1. An den früchten merckt man, wie dess Baums gewartet ist. – Henisch, 1269; Petri, II, 15.
2. An der Frucht erkennt man den Baum. – Matth. 12, 33; Schulze, 210; Kirchhofer, 305; Winckler. XIX, 46; Henisch, 1269.
Die Bergamasken sagen: An den Früchten, nicht aus den Blüten sieht man, was die Herzen hüten. (Reinsberg II, 26.)
Holl.: Aan de vruchten kent men den boom. (Harrebomée, II, 424.)
It.: Il frutto fa conoscer l'albero. (Pazzaglia, 141, 5.)
Lat.: De fructu arborem cognoscere. (Binder I, 291; II, 703; Erasm., 155; Faselius, 58; Philippi, I, 113; Seybold, 116.)
3. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. – Matth. 8, 22; Büchmann, 159.
4. Besser die Frucht verlieren, als den Baum.
It.: È meglio perder il pomo, che l'albero. (Pazzaglia, 6.)
5. Bey den Früchten erkent man den bauer. – Petri, II, 42.
6. Das ist die schlimmste Frucht, die nie reif wird.
7. Der Frucht ist würdig, der die Arbeit thut. – Graf, 75, 62.
Wer das Feld bestellt hat, dem soll die Ernte gehören. »Er ist auch wirdig der frucht, der die Arbeit thut.« (Klingen, 133, 6, 1.)
8. Die beste Frucht schadet, wenn man sich überladet.
Frz.: Une seulle olive est or, la seconde argent, la tierce tue gent. (Leroux, I, 53.)
9. Die besten Früchte hängen am Wipfel. – Sprichwörtergarten, 24; Scheidemünze, I, 1595.
10. Die eignen Frücht' sind ein schweres Gewicht.
Auf Aeltern, die böse Kinder haben.
11. Die erste frucht bittet die letzte nirgend vmb. – Henisch, 931, 3.
D.i. »sie geraht am besten«.
12. Die erste Frucht der Liebe ist die letzte der Weisheit. – Winckler, II, 69.
13. Die Frucht fällt untern Baum.
14. Die frucht ist wie der baum. – Franck, I, 87b; Henisch, 1270, 4; Körte, 1633; Simrock, 285; Reinsberg VII, 29.
Dies Urtheil kann täuschen. »Die Ananas«, sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VI, 117), »wächst unter dem Miste hervor; ein langer schmuziger Weg führt aus dem Goldschacht bis zum Gewölbe der Kleinodienhändler, aber die Frucht schmeckt doch süss.« – »Nicht erwart' es von der Tanne, dass sie trage süsse Aepfel.« (Finn.)
15. Die Frucht schmeckt nach dem Baume.
Dän.: Frugten smager af træet, vinen af fadet. (Prov. dan., 203.)
Holl.: Alle vrucht smaect nae haren boom. (Tunn., 5, 12; Harrebomée, II, 424.)
Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram. (Fallersleben, 93.)
16. Die Früchte gerathen nicht jedes Jahr, sagte der Bauer. – Oec. rur., 4, 162.
17. Die Früchte reifen mit der Zeit.
Die Orange muss grün sein, ehe sie reif wird, sagen die Neger in Surinam. (Reinsberg III, 105.)
18. Die früchte zeigen den baum. – Henisch, 222.
19. Die früchte zeugen von dem baume. – Henisch, 1270, 6; Parömiakon, 1671.
20. Die reifen Früchte fallen uns nicht immer in den Mund.
Frz.: Le fruit le plus mûr ne vous tombera pas dans la bouche. (Cahier, 782.)
[1234] 21. Die schlechtesten Früchte sind es nicht, an denen Wespen nagen. – Steiger, 335.
Holl.: Het zijn de slechtste vruchten niet, waaraan de wespen knagen. (Harrebomée, II, 424.)
22. Eigene Frucht hat Wucht. – Parömiakon, 209.
23. Ein jede frucht schmeckt nach dem baum. – Henisch, 1270, 10.
24. Eine Frucht, die lange dauern soll, muss man pflücken und nicht schütteln.
25. Eine Frucht im Schatten reifet schwer (spät).
Engl.: Fruit ripens not well in the shade. (Bohn II, 359.)
26. Eine Frucht ist besser als zehn Blätter.
27. Einer hat die unreifen Früchte gegessen und dem andern thun die Zähne davon weh.
28. Es wird manche Frucht gegessen und man fragt nichts nach dem Baum.
29. Früchte, die im Schatten wachsen, sind nicht so süss, als die, so in der Sonne reifen.
Holl.: De vruchten, die in de schaduw wassen, zijn niet van zulk een' goeden smaak, als die in de zon groeijen. (Harrebomée, II, 424.)
30. Früchte, die man verwehrt, werden am ersten begehrt.
31. Früzeitig frücht faulen leicht. – Franck, II, 53b
Frz.: Fruit précoce et fruit durable sont deux. (Cahier, 1453.)
32. Gestohlene Frucht schmeckt süss. – Kirchhofer, 144.
33. Gute Frucht kommt nicht von bösem Baum.
Port.: Nunca de má arvore bom fruto. (Bohn I, 287.)
34. Ist die Frucht voll Durt'1, so kommt der Landmann zu kurt2; ist sie voll Rath3, ist ihm nichts gebat4. (Eifel.) – Schmitz, 176, 14.
1) Unkraut.
2) Kurz.
4) Genützt.
35. Je besser die Frucht, je mehr Wespen nagen daran.
36. Je mehr Früchte der Baum, desto mehr beugt er sich (oder: je mehr neigen sich die Aeste). – Parömiakon, 2974.
37. Je mehr Früchte ein Baum trägt, desto mehr schlagen die Buben darein. – Parömiakon, 291.
38. Jede Frucht hat (will) ihre Zeit.
39. Kein Frucht ist ohne Sprewer. – Lehmann, II, 320, 45.
40. Kein Frucht so herb, sie wird mit der Zeit mürb. – Winckler, VI, 96.
Frz.: Il n'y a si dur fruit et acerbe, qui ne se meurisse. (Leroux, I, 49.)
41. Man soll der früchte geniessen vnd den baum lassen stehen. – Henisch, 1270, 20; Petri, II, 847.
Ung.: A jó pásztor nyírni szokja, nem nyúzni a juhot. (Gaal, 172.)
42. Mit der Frucht muss man nicht auch den Ast abbrechen. – Scheidemünze, II, 1469.
43. Nicht jede Frucht ist gut zu essen.
Vorsicht bei der Wahl eines Gatten. – Die Neugriechen sagen: Nicht alles, was fliegt, ist essbar. Und die Türken: Man kann nicht das Fleisch jedes Vogels essen. (Reinsberg IV, 20.)
44. Reife Früchte fallen in den Koth.
Dän.: Naar frugten er moden, falder den tit i skarnet. (Prov. dan., 203.)
45. Solche Frücht' baut man nicht an, die man nicht verkaufen kann.
46. Ueberreife Früchte fallen von selbst ab.
47. Verbotene Frucht schmeckt am besten. – Simrock, 2852; Körte, 1634; Körte2, 2028; Mayer, II, 172.
Lat.: Quod licet, ingratum est, quod non licet, acrius urit. (Ovid.) (Philippi, II, 143.) – Quod refugit, multi cupiunt, odere quod instat. (Ovid.) (Binder II, 2900.)
48. Verbotene Früchte schmecken süss. – Gaal, 548.
Engl.: Forbidden fruit is sweet. (Bohn II, 357.)
Frz.: Pain dérobé réveille l'appétit. (Körte, 1634.)
Holl.: Verboden vruchten zijn de zoetste. (Harrebomée, II, 424.)
It.: I frutti proibiti sono i più dolci. (Bohn I, 101; Pazzaglia, 141, 4.)
Lat.: Dulce pomum, quum abest custos. (Philippi, I, 126.) – Nitimur in vetitum semper cupimusque negata. (Ovid.) (Binder I, 1134; II, 2103; Faselius, 217; Philippi, II, 29; Schonheim, N, 20; Seybold, 358; Wiegand, 1070.) – Quidquid licet, minus desideratur. (Binder II, 2838; Faselius, 217.) – Res concupita fit vetando dulcior. (Binder II, 2955.)
49. Viel Früchte, viel Maden.
Dän.: Jo meere frugt, jo fleere orme. (Prov. dan., 203.)
[1235] 50. Wächst die Frucht im Januar, wird sie in der Ernte rar. – Bair. Hauskalender.
51. Was frucht will tragen, das blühet zeitlich. – Lehmann, 917, 9.
52. Wenn die Frucht bei leeren Scheunen abschlägt, schlägt sie bei vollen auf. (Köln.) – Boebel, 135.
53. Wenn die Frucht reif ist, so fällt sie (von selbst) ab.
Lat.: Cum sunt matura, breviter pira sunt ruitura. (Binder II, 71; Neander, 296.)
54. Wenn niemand die Frucht bricht, verfault sie auf dem Baume. – Scheidemünze, I, 2735.
55. Wer die Früchte bald geniessen will, muss keine Datteln pflanzen. – Scheidemünze, I, 930.
56. Wer die Früchte nicht selbst bricht, dem schüttelt sie der Wind.
57. Wer die verbotene Frucht gekostet hat, lässt nicht davon.
Holl.: Die eens van de verboden vrucht heeft geproefd, blijft er van eten. (Harrebomée, II, 424.)
58. Wer Früchte will der Ehre, der pflanze Zweige der Sitte.
59. Wer will Früchte geniessen, der muss den Baum begiessen.
60. Wie die Frucht ist, also ist der baum. – Franck, I, 36b; Henisch, 1270; Lehmann, II, 854, 393.
Dän.: Som frugten, saa og træet. (Prov. dan., 203.)
61. Wie die Früchte oben sind, so fallen sie herunter. – Sprichwörtergarten, 414; Scheidemünze, I, 3118.
*62. Die Frucht ist wurmässig (wurmstichig, benagt, angefressen).
*63. Die Frucht mit dem Thaue verkaufen. – Winckler, XV, 24.
*64. Sie hat von der verbotenen Frucht gegessen.
Einen zu vertrauten Umgang vorzeitig (mit ihrem Geliebten oder Bräutigam) gepflogen. Die Franzosen sagen: Sie hat den Roman am Ende angefangen. (Cette fille a pris roman par la queue. Lendroy, 1273.)
*65. Silberne Früchte in goldenen Körben. – Eiselein, 191.
66. Die Früchte des Sieges liegen hinter dem Schlachtfelde.
So lautet ein Wort, das so alt ist, als der Krieg, dessen Wahrheit aber gleichwol von manchem Sieger nicht gehörig gewürdigt worden ist. (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1870, Nr. 11, S. 13.)
67. Die Früchte sind, wie der Baum Saft gibt. – Fac. facet.
68. Reifen die Früchte spät, so erwartet man einen warmen freundlichen Herbst. – Marienkalender, 1879, S. 22.
69. Wenn d' Frucht bym volle Chaste-n-ufschlot, so schlot si bym leere in abe. (Solothurn.) – Schild, 100, 20.
70. Wenn d' Frucht1 im Jänner gruenet2, so chumt sie abe3, bis si i der Wyd isch. (Solothurn.) – Schild, 103, 36.
1) Wintersaat.
2) grün wird.
3) nimmt sie ab.
71. Wer Früchte will von seiner Wohlthat haben, geb' gern, und rück nicht vor die Gaben. – Pers. Rosenthal, 280.
*72. Das bringt eben so vil frücht als vogelleim im pfeffer. – Schade, Satiren, I, 262, 38.
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