1. Auf ein fressend Pfand muss man nicht leihen.
2. Das erste Pfand das beste.
Insofern der zweite Gläubiger erst etwas erhalten kann, wenn der erste befriedigt ist.
Holl.: De eerste zijn de beste panden, niets toch gaat voor de eerste trouw. (Harrebomée, II, 170a.)
3. Däs ist 's best Pfand, däs sein Herra rettet. – Michel, 257; Nefflen, 453.
Auch in dem Sinne: in der Noth muss man auch das Unentbehrlichste oder das, was eben einen Liebhaber findet, verkaufen können.
4. Dat pant enis nicht gud, dar cyn man dat lyff to pande laten mod. – Haupt, Zeitschrift, V.
5. Ein gut Pfand ist die beste Bürgschaft.
Frz.: Mieulx vault gaige en arche que pleige en place. (Leroux, II, 263.)
6. Ein gut Pfand ist so viel werth als der Mann, der's gibt.
It.: Vi e genti da non fidarse col pegno in mano.
Port.: Do bom penhor es de mão, nenhun penhor nem fiador. (Bohn I, 275.)
7. Ein gut Pfand löst seinen Herrn.
»Bedencke das sprichwort, dass obmaln ein gutes Pfand seinen Herrn löset.« (Ayrer, V, 3170, 26.)
Engl.: A fair pawn never ashamed his master. (Bohn II, 123.)
8. Ein Pfand, das frisst, bös zu nehmen ist.
Frz.: De gage qui mange nul ne s'en arrange. (Leroux, II, 97.)
It.: Pegno che mangia, nessuno lo pigli. (Pazzaglia, 273, 2.)
9. Ein Pfand, das man nicht brauchen thar, wolt ich nicht haben vmb ein Haar. – Petri, III, 5.
Lat.: Laus sordet uadij, domino quo non licet uti. (Loci comm., 96.)
10. Ein heidnisch Pfand ist besser als ein christliches Versprechen.
Dän.: Bedre tror jeg dit hedene pant end din christelige tro. (Prov. dan., 556.)
Frz.: Foi de gentilhomme, un autre gage vaut mieux. (Bohn I, 18.)
Holl.: Een pand op hand grijpt stand. (Harrebomée, II, 170b.)
Schwed.: Bättre hedna pant än christna tro. (Grubb, 68.)
11. Es ist ein böss (schlimmes) Pfand, das seinen Herrn zwinget. – Lehmann, II, 141, 135; Petri, II, 259; Körte, 4719.
Frz.: Celui a bon gage du chat, qui en tient la peau. (Körte, 4719.)
Holl.: Het is een slecht pand, dat zijnen meester begeeft. (Harrebomée, II, 170.) – Tis een quaet pant, dat sinen here beswijct.
Lat.: Laus sordet vadii, domino quo non licet uti. (Fallersleben, 670; Sutor, 657.)
12. Es ist ein gut pfand, dass seinn herrn lösst. – Franck, I, 159b; Lehmann, II, 141, 143; Körte, 4718; Simrock, 7783; Graf, 237, 95; Braun, I, 3231.
Ein bedrängter Schuldner konnte sich in Geldverlegenheit, um sich vor Personalhaft zu schützen, durch Ueberlassung anderer Sachen freimachen, wenn er seine beste Habe gibt; diese löst ihren Herrn.
13. Hat man kein Pfand, so muss man selber Pfand sein. – Graf, 237, 96.
In älterer Zeit war dies buchstäblich der Fall. Wenn nämlich das Vermögen des Schuldners zur Befriedigung des Gläubigers nicht zureichte, wurde er selbst durch richterlichen Spruch dem Gläubiger zu Hand und Halfter überliefert, um seine Schuld abzuverdienen. Dort wurde er gehalten wie ein Dienstbote; der Gläubiger konnte ihn aber auch stocken und blocken, durfte ihn aber weder kalt noch warm halten, musste ihm namentlich täglich Brot und drei Kannen Wasser geben, nach Gefangenenrecht, durfte ihn aber in keiner Weise peinigen, aber Handschellen und Fesseln durfte er ihm anlegen; denn »eine bequeme Fessel schadet niemand an seinem Leibe«. (Vgl. Daniels, 358, 41.) Manchmal wurde die Schuldhaft durch den Scharfrichter vollzogen.
Mhd.: Hefft he neyn pand so schal he selven dat pand syn. (Grimm, III, 264.)
14. Kleines Pfand, grosser Gewinn.
Frz.: De petit gage gros gaynage. (Leroux, II, 97.)
15. Lebendiges Pfand zehrt mit dem, der es mahnt. – Graf, 480, 686.
Im ältern Verfahren lag der Verkauf der Pfandgegenstände dem ob, auf dessen Antrag die Pfändung erfolgt war; sie vertrat die Bezahlung, weshalb ihn auch Nutzen und Last des Gegenstandes traf. Auf Rügen: [1245] De lewendige Pande teret mit dem, da se mahnet. (Normann, 94, 74.)
It.: Pegno che mangia niuno lo pigli. (Bohn I, 119.)
Port.: Penhor que come, ninguem o tome. (Bohn I, 291.)
Span.: Prenda que come, ninguno la tome. (Bohn I, 242.)
16. Man leiht auf kein Pfand mehr als es werth ist. – Altmann VI, 495.
17. Mehr (viel) Pfand, mehr (viel) Geld.
»Also geht es zu in der Welt, hast du mehr Pfand, habe ich mehr Geld.« (Ayrer, IV, 2228, 24.)
18. Ohne Pfand borgt niemand im Land.
It.: Certo ch' hà poco ingegno colui ch'impresta senza pegno. (Pazzaglia, 273, 1.)
19. Ohne Pfand ist bös borgen (leihen).
20. Ohne Pfand kann man schwerlich etwas borgen. – Lehmann, II, 490, 19.
Schwed.: Punt bär penningar hem. (Grubb, 663.)
21. Pfand gibt oft Land. – Eisenhart, 319; Hertius, II, 3, 431; Petri, II, 504; Eiselein, 507; Simrock, 7782; Sailer, 255; Körte, 4717; Graf, 115, 280.
Land konnte im altdeutschen Recht fast nur im Erbgange erworben werden. (S. ⇒ Eigen 7.) Wenn liegende Güter aber verpfändet waren, so konnte sie der Gläubiger für seine Ansprüche erwerben. ( S. ⇒ Pfandschaft.)
Dän.: Pant giver aarsag til trætte. (Prov. dan., 450.)
22. Pfand ist besser als Land.
Holl.: Pand is zekerder dan land. ( Harrebomée, II, 170b.)
23. Pfand macht freie Hand.
Wer Mittel besitzt, hat den Boden freier Wirksamkeit.
It.: Pegno in casa val meglio che credito in piazza. (Pazzaglia, 273, 3.)
24. Pfand steht sich nicht selber los. – Grimm, Weisth., III, 272; Graf, 115, 285.
Das Pfandverhältniss erlosch durch die lange Dauer desselben nicht; wie lange auch die Einlösung des Pfandguts verschoben wurde, der Pfandinhaber konnte nicht Eigenthümer desselben werden.
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