1. Am Hechte ist der Schwanz das Beste.
Frz.: Dos de brochet, ventre de carpe. (Cahier, 265.)
2. Auch den schlimmsten Hecht soll man nicht lebendig schuppen.
Man soll den Verbrecher strafen, aber nicht quälen.
3. Auch ein todter Hecht hat noch Zähne.
Böhm.: Štika umřela, ale zuby ostaly. (Čelakovsky, 34.)
Poln.: Szczuka zdechła, ale zęby zostały. (Čelakovsky, 34.)
4. Der Hecht frisst den Karpfen aus Liebe.
Aehnlich russisch Altmann VI, 388.
5. Der Hecht kennt die Tiefe des Teichs, Gott die Tiefe des Meeres. (Finn.)
[449] 6. Der Hecht spielt nicht mit kleinen Fischen.
7. Die Hechte werden in den Teich gesetzt, damit die (andern) Fische nicht faul werden. – Simrock, 4477; Körte, 2703.
Auch die Uebel in der Welt haben ihre wohlthätigen Zwecke. Die Russen: Wer selbst die Hechte in seinen Fischteich setzt, dem geschieht recht, wenn ihm die Karpfen gefressen werden.
Böhm.: Proto jest štika v řece, aby karasi nedřimali. (Čelakovsky, 249.)
Frz.: Le brochet est le fier tyran de l'onde et le 'juge pervers le loup du pauvre monde. (Leroux, I, 97.)
8. Die Hechte werden von kleinen Fischen gross. – Simrock, 4476; Körte, 2702.
Dän.: Gedden bliver stor af de smaae fiske, og den gierige af de armes sved. (Prov. dan., 220.)
9. Eigener Hecht gibt bessern Caviar als fremder Stör. – Allmann V, 98.
10. Ein grosser Hecht muss viel kleine Fische haben. – Herberger, I, 562.
11. Ein Hecht, der Karpfen verschluckt, findet seinen Hai.
Die Russen: Als der Hecht den Stint verschluckt hatte, frass ihn der Hai. (Altmann VI, 399.)
12. Ein Hecht, in die Küche gesetzt, wirkt oft mehr als im Teich.
Frz.: Un brochet fait plus qu'une lettre de recommandation. (Leroux, I, 97.)
13. Ein Hecht ist besser als zehn Frösche.
14. Ein Hecht verschlingt die kleinen Fischlein. – Petri, II, 197; Lehmann, II, 123, 50; Eiselein, 222.
Dän.: Giedden bliver stor of de smaae fisk. (Bohn I, 370.)
15. Hecht, du bist gerecht1; Berschling2, du, wie kommst du dazu? – Tendlau, 294.
1) D.h. im Recht.
2) Börs.
16. Hecht ist Hecht, sagte Klas, und zog einen Beissker an der Angel heraus.
Holl.: Dat is een schoonder snoek, zei Pau de hengelaar, en hij haalde een posje op. (Harrebomée, I, 279.)
17. Hecht und Salmen können die Bauern essen, aber nicht alle Tage.
18. Je mehr Hechte, je weniger Karpfen.
Wo der Schwache eine Beute der Willkür des Starken ist, da ist keine Wohlfahrt möglich.
19. Man fängt keine Hechte mit trockenen Händen.
Holl.: Men vangt geen snoeken met drooge broeken. (Harrebomée, II, 280.)
20. Man muss erst die Hechte aus dem Teiche herausnehmen, ehe man die Karpfen hineinthut. – Altmann V, 112.
21. Mi en Hakt on di en Pietzker, on denn wedder di en Pietzker on mi en Häkt. (Danzig.) – Frischbier2, 1534.
22. Vom Hecht den Schwanz, vom Karpfen den Kopf. – Eiselein, 292; Simrock, 4473; Braun, I, 1313.
Lat.: Lucium a cauda, cyprinum a capite lauda. (Eiselein, 292.)
23. Was soll der Hecht im Teiche, wenn keine Karpfen darin sind!
Was soll da, wo die Position fehlt, die Opposition.
24. Wat de Häkt doch dünn is, säd' de Fischer, dor harr he 'n Aal in de Hand. – Hoefer, 277.
25. Wenn de Hêkt in de free Elw swämmt, denn bitt he un fritt, wat em in de Quêr kummt; wenn he awer bî'n Amtsfischer in'n Kasten sitt, denn lât he Karpen un Kruschen herankamen und deit jüm nix. (Hamburg.)
26. Wenn der Hecht den Kaviar sieht, trauert er um seine Brut. – Altmann V, 79.
27. Wenn der Hecht hungert, ist's für Aalraupen schlimm.
28. Wer ein guten Hecht will essen, muss die Gall hinwegwerffen. – Lehmann, II, 872, 170; Gruter, III, 105; Klosterspiegel, 76, 11; Pistor., V, 73; Blum, 764; Körte, 2701; Simrock, 4474; Braun, I, 1215.
Dän.: Hvo der vil æde en god gedde, skal først kaste galden hen. (Prov. dan., 220.)
29. Wer sich zum Hecht macht, muss sich auch das Schuppen gefallen lassen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 475.
*30. Das ist mir ein rechter Hecht. – Braun, I, 1214.
[450] *31. Den Hecht fressen lassen.
Wenn man etwas nicht hindern kann. »Gelobet war Neutralität; jetzt aber sieht man, wie es geht: man muss den Hechten fressen lan.« (Opel, 106, 66.)
*32. Den Hecht über den Karpfenteich setzen.
Als Ergänzung zu Fuchs 365 füge ich folgende Redensarten hier bei. Die Küssen sagen: Den Hecht zum Hüter des Karpfenteichs machen. Die Hechtbrut in den Karpfenteich setzen. – Um diesen Gedanken auszudrücken haben sie noch eine Menge anderer Redensarten, als: Der Nachtigall die Tarakenen anvertrauen. Das Quellwasser in den Sumpf leiten. Dem Wolf das Lamm in Obhut geben. Dem Blinden die Fackel leihen. Die Gans zum Fuchs senden. Das Pech im Schmelzofen aufheben. Das Pferd zum Heuhüter setzen. Dem Lüstling die Curkosen in Obhut geben. – Der Orient ist reich an hierhergehörigen Redensarten als: Den Kebsmann zum Schliesser des Harems machen. Vom Kamel Disteln fordern. Den Heringen den Walfisch zum Lehrmeister geben. Dem Ichneumon die Krokodileier anvertrauen, dem Sperber die Tauben zugesellen. Dem Hai die Rochen überantworten. Den Lichtzieher zum Schah der Sonne, eine Boa zur Hüterin des Pfauenhofs machen u.s.w. (Altmann VI, 523.)
*33. Er hat den Hecht in den Händen.
Holl.: Hij heeft een' snoek gevangen (of: op snoek gevischt). – Hij heeft het hecht in handen. (Harrebomée, II, 279 u. 292.)
*34. Er hat einen Hecht gefangen.
Scherzend von jemand, der ins Wasser gefallen ist, weil sich dieser Fisch an tiefen Uferplätzen aufzuhalten pflegt.
*35. Er hört die Hechte im Teiche husten und weiss von jedem Karpfen, oh (wenn) er den Schnupfen hat.
Holl.: Hij kan de snoeken in't water hooren hoesten. (Harrebomée, II, 280.)
*36. Er sagt von grossen hechten ob eim brei. – Franck, I, 49a; Sailer, 297; Körte, 2703.
Er, der bei einem Brei sitzt und bei dem Schmalhans Küchenmeister ist.
*37. Es ist ein Hecht im Karpfenteich.
Es ist ein Irrthum, anzunehmen, diese Redensart rühre vom Prof. Leo in Halle her; sie ist, wie schon Hecht 7 zu ersehen ist, älter. Nur die Anwendung derselben auf Napoleon III. gehört Leo. Und zwar findet sich dieselbe im Volksblatt für Stadt und Land, 1859, Nr. 69, wo es im Monatsbericht für Juni und Juli desselben Jahres heisst: »Im übrigen müssen wir gestehen, dass wir allmählich auch an eine göttliche Mission des Kaisers Napoleon glauben. Wer grosse Fischhaltereien kennt, wird wissen, dass die Karpfen leicht Krankheiten preisgegeben sind, wenn sie gar zu faul im Wasser liegen. Da pflegt man dann nach Bedürfniss Hechte in den Karpfenteich zu setzen, um die Karpfen munter zu erhalten; und da nun einmal Europa zu dem stillen Wasser eines Civilisationskarpfenteichs ausgebildet worden ist und unser Herrgott noch nicht Zeit zu haben scheint zum Jüngsten Tage, hat er einstweilen einen Haupthecht in den Teich gesetzt.« (Büchmann, 190.)
*38. Hechte auf dem Boden (Söller) suchen.
Von verlorener Arbeit.
Holl.: Snoeken op zolder zoeken. ( Harrebomée, II, 280.)
39. Ehe ein Hecht gross wird, muss er viel kleine Fischlein verschlingen.
Engl.: The little cannot be great unless he devour many. (Bohn II, 12.)
40. Ein Hecht ist ein Räuber. – Forer-Gesner's Thierbuch, S. 175b.
[1418] 41. Ist dir der Hecht zu theuer, so iss Gründlinge.
Die Russen: Lass dir am Alant genügen, wenn der Karpfen dir zu theuer. (Altmann VI, 405.)
*42. Der Hecht war doch blau.
Zur Bezeichnung einer gern widersprechenden Frau nach einer Gellert'schen Fabel: Die Widersprecherin.
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