein, der kann schon lustig sein. (Kurhessen.)


60. Wer will mit gehn zu Bier und Wein, der leg' sein Geld her bei das mein'.Henisch, 374.


61. Wer wird schlecht Bier auf guten Wein trinken!


62. Wo das Bier im Keller versauert, ist Hopfen und Malz verloren.


63. Wo kumt Beer un Barmhartigkeit bi eenander?


64. Wo sauer Bier ist, da muss Musik sein.


65. Zerbster Bier und rheinscher Wein, dabei wollen wir lustig sein.


*66. Dam Biere worn rechte Hefen gegan.Robinson, 106.


*67. Daraus lässt sich kein gut Bier brauen.

Holl.: Brouw daar nu eens goed bier uit. (Harrebomée, I, 55.)


*68. Das Bier hat einen Feldwebel.(?) (Rheinhessen.)


*69. Das Bier ist über eine Brücke (durch einen Graben) gefahren. (Ostpreuss.)

Durch Wasser verdünnt.


*70. Das ist Bier, was schnell sauer wird.

Holl.: Dat bier verzuurt haast. (Harrebomée, I, 55.)


*71. Dat is stark Bêr.Richey, 11.


*72. Dem Biere sind die Hefen gegeben worden.

Wird gesagt, wenn eine Sache gut eingeleitet oder ein Anmassender, Unverschämter gehörig abgeführt worden ist.


*73. Einen beim sauern Bier finden. (Schwaben.) – Körte, 624.

Bei einer Unwahrheit.

Siebenbürg.-sächs.: Enen af dem saure Bär bekun (bekommen). (Frommann, V, 175, 164.)


*74. Er braut Bier ohne Malz.Eiselein, 77.


*75. Er hat das Bier (nicht) verschüttet.


*76. Er hat sich das Bier selbst gebraut.

Holl.: Dat biertje hebt gij zelf gebrouwd, en moet het ook uitdrinken. (Harrebomée, I, 55.)


*77. Er lässt's Bier nicht sauer werden. (Baiern.)

Trinkt täglich viel.


*78. Et es stärk Bier, Baas1. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 386.

1) Meister.


*79. Gut Bier zum Bonzel. (Schles.)

Eine Erinnerung an das ehemalige gute Bier in Schlesien. Als der Sohn Georg Podiebrad's die Lausitz verheerte und, ohne Lauban zu berühren, nach Bunzlau kam, verlangte er von den Einwohnern nichts weiter als – Bier. Darauf wurde ein Volkslied gemacht, in welchem obige, zum Sprichwort gewordene Redensart vorkommt. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 346.)


*80. O du arme dunne beer, wo gärst du aver dine macht. (Lübben.)


*81. Seht, wat dat Beer deit!Richey.

Spöttische Verwunderung, besonders in Betreff jemandes, der heftig aufbraust.


*82. Vom Stof Bier dreimal trinken.


*83. Wäre das Bier nur wieder im Fasse. Grimm, I, 1822.

Wunsch, dass etwas nicht geschehen sein möge.


[377] *84. Wenn er ins Bier sähe, es würde sauer. Grimm, I, 1822.


[378]

zu19.

Zur Ergänzung der Bezeichnung deutscher Biere aus früherer Zeit will ich hier die Benennungen für preussische Biere beifügen, wie sie Henneberger in seiner Erklärung der preussischen Landtafel S. 475 fg. nach den Chroniken von S. Grunau, A. Mörlein und J. Bretchen aufgeführt hat. Wie er sagt, sind unter dem Hochmeister Conrad's von Erlingshausen (1441-1449) zwei lustige Ordensbrüder im Lande herumgezogen und haben jeglichem Biere einen sonderlichen Namen gegeben: Das Bier von Allenburg hiess Dewsel oder Scheusel; Allenstein: Böckingk oder: Borge nicht; Braunsperg: Stürtzenkerlen; Barttenstein: Kühmaul; Culmen: Glatze; Creutzburg: Menge es wohl; Culmensee: Durant oder Tarant; Dantzyk: Wehre dich; Dürschaw: Freudenreich; Elbing: Schlichting; Eylaw: Wo ist der Magd Bett? Frawenburg: Singe wohl; Friedelandt: Wohlgemuth; Fischhausen: Schleppenkittel oder Salz es bas; Graudentz: Krank Heinrich; Gerdawen: Mammon oder Mumme; Guttstadt: Lieber Herr Lorentz; Heiligenpeil: Gesaltzen Merten; Heilsperg: Schreckegast; Hollandt: Fülle Wurst; Hela: O Stockfisch; Hoenstein: Ich halte es; Königsperg: Sawre maydt; (Königsperg) Schloss: Reckenzagels Mutter; Liebstadt: Wu ist das? Liebemüle: Harlemay; Löbe: Strutzing oder Spülwasser; Lawenberg: Es wird nicht besser; Marienburg: Kelberzagel; Mewa: O Jammer; Mülhausen: Krebsjauche; Marienwerder: Blerrkatze; Meelsack: Leertasche; Morungen: Ohne dank; Nawburgk (Neuenburg): Kyrmes; Neydenburg: Klaw mich; Newteich (a.d. Schwente): Schwente; Newmark: Trumpe; Osterroda: Dünnebacken: Poessenheim: Schlickerey, Dicke Brey oder Flickebier; Pautzke (Putzig): Rennenkatter; Rastenburg: Krewsel; Ressel: Besser dich; Riesenburg: Spey nicht; Reden: Sausewind; Rosenburg: Krausemüntte; Stargart: Spülkanne; Strasburg: Kirbel; Schippenbeil: Nasewisch; Stum: Reckenzagel; Stolpe: Schmier nicht; Schönecke: O Zetter; Thorn: Roloch oder Loröl; Tolkemit: Rorkatter; Welaw: Sollewurst oder Füllewurst; Wartenburg: Lachmundt; Wormdit: Kinast. (Frischbier, I, 354.) – In O. Ule's Natur (Halle 1871, S. 8) sind zur Ergänzung eines Artikels der Illustriten Welt (Stuttgart 1869, S. 91) eine Anzahl deutscher Biere genannt, die ich hier, soweit sie nicht bereits er wähnt sind, anfüge. »Angst (Gerden); Brauseloch, Bruselock (Brandenstein); Cacabulle (Duisburg); Bruse (Osnabrück); Aimbock oder Bock (München, Spandau); Bockbart (Wartenburg); Doppel-Augustin (München); Bitterbier (Zerbst); Duckstein (Königslautter); Filz (Rostock); Garlei (Gardelegen); Hanske (Bamberg); Heidecker (Merseburg); Heiliger Vater oder Salvator (München); Hosenmilch (Dramsfeld); Jammer (Ostpreussen); Komma (Herforth); Klappet (Helmstedt); Klotzmilch (Bautzen); Blonde (Berlin); Lorch (Livland); Lumpenbier (Wernigerode); Masnotz (Teschen); Münster- auch Kaiserbier (Wien); Moll (Nimwegen); Plunder (Jürgenrück); Plutzerl (Horn bei Wien); Puffel (Frankfurt); Preussing (Danzig); Petermann (Ratzeburg); Reuterling (Weimar); Sohldenkerl oder Stähldenkerl (Hadeln); Schlapnach oder Schlucknack (Eisleben); Schüttekappe (Rügen); Schüttelkopf (Rüddagshausen); Schweinpost (Strasburg); Stürzebattel (Merseburg); Waldschlösschen (Dresden); Wittelaus (Kiel); Wollsack (Brockhausen); Storbenkerl (Dornburg); Todtenkopf (Schraingen); Zitzennille (Naumburg).«


zu24.

Dän.: Öllet vil gjerne smage af tönden. (Prov. dan., 447.)

Holl.: Die jenever smaakt naar het vat, zei dorstige Joor, en hij dronk schaerebier. (Harrebomée, I, 366a.)


zu36.

Bei Tunnicius (1614): It was gût beir de tappe is ût. (Olim grata fuit, nunc est cerevisia pota.)

Holl.: Dat was guet bier, mer tis uut. (Fallersleben, 720.)

Lat.: Jam est potata, sed erat cerevisia grata. (Fallersleben, 720; Binder II, 979; Gärtner, 89.)


zu38.

Bemerkt Petri: – wenn man jmmer wil dabey im Luder liegen.


zu42.

Vollständig lautet der Spruch: »Is dat Beer in de Kann, is de Geest in de Mann; is dat Beer in de Mann, is de Geest in de Kann.« Bei dem zweiten »Geest« und auf das mit »geest« (Geist) verwandte gest (Hefe) angespielt. (Kern, 245.)


zu50.

Bei Richard S. 391. Torgisch Bier ist der armen Leut ihr Malvasier, quod prov laudat in Chron. Misn. Albinus.

Lat.: Cerevisia Belgrano (Belgern bei Torgau) omnibus est sana. (Berckenmeyer.)


zu68.

Damit wird im vollen Bierglas oben der Schaumreif bezeichnet, der dem Silberstreif auf der Uniform des Feldwebels ähnlich sieht. (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1863, S. 260.)


zu69.

Engl.: Water bewitch'd. (Bohn II, 61.)


zu71.

Wenn sich einer sehr heftig vernehmen lässt; dann von muthigen kecken Reden und Thaten.


[992] 85. Alle tage Bier satt, alle wochen zwier Bad macht eine wüste Hofstadt.Herberger, I, 610.


86. Aus dem schlechtesten (verdorbensten) Bier entsteht der gesundeste Kater.


87. Bairisch Bier aus Baierns Malz, Wein und Mädel aus Baierns Pfalz, sind drei schöne Dinge, dächt' ich. Wer Eins hat – ei, wie schmeckst du prächtig.Frieske, 14.


88. Besser einfach (dünnes) Bier, als ein leerer Krug.


89. Bier bringt grosse Worte herfür.

Verleitet zu Prahlerei und Grosssprecherei.

Lat.: Certat magnopere cerevisia verba mouere. (Reuterdahl, 128.)

Schwed.: Öl rörir (gör) stoor ordh. ( Reuterdahl, 128.)


90. Bier ist Gift.

War um das Jahr 1845 Inschrift bei einem Studentenfest, eine höhnende Würdigung einer von irgend Jemand aufgestellten Behauptung, dass Biergenuss schädlich sei.


91. Bier macht aus Einem Worte vier.

Dän.: Öll gjör store ord. (Prov. dan., 446.)


92. Bier nährt, Wein zehrt.

Diesem oft gehörten Spruche wird von den Weinpfälzern thatsächlich widersprochen. (Becker, Die Pfalz und der Pfälzer, Leipzig 1838, S. 19.)


93. Bier ohne Hopfen braucht (verdient) keinen Pfropfen.

94. Bier und Wein sind gut, so lange sie machen heitern Muth.

Dän.: Det öll og viin er godt, som gjör glad. (Prov. dan., 447.)


95. Das Bier ist gut, ich kauf mir noch kein neuen Hut. (Rott-Thal.)


96. Das Bier ist gut, ob's auch den Reiter vom Pferde wirft.

Dän.: Öllet er godt, kand dog kaste Rytteren af hesten. (Prov. dan., 447.)


97. Das pilsener Bier ist blond wie die Heldin einer Ballade, leicht wie das Gewissen eines Diplomaten, glänzend wie die Versprechungen eines Finanzministers und schäumend wie die Rede.


98. Dass bairisch Bier auch Helden nährt, das haben die Baiern in Frankreich gelehrt. Frieske, 12.


99. Dat 's een Beer (Bier), sagte die Gans, als sie aus sieben Pfützen getrunken hatte.


100. Eine Flasche Bier und Sauerkohl schaden dem Arzt ene halbe Pistol. (Braunschweig.)


101. En Mass Bêr en emem Zog un 'ne Schwepelspînen dre Dêl. (Bedburg.)

Spott auf das Sparen am unrechten Orte.


102. Gut Bier, gut Ross.Petri, II, 363.


103. Gut Bier ist Speise, Trank und Kleid.

Es nährt, wärmt und stillt den Durst.

Engl.: Good ale is meat, drink and cloth. (Bohn II, 1.)


104. Gut Bier und Wein machen böse Köpfe.

Dän.: Godt öll og viin, ondt hoved. (Prov. dan., 447.)


105. Gut Bier zu trinken, ist keine Kunst, sondern böse Biere trinken ist eine Kunst.


106. Gutes Bier findet sich ohne Zeiger.


107. Gutes eilenburger Bier bringt den Bassgesang herfür. (Leipzig.)


108. Heimisch Bier ist besser als fremder Wein.

Die Russen: Der Kwas im Vaterlande ist mehr werth als der Wein in der Fremde. (Altmann III, 414.)


109. Im Bier- und Weinhaus denk nicht ans Beinhaus.Frieske, 5.


110. Je mehr Bier ein, je mehr Vernunft aus.

Dän.: Naar ölet gonger ind, da gonger videt ud. (Prov. dan., 446.)


111. Jung Bier muss ausgähren.

Dän.: Nyt öll maa ruse ud, för det saeter sig. (Prov. dan., 447.)


112. Man kann wol en Kann Bêr drinken, aver man mut de Mundur1 dabi im Staat holen. (Holstein.) – Schütze, III, 109.

Man kann wol trinken, aber man muss auch arbeiten, und für das ordentliche Bestehen sorgen.

1) Montur, Ausrüstung.


[993] 113. Man soll das Bier nicht vor dem Kater loben.


114. Sauer Bier ist armer Leute Wein.

Dän.: Ondt er fattig mandt godt. (Prov. dan., 160.)


115. So lang't Bêr is in de Kann, is't Benüll1 in de Mann.Stürenburg, 14b.

1) Verstand, Besinnung, Empfindung. Buten Benüll = von Sinnen, bewusstlos.


116. Trink ich Bier, so werd ich faul, trink ich Wasser, henk ich's Maul, trink ich Wein, so werdt ich voll, weiss nicht, was ich trinken soll.Gerlach, 262.


117. Wenn das Bier eingehet, gehet der Mund auff.Mathesy, 214b.


118. Wenn das Bier gut ist, darff man kein Kegel aussstecken. (S. Wein 299.)Herberger, I, 776.


119. Wenn nichts im Bier ist, ists nicht recht, klagt der Wirth; is a mol eine todte Maus drinn, ists wieder nicht recht.


120. Wer Bier holt, bekommt Hefen mit.

Dän.: Den, som drager öllet, maae og have baermen. (Prov. dan., 447.)


121. Wer Bier verfälscht und Weine tauft, ist werth, dass er sie selber – sauft.Frieske, 5.


122. Wer das Bier getrunken hat, der kommt zur Hefe.

Lat.: Fex remanens detur dum cerevisia minuetur. (Reuterdahl, 330.)

Schwed.: Thu skalt swa drikka blakko som bruno. (Reuterdahl, 330.)


123. Wer ein Kandel Bier hat, der hette gern das Fass.Luther's Tischr., 239b.


124. Wer geräth ins Bierhaus, kommt ins Verlierhaus.

Er versitzt die Zeit und verliert das Geld.

Dän.: Öll-Konens ven, sine penges uven. (Prov. dan., 447.)


125. Willst vom Bier du haben Spass, trink fürsichtig Mass für Mass.

An einem Gurtbogen des Bierkellers im berliner Rathskeller.


126. Zum Bier ist das Wasser so nothwendig wie der Hopfen (das Malz).

Die Russen: Zum Kalklöschen bedarf es des Kalks wie des Wassers. (Altmann III, 510.)


*127. Das Bier hat den Sommer.Frischbier, I, 355; Hennig, 256.

Es ist matt und säuerlich.


*128. Das Bier hat den weissen Hut auf.

Dän.: Naar öllet har den hvide hat paa. (Prov. dan., 447.)


*129. Das Bier hat fatale Visitatoraugen. (Köthen.)

D.i. grossblasigen Schaum.


*130. Das Bier hat Polizeiaugen.Frischbier, I, 356.

Grosse Schaumblasen statt des dichten sahneartigen Schaumes.


*131. Das Bier ist aus dem langen Holze.

Mit Bezug auf das Brunnenrohr wird in Breslau das Wasser so genannt.


*132. Das Bier ist gut gewesen; es hat blutige Köpfe gegeben.

Dän.: De sloges til gilde, derfor var öllet godt. (Prov. dan., 447.)


*133. Das Bier ist so gut vnd stark, dass es neun Münche erwürget vnd redet drey Tage auss dem Menschen.Theatrum Diabolorum, 218a.


*134. Das ist Bier ohne Hopfen.


*135. Das ist Bier wie Leber (auch: wie Schmand).Frischbier, I, 356.


*136. Dem Bier ist recht gegeben.Luther's Ms. S. 6.


*137. Ös wenig Bêr under dem Water.Frischbier, II, 374.

Zur Bezeichnung sehr dünnen Bieres.


*138. Wer schreyt sawer Bier auss!Petri, II, 766.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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