Ochsen

* Er ochst viel.

Von einem Schüler oder Studenten, der sehr fleissig arbeitet, oft mit dem Nebenbegriff des Mechanischen, Geistlosen, Maschinenmässigen. Spitznamen sind nirgends mehr zu Hause als auf Schulen und Universitäten, wo sie im täglichen Verkehr den angestammten Namen nicht selten ganz verdrängen. Selbst die Lehrer werden damit nicht ganz verschont; der strenge Director wird zum Cerberus. Ein vollständiges Verzeichniss akademischer Spitznamen nebst deren Entstehung würde dicke Bände füllen. So hat auch der Student seine eigene Terminologie, nach welcher ein Studirender, der über den Büchern sitzt, »ochst.« Er hat »Sau,« wenn es ihm übel geht; er hat nicht Gläubiger, sondern Manichäer, von denen er nicht gemahnt, sondern »getreten« wird; er borgt nicht, sondern »pumpt,« und wenn er sich eine Zeit lang aus der geräuschvollen Welt in des Carcers stille Räume zurückziehen muss, so »brummt« er. Der Bürger, vom einfachen Handwerksmann bis hinauf zum ordentragenden Rentier gilt ihm als Philister (s.d.), sowie der Seemann jeden Binnenländer ohne Unterschied eine Landratte nennt. Eine Tafelrunde kneipender Studenten reibt einen » Salamander« (s.d.). Die Männer der göttinger Universitätspolizei heissen »Schnurren,« die über das Pflaster dahinrasselnden Stangen, welche den ausreissenden Jüngern der Georgia Augusta nachgesandt werden, Bleistifte. – In Rostock wurden früher die Stadtsoldaten wegen ihrer rothen Jacken Krebse genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1111.
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